Während meiner Zeit in Medellín hatte ich eine Entscheidung getroffen: ich würde über den Atlantik nach Europa segeln. Bis zu meinem Abflug waren nun noch etwas mehr als zwei Wochen Zeit, sodass ich zum allerersten Mal einen umfassenden Plan machen musste. Und wie man sich vorstellen kann, tat ich mich damit schwer.
Nachdem ich etwa 5 Tage in Medellín verbacht hatte, machte ich mich auf den Weg nach Jardín (Deutsch: Garten). Dies wurde also mein Auftakt für den Besuch der Kaffee-Zone. Mein Flug in die Karibik startete aber von Medellín und es war ganz schön zu wissen, dass ich noch einmal zurückkommen würde.
An dieser Stelle tue ich mich mit dem Schreiben ziemlich schwer. Denn wenn man ein paar Wanderungen unternommen hat, was soll man da schreiben? Probieren wir es mal:
In Jardín war das Wetter einigermaßen gnädig und es regnete vor allem abends bzw. nachts. So machte ich mich auf den Weg zu einer Wanderung durch die Umgebung. Ich war in den Wochen zuvor nicht mehr so viel gewandert (vor allem nicht so hoch über dem Meeresspiegel) und deshalb ließ ich es erstmal ruhig angehen. Kaffee-Pflanzungen konnte man auf jeden Fall sehen, aber es wurde auch Kakao und so etwas angebaut. Nach etwa 2, vielleicht auch 3 Stunden erreichte ich ein kleines Häuschen in den Bergen mit einer wunderbaren Aussicht ins Tal. Es tat wirklich gut, wieder sattes Grün überall zu sehen!
Man konnte etwas zu Essen und Trinken kaufen und dabei die zahlreichen Vögel, die von bereitgestelltem Obst angelockt wurden, beobachten. Hier mein Versuch, einen Kolibri zu fotografieren:
Am nächsten Tag ging es dann zu einer etwas größeren Wanderung. Meistens muss man im Hostel nur ein bisschen die Augen und Ohren offenhalten und schon findet man jemanden, der mitkommt. So auch dieses Mal. Die Besitzerin des Hostel gab uns den Tipp, noch ein Stück mit dem TukTuk zu fahren und nicht den ganzen Weg zu laufen. Generell schien sie vom Konzept Wandern aber ohnehin nicht so richtig überzeugt zu sein, sodass wir überlegten. Schließlich entschieden wir uns dafür und man muss im Nachhinein sagen, dass das gut so war. Die Wanderung wurde trotzdem noch tagesfüllend und der erste Teil, den wir nun fuhren statt zu laufen, war nicht besonders spannend.
Ziel der Wanderung war ein kleiner Wasserfall, der in eine Höhle hinabstürzt. Davor galt es jedoch, den Weg dorthin zu finden. Denn eine Beschilderung gibt es natürlich nicht, lediglich eine Beschreibung im Internet und die App Maps.Me, die noch in den entlegensten Regionen Wege kennt und mir so beim Reisen schon öfter unschätzbare Dienste geleistet hat.
So ganz auf dem richtigen Weg waren wir dann wohl nicht, denn wir befanden uns irgendwann auf einer Weide mit ein paar netten Kühen. Da waren wir aber nicht die Einzigen, und so bestand unsere Wandertruppe nun schon aus 4 Personen. Wir erklommen einen viel zu steilen Hang auf der Weide und waren damit immerhin sicher, nicht mehr auf einem Weg zu sein. Oben angekommen, sahen wir einen Pfad. Blöderweise war zwischen uns und dem Weg nun noch ein Weidezaun, der, wie wir durch probieren feststellten, tatsächlich Strom hatte. Aber es half ja nix uns so krochen wir kurzerhand unter dem Zaun durch. Dabei wurden wir zwar etwas dreckig, aber immerhin blieben weitere Stromschläge aus.
Der Rest des Weges war dann einfach zu finden und verlief ohne weitere Zwischenfälle.
Der Wasserfall war wirklich einen Besuch wert, zum Baden war es 98 Prozent der Besucher dort aber viel zu kalt. Mir auch.
Auf dem Rückweg gab es dann noch viele schöne Aussichten und so manche Gelegenheit, den richtigen Weg zu suchen. Aber es entwickelte sich zu einer wirklich schönen und lustigen Tour. Am Ende sehnten wir uns nach einem kühlen Getränk, aber die zwei Restaurants, an denen wir vor unserer Rückkehr nach Jardín vorbeikamen, hatten beide geschlossen (Klassiker) und so mussten wir uns noch etwas gedulden. Am Abend spielten wir noch etwas Billard und schon war meine Zeit in Jardín vorbei. Bis zum nächsten Mal 😉
Nach einer Bootsfahrt am Morgen, einem Tag am Strand in Necoclí und einer Nacht im Nachtbus kam ich ziemlich erschöpft in Medellin an. Kolumbien ist eben ein großes Land und man kann mehr Zeit im Bus zubringen, als einem lieb ist. Wobei ich eigentlich gern Bus fahre. Man sieht viel vom Land und trifft manchmal sogar interessante Menschen. Aber ich schlafe auch einfach gerne und das nicht nur im Nachtbus.
Medellin ist die zweitgrößte Stadt des Landes und gilt als kosmopolitischer und moderner als Bogotá. Außerdem ist sie das nördliche Ende des Kaffee-Dreiecks, auch bekannt als Kaffee-Zone oder Zona Cafetera.
Als ich am Morgen in Medellin ankam erlebte ich aber etwas, das es in den vergangenen Monaten meiner Reise lange nicht mehr gegeben hatte: Regen. Wie sich in den folgenden Tagen herausstellte, hatte die Regenzeit in diesem Jahr einige Wochen früher begonnen als üblich. Der Regen wurde von nun an für den Rest meiner Reise ein ständiger Begleiter. Die „Hauptaktivität“ in der Kaffee-Zone ist das Wandern. Dafür ist Regen nun nicht unbedingt hilfreich, aber man braucht eben manchmal etwas Geduld und muss sich mit der Situation arrangieren. Und das ist ein großer Vorteil des Reisens gegenüber dem Urlaub: man kann es sich erlauben, auch mal die Pläne um einen Tag zu verschieben, weil man spontan unterwegs ist und ohne Zeitdruck.
Es ist für mich mittlerweile fast schon Standard, bei Ankunft in einer Stadt zuerst eine FreeWalkingTour zu absolvieren. Diese sind spendenbasiert, aber professionell organisiert und oftmals sehr lehrreich! Während man über die Geschichte eines Ortes noch einiges im Internet lesen kann, erfährt man hier vieles aus erster Hand von Guides, die tatsächlich vor Ort leben. Oft weiß man garnicht so genau, wo man hinschauen muss um interessante Dinge zu entdecken und dabei hilft einem eine geführte Tour. Außerdem kann man Tipps zum Essen und ähnlichem erhalten. Und Essen ist wichtig!
Medellin ist in 16 Comunas aufgeteilt. Die reicheren sind im Tal, während sich die irregulären, ärmeren an den Hängen der umgebenden Berge erstrecken. Je nachdem in welcher Comuna man lebt, sind z.B. Steuern und Abgaben, aber natürlich auch der Wert des eigenen Hauses, sehr verschieden.
International bekannt (danke Netflix) ist die Stadt als „Wirkungsstätte“ Pablo Escobars. Ein Vorteil, dass die ärmeren Viertel an den Hängen gelegen sind ist, dass die Gangster die Polizei so beobachten konnten, wenn sie sich auf den Weg nach oben machte und deshalb genug Zeit zum Verschwinden blieb. Die ziemlich steilen Hänge mochten den Verbrechern zum Vorteil gereichen, für die normalen Menschen stell(t)en sie aber ein großes Problem dar. Denn die meisten „regulären“ Jobs gibt es natürlich im Zentrum der Stadt.
Die Stadtverwaltung fand dafür eine Lösung, die mir selbst nicht so direkt eingefallen wäre: Sie baute Seilbahnen. Diese sind genau die gleichen Modelle wie die, die man in den Alpen im Skiurlaub sieht. Einziger Unterschied ist, dass sie mehrere Zwischenstationen haben und Menschen in beide Richtungen transportieren, nicht nur nach oben.
Insgesamt gibt es 6 Linien, die direkt an das Metro-Netz angeschlossen sind. Man muss also nicht extra bezahlen, wenn man in die Seilbahn umsteigt und kann mit seinem Ticket für umgerechnet etwa 50ct direkt weiterfahren. Sehr praktisch. So kann man in 12 Minuten Orte erreichen, zu denen man mit dem Bus mehr als 90 Minuten unterwegs wäre. Diese Infrastrukturprojekte (zu denen auch der Bau von Rolltreppen im Freien zählt, aber dazu später mehr) haben viel bewirkt und sind heute ein Symbol des Wandels im Land. Nicht zu vergessen ist hierbei die Metro. Für uns vollkommen normal, in Kolumbien aber etwas besonderes. Es geht sogar soweit, dass die Einwohner Medellíns von der „Metro-Kultur“ sprechen. Diese steht zum Beispiel für gegenseitigen Respekt und Rücksichtnahme, aber auch Zuverlässigkeit der öffentlichen Hand gegenüber ihren Bürgern.
Meine Unterkunft fand ich, wie die meisten Touristen, im Viertel El Poblado. Dieses ist etwas moderner und schicker als zum Beispiel das Zentrum. Man könnte es auch als Ausgehviertel bezeichnen. Das historische Zentrum ist wie in den meisten Städten vor allem nachts relativ gefährlich und deshalb spart man sich viele graue Haare, wenn man nicht dort unterkommt.
Ein viel beworbenes Highlight ist der Besuch der Comuna 13. Noch in den 90er Jahren war Medellin als gefährlichste Stadt der Welt bekannt und die Comuna 13 sozusagen der Quell dieses Rufs. Doch glücklicherweise begann irgendwann die Zeit des Wandels und heute kann man die zahlreichen Graffitis, StreetArt, etc. bewundern. Möglich wurde dieser Wandel vor allem dadurch, dass die rivalisierenden Drogenkartelle eine Art Abkommen schlossen, dass die Grenzen der „Zuständigkeitsgebiete“ festlegte und Revierkämpfe damit mehr oder weniger der Vergangenheit angehörten. Sie hatten angeblich festgestellt, dass diese das Auftauchen der Polizei (inklusive der üblichen Gewalt) nach sich zogen und sie insgesamt ruhiger lebten, wenn sie auf Schießereien etc. verzichteten.
Die Comuna 13 besuchte ich im Rahmen einer FreeWalkingTour. Unser Guide war hier aufgewachsen und hatte die schlimmeren Zeiten hier erlebt, obwohl er nicht viel älter als ich ist. Er erzählte uns zum Beispiel, dass einer seiner Freunde mit etwa 13 Jahren eine unsichtbare Grenze zwischen Territorien überquert hatte und daraufhin erschossen wurde.
Natürlich hörte ich den Begriff „Narco Culture“ nicht zum ersten Mal, aber aus erster Hand zu erfahren, was es u.a. mit Kindern macht, wenn sie in der Allgegenwart der Drogenkartelle aufwachsen, war sehr ergreifend. Man stellt sich immer vor, dass die Bewohner die Kartelle verachten und verabscheuen, aber tatsächlich waren die Gangster für viele Kinder auch Vorbilder. Das lag nicht nur am berühmten „sozialen Engagement“ von Baronen wie Escobar, sondern auch schlicht daran, dass andere Vorbilder fehlten und die Verbrecher mit ihrer Macht und ihrem relativen Wohlstand Anziehung ausübten.
Eine gewisse internationale Aufmerksamkeit erlangte die Comuna 13 durch die Eröffnung einer Rolltreppenanlage im Freien, die mitten durch das Viertel gebaut wurde und insgesamt die Höhe von 28 Stockwerken überwindet. Ähnlich wie die Seilbahnen ermöglicht sie den Bewohnern die Teilnahme am normalen öffentlichen Leben. Es war wohl damals recht leicht für die Stadtverwaltung, die für den Bau notwendigen Grundstücke zu erwerben, da ohnehin niemand gern dort lebte. Mittlerweile ist die Comuna 13 ein sicheres und recht begehrtes Viertel zum Wohnen und die Werte der Häuser sind rasant gestiegen. Bei der Recherche für diesen Artikel stieß ich auf das Datum der Eröffnung der Rolltreppen und war mittelmäßig geschockt: 2011.
Selbstverständlich hat die Veränderung schon vorher begonnen (denn man kann sicherlich keine so umfangreiche Investition in einem Gebiet mit alltäglichen Schießereien vornehmen) aber wie sehr Projekte wie dieses den Wandel beschleunigen können, ist schon bemerkenswert.
Da ich nicht so viele gute Bilder geschossen habe, hier ein interessanter Link:
Die Vergangenheit dieses Ortes faszinierte mich schon vorher sehr, aber der eigentliche Besuch dort war dann etwas anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Denn die berühmten (und wirklich sehr interessanten) Graffitis werden täglich von 1000den, gefühlt eher zehntausenden, Touristen bestaunt und es fühlte sich ein bisschen wie in einem Freizeitpark an. Es gibt unzählige Bars, Cafés, Restaurants und Läden, die eindeutig für Touristen gemacht sind. Von daher bleibt mir der Besuch auf jeden Fall in Erinnerung, aber ein bisschen schade ist es schon, dass sich so eine künstliche Atmosphäre entwickelt hat.
Gegen Nachmittag kündigte sich schon wieder ein schöner Regen an, sodass wir den Tag mit einer weiteren Seilbahnfahrt ausklingen ließen.
P.S.: Oft habe ich daran gedacht und es nun doch fast vergessen, in den Blog zu schreiben: im Viertel El Poblado gab es eindeutig das beste Eis, das ich auf der ganzen Reise gegessen habe. Der Laden heißt Amor-Acuya (ein Wortspiel aus Maracuya und Amor, also Liebe falls es jemandem nicht aufgefallen sein sollte) und vor allem das Maracuya-Eis mit Schokostückchen drin war immer wieder umwerfend. Ich kann garnicht mehr sagen, wie oft wir in der Zeit dort waren, aber es war auf jeden Fall oft… 😛 und manchmal träume ich noch davon.
Ich glaub, dass dies offiziell der längste Blogeintrag jemals hier geworden ist. Wie man vielleicht merkt, zählt auch Medellin für mich zu den absoluten Highlights meiner Reise, was aber auch an den umwerfenden Leuten, die ich dort getroffen habe, liegt.
Im letzten (und vielleicht sogar vorletzten) Beitrag war schon das eine oder andere Mal die Rede vom Darién Gap. Wer in der Region geografisch nicht so ganz fit ist, braucht vielleicht eine Erklärung: Diese Lücke ist die Verbindung zwischen Panama und Kolumbien und damit auch die Grenze zwischen Zentral- und Südamerika. Aber warum wird das Ganze nun als Lücke und nicht als Brücke o.ä. bezeichnet? (Ritzeratze voller Tücke in die Brücke eine Lücke)
Das liegt daran, dass es sehr schwierig ist, diesen dichten Dschungel zu durchqueren. Etwa 100 km Dschungel werden durch keine Straße o.ä. verbunden. Es gibt nur Urwald, wilde Tiere, Menschen- und Drogenschmuggel und andere weniger schöne Dinge.
Selbst die Panamericana, die über 48.000 km von Alaska nach Feuerland führt, ist hier unterbrochen und alle Güter und Menschen müssen über den See- oder Luftweg transportiert werden. Ein Versuch, sie zu komplettieren, scheiterte neben dem Widerstand von Indigenen und Naturschützern auch an der praktischen Durchführbarkeit aufgrund des Terrains.
Capurganá ist nur mit dem Boot oder einem kleinen Flugzeug zu erreichen und der letzte Ort auf kolumbianischer Seite, bevor der Dschungel beginnt. Ich nahm also das Boot und mit 30 Knoten ging es in dem recht kleinen Gefährt etwa 1,5 Stunden über die Bucht.
Die Landschaft ist sehr karibisch (schließlich befand ich mich noch immer an der Karibik-Küste). Das Wasser blau-türkis, die Wälder tropisch und der Ort sehr klein. Die Anzahl an Unterkünften ist überschaubar und so lernte ich schnell einige andere Rucksackis kennen und wir erkundeten gemeinsam die Gegend und hatten einfach eine gute Zeit.
Die andere Seite dieses schönen Erdflecks zeigte sich aber auch beständig und man konnte sie nicht ignorieren: aufgrund seiner geografischen Lage ist Capurganá ein wichtiger Ort für Flüchtlinge aus der ganzen Welt. Aus Asien (z.B. Bangladesch, Indien, Laos und seit dem Ende der Covid-Restriktion auch viele aus China) und Afrika kommen die Menschen mit dem Flugzeug nach Brasilien, Ecuador und Kolumbien und legen den Rest des Weges bis zu ihrem Ziel USA auf dem Landweg zurück. Der Grund dafür ist, dass die o.g. Länder recht laxe Visa-Bestimmungen haben.
Capurganá ist der Sammelpunkt vor dem größten Hindernis dieser Reise: der Querung des Darién Gap. Etwa eine Woche Fußmarsch durch matschigen, mosquitoreichen, sehr bergigen und vor allem von der Außenwelt abgeschnittenen Urwald liegt vor den Menschen. Die Überlebenschancen, falls man sich dabei verletzt, sind sehr gering. Die Chancen, sich zu verlaufen, dafür groß.
Deswegen konnte man überall Menschen in Zelten und einer verlassenen Hotelanlage sehen, die sich vor den Behörden verstecken und darauf warten, mit einem Schleuser die Reise Richtung Panama zu starten. Die Schleuser gehen aber wohl nur bis zur sehr nahen Grenze mit, da das Risiko für sie, falls sie von Militär oder Polizei gefasst werden, sehr hoch ist. Die Flüchtlinge werden in Panama und den nachfolgenden Staaten toleriert, solange sie „in Bewegung bleiben“ und Richtung Norden weiterziehen.
Was sie erwartet, kann man in diesem kurzen Nachrichtenbeitrag (auf Englisch) ganz gut sehen:
Oder in diesem Artikel des SPIEGEL aus dem Jahr 2021. Mittlerweile sind die Zahlen wohl noch höher…
Es gibt einem schon zu denken, dass man dort hin fährt, um den Strand zu genießen und Wanderungen zu unternehmen. Und diese Menschen machen sich auf so eine lebensgefährliche Tour.
Nichtsdestotrotz genoss ich die Zeit dort und blieb 10 Tage. Es ist auf jeden Fall so, dass man sich im Laufe der Zeit in dieser Region der Welt an den Anblick von Armut gewöhnt.
Eine recht anstrengende Wanderung führte mich und einen anderen Deutschen von Capurganá ins Nachbardorf Sapzurro. Leider begegneten wir relativ wenigen Tieren, aber die Aussichten waren spekulatiös. Von Sapzurro kann man über die Grenze nach Panama spazieren. Es ist aber kein richtiger Grenzübergang, da das Dorf auf der anderen Seite komplett vom Rest Panamas abgeschnitten ist. Nach einem kurzen Bad im Meer geht man also wieder zurück. Einen Stempel bekommt man auch nicht in seinen Pass, ein einsamer Soldat schaut lediglich den Reisepass an, falls man ihn dabei hat. Wenn nicht, ist es wohl auch nicht so schlimm.
Aber immerhin kann ich jetzt behaupten, dass ich mal in Panama war!
Ich entspannte noch ein paar Tage und machte nichts, außer ein bisschen am Blog zu schreiben. Das Hostel war wunderschön im Wald gelegen und man konnte Affen sehen und der Natur lauschen. Strom gab es immer ab etwa 10 Uhr morgens bis irgendwann am Nachmittag und dann noch einmal am Abend bis kurz nach Mitternacht. Aber wenn man es weiß, dann ist das ja kein Problem und gefiel mir sogar ziemlich gut. Leben am Limit!
wie man schon an der Anrede merkt, wird dieser Beitrag in etwas müdem Zustand geschrieben. Warum buche ich immer solche Flüge, bei denen man die Nacht am Flughafen verbringt? Den Grund kann man sich wohl denken…
Aber zurück zum Blog:
Mein nächster Stopp war Rincon del Mar. Ein wirklich kleines Fischerörtchen mit bebadbarem Strand und sonst nicht viel. Der Weg führte mich zunächst zwei oder drei Stunden mit dem Bus, bevor ich aufs Moped umstieg und mich die restlichen 15km damit fahren ließ. So langsam gewöhnte ich mich an dieses Transportmittel; mein Favorit wird es trotzdem niemals werden. Irgendwann hörte der Asphalt auf und es ging auf einem Stein/Sandweg weiter. In meinen Kopf kam der Gedanke, dass es meistens tolle Erlebnisse gibt, wenn man irgendwo auf einem Sandweg ankommt…
Rincon del Mar ist vielleicht ein bisschen so, wie Palomino vor ein paar Jahren war. Zumindest stelle ich es mir so vor.
Gleich am ersten Abend schloss ich mich einer Plankton-Tour an. Mit einem kleinen Boot (das mit 2x 75PS völlig übermotorisiert war) fuhren wir zunächst über das recht bewegte Meer zu einer Insel und konnten dort ein paar Vögel beobachten. Auf dem Weg wurden wir schonmal ordentlich nass. Aber da wir später eh baden gehen wollten, war das nicht zu tragisch. Und es war ja warm.
Nachdem wir dann ein kleines Stück durch Mangroven gefahren waren, sprangen wir in einer Bucht ins badewannenwarme Wasser. Trotzdem kostete das etwas Überwindung, denn man konnte sich alle möglichen Tiere vorstellen, die dieses schöne Gewässer ihre Heimat nennen und den meisten davon wollte man sicherlich nicht begegnen. Zumindest nicht so.
Das Ganze hieß ja Plankton-Tour. Und als es dann dunkel wurde, konnte man es tatsächlich fluoreszieren sehen. Wenn das Wasser bewegt wird, beginnt das Plankton zu leuchten, und zwar bläulich. Wenn man seinen Arm durchs Wasser bewegt, zieht er einen Leuchtschleier hinter sich her. Ein etwas seltsames Gefühl und definitiv beeindruckend. Zwar hatte ich beim Segeln in Nord- und Ostsee schon manchmal so etwas gesehen, aber so intensiv war es noch nie!
Auf dem Rückweg wurden wir dann noch nasser (fühlte sich zumindest so an) und da mehrere Boote diese Tour absolvierten und alle ohne Licht mit einer rasanten Geschwindigkeit über die Wellen brausten, hoffte ich auf heile Ankunft.
Die restlichen Tage in Rincon lassen sich so zusammen fassen: Tag 1 Strandspaziergang nach links, Tag 2 nach rechts. Tag 3 Abfahrt.
Während es in Rincon quasi nur Backpacker (sprich Ausländer) gibt, war dies in Tolú, meinem nächsten Ziel, genau umgekehrt. Es steht quasi auf keinem Backpackerreisezeitplan, ist aber von Kolumbianern durchaus frequentiert.
Da ich mich dazu entschieden hatte, an den Darién Gap zu fahren, lag es aber ganz gut auf dem Weg und ich musste nicht zu lange am Stück im Bus sitzen.
Ich sah an meinem ersten Tag keinen einzigen Menschen, der westlich aussah. Beim Frühstück am nächsten Tag jedoch hörte ich auf einmal unerwartet Deutsch. Wie sich herausstellte, war ich auf einen Hamburger getroffen, der genau an diesem Tag seine kolumbianische Freundin geheiratet hatte. Zumindest standesamtlich, was hier wohl der unwichtigere Teil ist.
Wir fuhren gemeinsam an den Strand und machten uns einen schönen Tag. Unterwegs trafen wir noch einen anderen, älteren Deutschen, der hier schon einige Jahrzehnte lebte und das Leben in vollen Zügen genoss. Es war super interessant, diese Menschen kennenzulernen, auch wenn mein Lebensentwurf ziemlich anders aussieht. Aber für solche Erlebnisse liebe ich das Reisen!
Am nächsten Tag ging es aber schon weiter, nach Necoclí. Hier kommt man eigentlich nur als Zwischenstopp vorbei, wenn man nach Capurganá (dem letzten Ort vor dem Darién Gap) übersetzen möchte. Ich buchte trotzdem zwei Nächte, um noch einen Schlammvulkan zu besuchen. Wie sich aber herausstellte als ich dort ankam, war dieser aufgrund zu hoher Aktivität seit geraumer Zeit geschlossen. Informationen wie diese sind in diesem Teil des Landes manchmal schwer zu bekommen. Auch wie man mit dem Bus von A nach B kommt, ist nur durch Fragen herauszubekommen. Meist erzählt einem dann jeder etwas Anderes, aber das ist eine andere Geschichte…
Ich nutzte den Tag also zum Telefonieren und Blog schreiben. Gerade das mit dem Telefonieren ist wegen der Zeitverschiebung von 6 oder 7 Stunden nicht immer einfach. Und Kontakt in die Heimat zu halten, ist bei einer längeren Reise für mich mit der Zeit immer wichtiger geworden.
Am nächsten Tag nahm ich dann aber das Boot auf die andere Seite der Bucht und erreichte Capurganá. Dazu dann der nächste Eintrag.