Wie so oft ging es mit dem Bus zum nächsten Ziel, in das Örtchen Salento. Dies sollte die unangenehmste (und ehrlich gesagt beängstigendste) Busfahrt meiner gesamten Reise werden. Der Bus war ein umgebauter, uralter LKW, der von ein paar Zimmermännern in einen „Bus“ verwandelt wurde. Auf den Holzbänken saß man extrem zusammengequetscht und an den Seiten schlugen des öfteren Äste in die Gesichter der Passagiere. Immerhin war die Luft ganz gut, denn Fenster oder ähnliches gab es, abgesehen von der Windschutzscheibe, nicht.
Und so fuhren wir ab 6:30 Uhr morgens etwa 4 Stunden lang auf unbefestigten Bergwegen im Schritttempo in Richtung Rio Sucio. Es war mir auch bald klar, warum es keine normaler Bus war sondern so ein alter LKW mit viel Bodenfreiheit. Denn die Steine auf dem Weg waren so groß, dass ein normaler Bus hier niemals durchgekommen wäre. Besonders beängstigend war aber, dass aufgrund der Regenzeit der Boden komplett aufgeweicht war. Etwas, dass man in den Bergen garnicht gebrauchen kann. Man konnte am Wegesrand oft sehen, wo vor kurzem ein Erdrutsch stattgefunden hatte. Oft war der Weg nur genauso breit wie der Bus und ich fragte mich, was passieren würde, wenn Gegenverkehr käme. Alles in allem kein schönes Gefühl und ich hoffte nur, dass wir irgendwann ankommen würden. Dass der Personenverkehr in diesem Teil der Welt etwas anders ist als bei uns, ist ja bekannt. Aber das war ehrlich gesagt ein bisschen zu viel für mich und insgesamt eine Erfahrung, auf die ich gern hätte verzichten können.
Eine Bekannte sagte dem Busfahrer, dass sie sich nicht wohl fühle und Angst habe. Daraufhin zeigte er auf die Bilder der Heiligen, die überall im Bus angebracht waren und erklärte, dass diese für unsere Sicherheit sorgen würden. In dem Moment wurde mir klar, warum in Mittel- und Südamerika generell so wenig Wert auf Sicherheit gelegt wird: wenn etwas passiert, kommt man eben in den Himmel. Keine große Sache.
Nachdem wir irgendwann in Rio Sucio angekommen waren, ging es mit einem „normalen“ Bus noch ein paar Stunden weiter nach Salento. Als ich am Abend dort ankam, war ich fertig mit der Welt.
In Salento verschonte mich der Regen dann nicht mehr. Jeden Tag gab es Regen und das Wandern macht dann ehrlich gesagt nicht so viel Spaß. An zwei Tagen blieb ich sogar komplett im Hostel, da es ohne Pause regnete. Aber so wurden immerhin ein paar Blogeinträge geschrieben und wir spielten ein paar Spiele etc. Wirklich warm war es aber nicht und da der Gemeinschaftsbereich im Freien war (unter einem Dach, aber trotzdem gut durchlüftet) wurden die Wolldecken auf jeden Fall gern benutzt.
In der Nähe von Salento gibt es das berühmte Cocora-Valley, das die höchsten Wachspalmen der Welt (60 Meter und mehr) zu bieten hat. Aber es gab keinen Tag ohne Wasser von oben und selbst an einem Tag ohne wäre es so matschig gewesen, dass der Besuch kein Vergnügen gewesen wäre. Und da ich nicht so lange warten konnte, musste der Besuch leider ausfallen. Etwas ärgerlich, aber nicht zu ändern.
In besonders positiver Erinnerung bleibt mir das Essen in einem Restaurant. Ein typisches Gericht dieser Region heißt Bandeja Paisa. (Paisa sind die Einwohner dieser Region Kolumbiens und Bandeja bedeutet Gericht)
Es besteht aus Reis mit Kidneybohnen und dazu eine Variation verschiedener Fleische (i.d.R. ein kleines Steak und ein Würstchen und Schweineschwarte und Hackfleisch) sowie einem Spiegelei, Avocado, Patacon (Kochbanane) und einer kleinen Arrepa. Natürlich sehr fleischlastig, aber sehr lecker! Nichts für jeden Tag, aber ich habe es auf jeden Fall mehr als einmal gegessen! 🙂
Meine nächste Station hieß Filandia und hier regnete es zwar auch, aber immerhin nicht den ganzen Tag, sodass ich etwas die Umgebung erkunden konnte. Allerdings hatte man sowohl in Salento als auch in Filandia damit zu kämpfen, dass die Trinkwasserversorgung ausfiel. Zwar hat jedes Haus einen Tank auf dem Dach (für den entsprechenden Druck in den Leitungen), aber auch dieser ist irgendwann leer.
Mir wurde gesagt, dass das Problem darin besteht, dass durch den vielen Regen die Flusspegel stiegen und damit die Wasseraufbereitungsanlagen nicht mehr funktionierten. (Weil sie von Treibgut beschädigt/verstopft werden u.a.) Ein ganz kleines bisschen Wasser gab es immer mal wieder aus dem Wasserhahn, aber im Großen und Ganzen war über mehrere Tage das Wasser nicht verfügbar. Ich war irgendwann an dem Punkt angekommen, dass ich dringend Wäsche waschen musste, aber alle Wäschereien geschlossen waren. Das ist zwar kein Weltuntergang, aber für die Hostels und Gaststätten sehr schlecht, da die heilige Woche (Ostern) bevorstand und dies eine der wichtigsten Zeiten für einheimischen Tourismus ist.
Aber ich war ja mobil und reiste deshalb nach ein paar Tagen weiter. Davon dann mehr im nächsten Eintrag.