Guten Abend Liebe Leser,
nachdem wir für drei Tage Nusa Penida erkundet hatten, stiegen wir in ein sehr schnelles Boot und erreichten bald reichlich durchgeschüttelt Bali. Unser Quartier in Sanur war schnell gefunden.
Mein Aufenthalt in Bali war aber erstmal ein sehr kurzer. Es stand gleich das nächste Highlight an, eine 24stündige Tour nach Java. Das Ziel war der Vulkan Ijen mit seinen Schwefelvorkommen und seinem speziellen See.
Am Abend wurde ich eingesammelt und es ging Richtung Westspitze Balis. Die Fahrt dorthin dauerte etwa fünf Stunden. Danach ging es auf eine nicht sehr vertrauenserweckende Autofähre. Die Meeresenge zwischen den Inseln ist nur etwa drei Kilometer breit, da aber nicht genug Anleger vorhanden sind, muss man ewig warten, bis die Fähre dann mal anlegt. Das Übersetzen dauerte somit etwa eine Stunde.
Danach ging es noch etwa eine Stunde zu unserem Ziel, einem Parkplatz unterhalb des Kraters. Als wir dort ankamen, war es etwa 1 Uhr. Wir bekamen unser Equipment (Atemschutzmasken, Handschuhe und Taschenlampe) und machten uns an den Aufstieg.
Der Weg hoch zum Kraterrand ist sehr gut ausgebaut und nicht so schwer. Man merkt ein bisschen die Höhe, man startet auf fast zwei Kilometern über null. Relativ schnell riecht man schon den Schwefel und setzt seine Maske auf, da es natürlich bessere Dinge für die Lunge gibt.
Der Weg ist sehr belebt, viele Indonesier reisen zu diesem Ort und natürlich einige Touristen. Nach etwa 90 Minuten hatten wir den Kraterrand erreicht und es ging nach unten. Der Pfad war anspruchsvoller, aber definitv machbar. Im kompletten Dunkel und nur mit Taschenlampe in der Hand muss man natürlich ein bisschen aufpassen.
Nach 45 Minuten erreichten wir den Boden des Kraters. Man sieht im Dunkeln die Rauchschwaden aufsteigen. Ab und zu erscheint auf einmal ein blauer Schimmer im Rauch.
Dieser Vulkan ist der einzige weltweit, bei dem man dieses Phänomen beobachten kann. Man muss Glück haben, die Aktivität variiert täglich. Und man sieht es natürlich nur in der Dunkelheit.
Langsam wurde es heller und wir gingen noch ein kleines Stück weiter und erreichten den Kratersee. Dieser See ist extrem sauer (PH Wert: 0,13) und ebenfalls ziemlich einzigartig in dieser Größe. Die Oberfläche ist spiegelglatt.
Bei helleren Lichtverhältnissen konnten wir besser unsere Umgebung wahrnehmen. Man fühlt sich wie auf einem anderen Planeten. Man sieht nirgends eine Pflanze. In diesem desolaten Gelände verrichten die Schwefelabbauer ihre Arbeit:
Unser Guides, die selber längere Zeit als Bergarbeiter hier gearbeitet haben, erklärten uns den Prozess der Schwefelgewinnung. Der Schwefel wird mit Röhren eingefangen und fließt dann unten heraus. Dort wird er aufgefangen und von den Arbeitern in passende Stücke zerkleinert. Diese werden in zwei Bambuskörbe getan, die durch ein Stück Holz in der Mitte verbunden sind. Diese legen sich die Arbeiter über die Schulter und tragen sie hoch zum Kraterrand.
Das Gewicht, welches die Männer tragen, ist ziemlich unvorstellbar. Ein normaler Arbeiter trägt etwa 80 Kilogramm, unser Guide zeigte uns aber auch einen älteren Herren, der 110 Kilo trug. Man konnte unten mal probieren eine Landung hochzuheben, nach ein paar Sekunden wurde mir das zu schwer. Zur Vorstellung: Wir brauchten mit unseren leichten Rucksäcken schon 45 Minuten bis nach oben. Wie diese Leute es schaffen, ist einfach unglaublich. Das ganze machen sie zweimal am Tag.
Bis letztes Jahr haben sie die Körbe wohl bis zum Parkplatz getragen, also nochmal viel weiter. Mittlerweile benutzen sie Handkarren. Warum sie es davor nicht gemacht haben, dass weiß ich nicht.
Wie man sich unschwer vorstellen kann, ist dieser Beruf sehr schlecht für die Gesundheit. Viele benutzen nicht einmal einen richtigen Atemschutz, sondern binden sich einen Schaal um das Gesicht. Die Gesichter waren gezeichnet von der Anstrengung.
Der Verdienst für diesen Beruf sind etwa 22€ am Tag, was für indonesische Verhältnisse viel ist. Dafür seine Gesundheit zu ruinieren und sein Leben wahrscheinlich dramatisch zu verkürzen, dass erschließt sich mir trotzdem nicht. Circa 200 Männer machen trotzdem diesen Job.
Auf dem Weg nach oben begegneten wir einigen Arbeitern. Trotz der enormen Last sind sie immer freundlich und wirken nicht unzufrieden.
Die Erlebnisse des heutigen Tages werden mir noch öfters durch den Kopf gehen. Es stimmt einen doch sehr nachdenklich. Man findet online auch Zeitungsartikel und Reportagen, die werde ich mir mal ansehen.
Wir hatten unseren Austieg bald fast abgeschlossen und warfen nochmal einen Blick zurück.
Der Ort, an dem dieses Bild entstand ist, befindet noch ein Stückchen unterhalb des Kraterrandes. Der Schwefel wird dort abgebaut, wo der gelbe Rauch aufsteigt. Vielleicht gibt das eine Vorstellung über die Distanz, die zurückgelegt werden muss.
Wir erreichten bald wieder unsere Autos und fuhren ein Stückchen in ein Dorf, in dem wir frühstückten. Schon auf der kurzen Fahrt waren wir alle eingeschlafen. Nach einem fetten Mahl ging es wieder zur Fähre und zurück nach Bali. Es dauerte viele Stunden, aber irgendwann war ich dann doch wieder im Hotel.
Das war also meine 24 Stunden Tour nach Java.
Ich wünsche Allen Lesern einen guten Rutsch ins neue Jahr! Ich werde die letzten Tage auf Bali entspannt angehen lassen, am 2. Januar fliege ich dann nach Sri Lanka.
Viele Grüße aus Indonesien
Clemens
Schreibe einen Kommentar