Der Reiseblog der Gebrüder Borkert

Monat: Februar 2020 Seite 1 von 2

Antigua – Nichtstun von Weihnachten bis Silvester

Da Weihnachten vor der Tür stand, hatte ich mir ein nettes Hostel gesucht und mich bis zum neuen Jahr dort einquartiert. Eigentlich mache ich ja nie einen längerfristigen Plan, aber da die guten Hostels zu Weihnachten und Silvester schnell voll sind, hatte ich schon einige Wochen vorher dieses ausgewählt.

Wie sich zeigte, hatte ich eine gute Wahl getroffen. Ein Hostel, das Möglichkeiten zum Leute kennenlernen bietet, aber auch schlafen ermöglicht. Das beste für mich war eigentlich der Whirlpool; in den zwei Wochen dort war ich auf jeden Fall mit Abstand die Person, die ihn am meisten benutzte. Es gab auch eine Couch mit einem großen Fernseher und Netflix, also mehr Komfort als zu Hause ^^ Der Bäcker nebenan machte gigantisch große und superleckere Zimtschnecken und so war schonmal die Hälfte der täglichen Mahlzeiten abgedeckt.

Weihnachten war auf jeden Fall sehr anders als sonst, es wird mir sicher immer in Erinnerung bleiben. Das Hostel hatte ein „Family-Dinner“ geplant. Jeder, der teilnehmen wollte, kochte etwas und so hatten wir abends dann viele verschiedene und interessante Gerichte. Von typisch guatemaltekisch bis zu meinem deutschen Nudelsalat war alles dabei.

Jemand machte sogar Glühwein und wir disktierten darüber, ob es nun eine typisch englisch oder deutsche Köstlichkeit sei. Da wir Deutschen eindeutig in der Überzahl waren, hatten wir recht. Es war eine interessante und schöne Erfahrung. Ich glaube ich habe noch nie Bier zum Heiligabend getrunken. Und trotzdem bin ich froh, nächstes Jahr dann wieder normal zu feiern. Ist doch irgendwie schöner.

Ich hatte mir neben dem Nichtstun auch noch ein bisschen was anderes vorgenommen, unter anderem Blog schreiben, Reisepläne machen, viel Spanisch lernen u.s.w.. Tatsächlich habe ich auch ein paar Blogeinträge geschrieben und seitdem habt ihr ja dann auch regelmäßig Updates bekommen. Ansonsten war ich recht faul und habe das meist stabile Internet ausgiebig genutzt. Ich finde, dass der Kopf bei so vielen neuen Eindrücken jeden Tag ab und zu mal eine Pause braucht. Man kann das sonst gar nicht alles verarbeiten und ich hatte danach wieder deutlich mehr Energie und Erkundungslust.
Zu Weihnachten, aber noch mehr an Silvester sieht und hört man sehr viel Feuerwerk in Guatemala. Und das zu allen Uhrzeiten, auch mitten in der Nacht. Es ist schon krass, wie viel davon zu allen Anlässen in die Luft geschossen wird. Vor allem, da es ja ein ziemlich armes Land ist. Aber man muss eben Prioritäten setzen… In Zentralamerika gibt es neben Feuerwerk auch zu jedem Anlass eine Parade bzw. einen Festumzug. Meist werden dabei religiöse Schreine durch die Straßen getragen. Davor laufen ein paar junge Männer, die mit einem selbstgebauten Rohr Bomben in die Luft schießen. Vom Anzünden der Zündschnur bis zum Start vergeht aber höchstens eine halbe Sekunde. Es sieht extrem gefährlich aus und ist es sicherlich auch. Aber ich habe keine abgetrennten Hände zu sehen bekommen, worüber ich sehr glücklich bin.
Neben diesen Flugbomben gibt es noch viele weitere Knaller, die so laut sind, dass einem die Ohren weh tun und die außerdem so viel Rauch produzieren, dass man keine 50 Meter mehr gucken kann. Leider kann ich in den Blog kein Video einfügen… Die Feuerwerkstradition war interessant, aber in Europa können wir weiterhin gerne darauf verzichten.

Silvester gab es dann auch ein recht großzügiges Feuerwerk und viele Leute versammelten sich auf dem zentralen Platz Antiguas und starteten gemeinsam ins neue Jahr.

Das waren also Weihnachten und Silvester für mich. Ich hatte mittlerweile auch einen Plan für den weiteren Fortgang meiner Reise gemacht: Ich beschloss, Guatemala zu verlassen und von Antigua direkt nach El Salvador zu fahren.
Am 2. Januar hatte ich dann genug entspannt und es ging mit den Chickenbussen über die Grenze. Was ich dabei so erlebte, werdet ihr beim nächsten Mal lesen.

Vielen Dank für Euer Interesse und bis bald. 🙂

kurzes Echtzeit-Update

So langsam aber sicher nähert sich meine Reise dem Ende. Und ich freue mich auch schon sehr auf meine Rückkehr!

Da der Blog ja etwas hinterherhängt, wird er aber noch eine ganze Weile weitergehen. Es ist ja in den letzten Wochen schon fast Tradition geworden, dass es immer Samstags einen neuen Eintrag gibt. Ich war in den letzten Tagen fleißig und habe bereits 7 weitere Artikel fertiggestellt. Diese werden ebenfalls immer Samstags veröffentlicht.

Viel Spaß beim Lesen 😉

Acatenango – ein echt aktiver Vulkan von ganz nah

Wenn man einen Reisenden fragt, was ihm in Guatemala am besten gefallen hat, wird man meist die Antwort Acatenango zu hören bekommen. Es ist fast schon obligatorisch, diese Wanderung zu unternehmen und ich kann das mittlerweile auch absolut verstehen. Die Idee, auf einen alten Vulkan zu steigen, um einen anderen direkt nebenan beim Ausbrechen zu beobachten, klingt ja schon irgendwie verlockend. Meine Erwartungen wurde dann allerdings noch übertroffen.

Aber zurück zum Anfang: für eine Wanderung recht spät und angenehm wurden wir gegen halb acht vom Hostel abgeholt und fuhren ein Stück im Auto zum Beginn der Wanderung. Wir bekamen ein paar warme (und nur etwas zu kleine) Sachen und schon konnte es losgehen. Dieses Mal ohne Zelt, Isomatte und Schlafsack, also war der Rucksack schön leicht.


Die Wanderung war aufgrund unseres mittlerweile recht guten Trainignszustandes recht einfach. Teilweise war es rutschig, aber das war eher beim Abstieg ein Problem. Da wie gesagt fast jeder Tourist in Guatemala diese Wanderung unternimmt, war es auch recht voll. Aber man kann eben nicht immer die schönsten Ecken für sich alleine haben… Wir waren eine große Gruppe und ich war froh, dass wir bei den anderen Wanderungen immer nur 4 oder 5 Leute gewesen waren. Denn da einige leider überhaupt keine Kondition hatten, verbrachten wir etwa die Hälfte der Zeit mit Warten oder Pause (keine Übertreibung)

Es ging zuerst durch Felder, dann durch etwas Regenwaldartiges und dann wurde es immer kahler und schließlich hatten wir das Zeltlager erreicht. Zunächst waren noch die Wolken im Weg und man konnte den Feuer speienden Fuego noch nicht sehen. Aber dafür hören und das war mindestens ebenso interessant und außerdem etwas mysthisch: von Knallen bis Rauschen bis hin zu Zischen und Fauchen war alles dabei. Irgendwann wurden die Wolken dann netterweise aber weniger und ich war überrascht, wie nah wir dran waren. Circa alle 5 Minuten gibt es eine Eruption, man kann die Lava fliegen sehen und natürlich Rauch und dann hört man, wie die frisch geborenen Steine den steilen Hang herunterrollen. Schon spannend und es war schwer, irgendwo anders hinzugucken und wir freuten uns immer besonders über die größeren Explosionen, die die gesamte Spitze des Berges in Staub und Rauch hüllten.

Nach Sonnenuntergang wurde es allerdings noch spannender, da man dann die Lava leuchten sieht, wenn sie aus dem Krater herausgeschleudert und in die Luft katapultiert wird. Manchmal war dann der ganze Gipfel in Lava-Lametta getaucht und da es ja kurz vor Weihnachten war, fand ich es besonders passend. Wir saßen bis lange in die Nacht um das Feuer und schauten dem Spektakel zu; ich hatte wirklich kein großes Bedürfnis zu schlafen. Jede Explosion war irgendwie anders und genauso spannend wie die vorherige, es war einfach eine zauberhafte Stimmung. Auch die Guides meinten, dass sie jedes Mal begeistert sind. Und sie sehen das Ganze ja mindestens jede Woche einmal.

Irgendwann ging dann aber doch jeder schlafen, denn am nächsten Morgen hieß es wieder mal zeitig aufstehen, um noch vor Sonnenaufgang zum Gipfel zu wandern. Auch im Zelt spürte man die Druckwellen, irgendwie ein erhebendes Gefühl.


Am nächsten Morgen ging es dann durch die Schotter- und Gerölllandschaft, die dieser Vulkan bei seinen letzten Ausbrüchen hinterlassen hatte, zum Gipfel. Ohne Frühstück ganz schön anstrengend, zumal es bei jedem Schritt mindestens einen halben wieder zurück ging, da das Geröll nachgab.

Oben war es kalt und windig und schön. Man konnte den Vulkan betrachten, der sich wirklich Mühe gab und 90 Grad weiter östlich die Sonne aufgehen sehen. Leider war meine Kamera von der ganzen Szenerie etwas zu beeindruckt und machte in diesem Moment ihre vorerst letzten Bilder… 🙁

Damit waren wieder einmal ein paar schöne Erinnerungen fabriziert worden und leicht geflasht ging es zurück nach Antigua. Es war Weihanchten.
(Ja, ich hänge mit dem Blog tatsächlich etwas hinterher und bin, wenn dieser erscheint wohl schon fast wieder zu Hause. Aber während der gesamten Zeit in Guatemala und auch danach in El Salvador konnte ich nicht auf meinen Blog zugreifen und außerdem war das Internet meist eher bescheiden. Irgendwann lud dann Clemens die Beiträge für mich hoch, dafür vielen Dank an dieser Stelle. Bis ich auf diese Idee gekommen war, hatte es allerdings ein paar Wochen gedauert. Und so habt ihr länger was zu lesen.)

Bis nächste Woche 😉

3 Tage wandern… :D

Wie versprochen geht es Schlag auf Schlag mit den Wanderungen.

Nach dem letzten Trip waren wir doch recht kaputt und schliefen zeitig. Wir gönnten uns einen Tag Pause und dann ging es mehr oder weniger frisch erholt auf die nächste Tour.
Sobald man sich mit dem Reisen in Guatemala beschäftigt, wird man auf diese Tour stoßen. Sie wird praktisch überall empfohlen und ich hatte schon einige andere Reisende getroffen, die ebenfalls begeistert waren. Und da wir ja jetzt erfahrene und begeisterte Wanderer waren, hatten wir eigentlich gar keine andere Wahl, als die Isomatte und den Schlafsack wieder auf den Rucksack zu binden und ein weiteres Mal los zu ziehen.

In kleiner Gruppe (4 plus Guide) machten wir uns also auf zur bisher längsten Wanderung meines Lebens! Der erste Tag war der härteste. Wir querten im Laufe des Tages einige Berge und Täler auf größtenteils sehr schlechten (oder nicht zu erkennenden) Pfaden. Ich hatte wirklich das Gefühl, sehr weit abseits der Zivilisation zu sein und sicherlich stimmte das auch. Aber die Natur war wieder einmal umwerfend! Ich merkte am Abend aber definitiv meine Beine.

In vielen abgelegenen Regionen Guatemalas sprechen die Einwohner noch ihre Maya-Sprachen und nur manche können auch Spanisch. So verschieben sich die Maßstäbe; in Mexiko war ich noch verwundert wie wenig Menschen Englisch sprechen, in Guatemala war ich froh, wenn sie Spanisch konnten. Da mein Spanisch auf jeden Fall besser ist als zu Beginn der Reise, kann ich immerhin ein sehr grundlegendes Gespräch führen und wenigstens etwas mit den Menschen interagieren.


Auch unsere Reiseführerin konnte nur Spanisch und war in einem abgelegenen Dorf aufgewachsen. Praktischerweise war ein Spanier in der Gruppe, der für uns bei Bedarf übersetzen konnte. So erfuhren wir, dass viele Einwohner ihr Dorf nie im Leben verlassen, nur wenn sie ins Krankenhaus müssen. Und dort gibt es dann natürlich eine Sprachbarriere, weil nur wenige die Maya-Sprachen sprechen und es unendlich viele verschiedene davon gibt. Auch unsere Führerin hat bis zum 23. Lebensjahr nur ihr Dorf gekannt und beginnt jetzt seit etwa 2 Jahren durch ihre Arbeit als Guide, mehr von der Welt zu erfahren. Sie fragte unseren spanischen Mitwanderer intensiv über das Leben in Europa aus und ich war wieder einmal überrascht, wie wenig andere über unser „normales“ Leben wissen. Vor allem, weil heute jeder ein Smartphone mit Internet hat und ja eigentlich alle Informationen ständig abrufbar sind. Handy-Empfang gab es übrigens während aller Wanderungen ständig und immer, selbst im letzten Dorf. Grüße nach Deutschland an dieser Stelle 😉

Nach ca. 9 Stunden erreichten wir unser Domizil für die Nacht. In einem abgelgenen Kaffepflücker-Dorf ohne Straßenanbindung, aber mit Strom vom Dieselgenerator breiteten wir auf dem extra frisch gefegten Betonboden unsere Isomatten aus und kochten auf dem mitgebrachten Spirituskocher Nudeln mit etwas Gemüse. Alle waren supermüde und schliefen zeitig.
Natürlich war es insgesamt nicht wirklich kompfortabel, aber ich mag solche Erlebnisse sehr. Es war eine einmalige Erfahrung, da man solche Orte sonst ja eher nicht besucht.
Schlafen konnten wir aber nicht, ohne vorher Temazcal auszuprobieren. Temazcal ist die traditionelle Maya-Sauna. Zunächst wir in einem großen Ofen Feuer gemacht. Unter dem Feuer befinden sich Steine und wenn das Feuer aus ist, können die Menschen in den Ofen steigen. Die Steine spenden weiter Wärme. Es fühlt sich ein bisschen an, als wäre man eine Pizza. Mit abwechselnd warmem und kaltem Wasser bringt man dann den Kreislauf in Schwung. Sehr interessant, ich habe mich allerdings gefragt wie viele Menschen dabei schon an einer CO-Vergiftung gestorben sind…


Am nächsten Tag wurden wir zeitig von den Hühnern geweckt und dann ging es los zur zweiten Etappe. Dieser Tag war nicht annähernd so anstrengend, aber dafür landschaflich auch nicht so schön. Ob die Gruppe allerdings bei einem genauso anstrengenden Tag als Ganzes angekommen war, wage ich zu bezweifeln.
Wir übernachteten wieder bei einer Familie, dieses Mal aber in einer kleinen Stadt. Sie kochten für uns ein ausgesprochen leckeres Essen. Gegrilltes Hähnchen mit Reis, Bohnen und natürlich Tortillas.

Am dritten Tag machten wir uns wieder ganz früh auf den Weg um den Sonnenaufgang über dem Lago Atitlan, dem Ziel unserer Wanderung, zu sehen. Der Rauch des bereits im letzten Artikel erwähnten Acatenango war schon bedeutend näher gekommen und man konnte sogar die Lava leuchten sehen.

Leider sieht die Tour einen bei vielen Menschen beliebten Platz vor, um den Sonnenaufgang zu betrachten. Es war schrecklich voll und manche Menschen können einfach nicht mal für eine Stunde den Mund halten. So erreichte dieser Sonnenaufgang lediglich 5 von 10 Punkten auf der von mir entwickelten Niceigkeits-Skala. Obwohl der Sonnenaufgang selbst ja gar nichts dafür kann. :/

Es war aber trotz des verkorksten Sonnenaufgangs eine unfassbar schöne Tour. Es ist auch irgendwie ein gutes Gefühl, 3 Tage lang von Punkt A zu Punkt B gewandert zu sein und nicht einmal hin und dann wieder zurück.

Wir blieben ein paar Tage am See und erkundeten ein wenig die Orte rundherum. Man fährt mit kleinen Schnellbooten von einer Stadt zur anderen quer über den See, da die Straßen unkomfortabel sind und außerdem mitunter Banditen ihr Unwesen treiben. Das Boot fahren macht definitiv Spaß, wenn nicht zu viel Welle ist und man keine Rückenprobleme hat.

Ein Ort (San Marcos la Laguna) ist als Hippie-Mekka weit über Zentralamerika hinaus bekannt. Das konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Es war ganz interessant, die verschiedenen Menschen zu beobachten, aber nach einer Weile hatten wir auch genug gesehen. Es ist umwerfend, wie viele esoterische und spirituelle Workshops in dieser kleinen Stadt pro Tag angeboten werden. Von ekstatischem Tanzen über spezielle Malkurse bis zu Meditation ist alles dabei. Leider haben die ganzen Expats die lokale Bevölkerung aber vom Wasser in die Berge vertrieben. Das gilt mehr oder weniger auch für die anderen Orte am See, ist aber dort besonders signifikant. Wie immer hat Tourismus gute und schlechte Seiten…


Vom Lago Atitlan machten wir uns nach ein paar Tagen auf den Weg nach Antigua um unsere letzte gemeinsame Wanderung zu unternehmen. Und auf diesen Bericht könnt ihr besonders gespannt sein; ich denke es ist auf meiner Reise das größte Einzelhighlight, das ich erleben durfte.

Bis dahin,

Lukas

Seite 1 von 2

Präsentiert von WordPress & Theme erstellt von Anders Norén