Der Reiseblog der Gebrüder Borkert

Kategorie: Indien Seite 1 von 2

Die letzten Tage in Indien: Amritsar 2.0, Dharamsala, Delhi und ein Fazit

Hallo an Alle!

Dieses Mal schreibe ich aus Deutschland. Wie die Meisten sicher wissen, haben wir beide Indien inzwischen wieder verlassen. Dieser letzte Blogeintrag für Indien ließ etwas auf sich warten, aber ich hatte schon wieder gut zu tun. Dafür ist er recht lang geworden. Ich hoffe, das genügt als Entschädigung.

Ich werde zunächst über unsere letzten Stationen berichten und danach darf natürlich ein kleines Fazit über dieses beeindruckende Land nicht fehlen.

Also: Wer sich noch an den letzten Eintrag erinnert, weiß, dass wir eine ziemlich lange Reise von Jaisalmer nach Amritsar erlebt haben. Es hat aber alles geklappt und auch die Verspätungen hielten sich in Grenzen…

In Amritsar gibt es ein paar Attraktionen, aber langsam neigte sich unsere Zeit dem Ende entgegen. Also machten wir einen Plan, wie wir in kurzer Zeit schnell viel erleben konnten.
Ein Highlight, dass wir uns nicht entgehen lassen konnten, war die Grenze zu Pakistan. Das bedarf wohl einer kleinen Erklärung: Schon seit Gründung der beiden Staaten gibt es Streit um ein Gebiet namens Kaschmir und deswegen sind die Beziehungen schlecht bis sehr schlecht. In letzter Zeit jedoch sehr sehr schlecht. Wer die Nachrichten verfolgt, hat ja den Abschuss der Kampfjets usw. mitbekommen.
Jedenfalls gibt es an einigen Grenzübergängen abends Zeremonien, die von beiden Ländern gemeinsam abgehalten werden. Dabei werden die Grenzen für die Nacht geschlossen und die Flaggen niedergeholt.
An dem Grenzübergang, der nur etwa 20 km von Amritsar entfernt ist (Wagah Border) hat dieses „Schauspiel“ mit der Zeit immer mehr Touristen angezogen und so kann man heute ein bizarres Spektakel erleben, das seinesgleichen sucht.

Es beginnt damit, dass man eine Straße entlang fährt, die kein Ende zu nehmen scheint (das lag aber wohl auch daran, dass der Bus sehr sehr alt war und quälend langsam fuhr). Kurz vor der Grenze muss man aussteigen und ist sofort von hunderten Souvenirhändlern umringt, die höchst aggressiv Indien-Fähnachen und Hüte mit der Aufschrift „I love my India!“ verkaufen wollen und Leuten Indienfahnen überall auf die Haut malen.
Dann kommt man in ein zur Grenze offenes Stadion für etwa 10-15 Tausend Menschen. Auf pakistanischer Seite gibt es das Gleiche, nur etwas kleiner. (Die genauen Zahlen kann ich leider nicht recherchieren, da Wikipedia heute aus Protest gegen Artikel 13 nicht erreichbar ist) In der Mitte eine kleine Aufmarschfläche und dann das Tor, das die eigentliche Grenze zu Pakistan markiert. Innerhalb des Stations wird von den Sicherheitskräften fein säuberlich zwischen Indern und Ausländern getrennt.

Eine halbe Stunde vor Beginn der Zeremonie kommt aus den Lautsprechern Bollywood-Musik in Club-Lautstärke (für die Älteren: Disco) und die Menschen werden ermutigt, mit großen Fahnen Richtung Grenze zu rennen und zu tanzen. Es ist eine richtige kleine Bollywood-Party, nur dass sie von Soldaten überwacht wird.
Irgendwann beginnt dann die Zeremonie, bei der Soldaten beider Länder immer wieder auf die Grenze zu laufen und dabei versuchen, die Beine möglichst hoch zu werfen, da dies früher den Gegner einschüchtern sollte. Man könnte sagen, dass das recht lustig aussieht. Teil der Zeremonie sind auch immer wieder Drohgesten Richtung Pakistan und das Richten der Schnurrbärte.
Die ganze Zeit ist ein Soldat dabei, der wie ein Cheerleader die Menschenmenge immer wieder antreibt, lauter zu schreien und zu jubeln, damit man nichts von Pakistan hört. Man konnte sehen, dass er seinen Job sehr liebt.

Irgendwann sind dann die Fahnen eingeholt und die Zeremonie ist vorbei. Die ganze Zeit über kommen übrigens Eis- und Süßigkeitenverkäufer vorbei. Es ist ein wenig wie im Kino.

Ich muss sagen, dass das Ganze eigentlich sehr sehr lustig wäre, wenn es nicht so einen ernsten Hintergrund hätte. Die Drohgesten und alles wirkt so gestellt, als entstamme es einem schlechten Kinofilm. Und ungefähr so habe ich mich dann auch gefühlt.

Natürlich gibt es bei YouTube einige Videos dazu, aber die Stimmung kann man einfach nicht einfangen. Es fällt mir auch schwer, das ganze hier so in Worte zu fassen, dass ihr das nachvollziehen könnt.

Am nächsten Morgen (oder besser gesagt mitten in der Nacht) ging es dann auch für mich zum Goldenen Tempel. Clemens hatte diesen ja bereits besucht und deshalb will ich an dieser Stelle nicht allzu viel darüber schreiben. Aber ich muss sagen, dass auch ich sehr beeindruckt war. Vor allem auch von den Werten, die die Sikh vertreten und leben.
Dass Sie ihre Gotteshäuser für alle öffnen und glauben, dass jeder darin seine Götter anbeten kann, finde ich sehr toll. Alle anderen Religionen sollten sich meiner Meinung nach davon eine Scheibe von abschneiden!

Noch am gleichen Tag machten wir uns auf den Weg nach Dharamsala, denn wir wollten noch ein bisschen Natur genießen und vor allem den Städten entfliehen. Diese Stadt liegt sozusagen an den ersten Ausläufern des Himalaya, aber die Berge sind trotzdem schon sehr einschüchternd.
Und so machten wir uns mit den Lokalbussen auf den Weg. Diese sind immer sehr alt, klapprig, voll und langsam. Clemens pflegt jedoch zu sagen: „Irgendwann kommt man immer an“ und so auch dieses Mal. Jedoch dauerte es dieses Mal wirklich ewig. Das lag auch daran, dass diese Busse nicht immer zu dem Ort fahren, der am Schild dran steht. Und so muss man manchmal an irgendeiner Kreuzung aussteigen und in den nächsten Bus wechseln. Haltestellen oder sonstige Hinweise gibt es dabei oft leider nicht, das Handy mit GPS macht einem das Leben da sehr viel einfacher und ist absolut essenziell!

Gegen 23 Uhr hatten wir es dann schließlich geschafft. Tatsächlich waren wir nicht in Dharamsala selbst, da diese Stadt ebenfalls nicht besonders schön ist. Ausgangspunkt für die meisten Wandertouren sind nahe Orte wie McLeod Ganj, in dem auch unser Hostel war. Hier hat der Dalai Lama und viele Tibeter Exil gefunden, nachdem sie aus Tibet geflohen waren. Während unseres Aufenthaltes war das 60. Jubiläum des Aufstandes gegen die chinesische Besatzung Tibets, sodass man viele Mönche sehen konnte. Es fühlte sich tatsächlich nicht mehr so an, als sei man in Indien.

Es war ziemlich kalt, was bei der Höhe nicht besonders verwunderlich ist. Allerdings war der Winter dieses Jahr besonders lang und bis vor etwa zwei Wochen hatte es geschneit. Isolierte Häuser gibt es hier nicht und die Fenster sind so dünn, dass man ständig denkt, sie wären offen. Gott sei Dank hatte unser Hostel genug Decken, sodass man Nachts nicht frieren musste.

Am ersten Tag unternahmen wir eine kleine Wanderung, zunächst zu einem Wasserfall in der Nähe und dann zu einem See. Anschließend marschierten wir ins Dorf und besichtigten den Haupttempel des Dalai Lama. Wir waren am Ende trotzdem wieder viele viele Stunden gelaufen und fühlten uns bereit für den Triund Trek, den wir am nächsten Tag in Angriff nehmen wollten.

Wir starteten am Morgen und es ging sehr schnell sehr viele Höhenmeter hinauf. Die Sicht war mittelmäßig, aber man konnte erahnen, wie weit man gucken können würde, wenn das Wetter besser wäre. Schließlich erreichten wir die Schneegrenze und an dieser Stelle drehten wir um, da es doch sehr rutschig wurde und wir nicht die besten Schuhe zum Bergsteigen hatten. (Der einzige richtige Nachteil beim Reisen nur mit Handgepäck ist, dass man nur ein Paar Schuhe mitnehmen kann)
Aber mit der Schneegrenze hatten wir unser erklärtes Ziel erreicht und wir hatten es geschafft, innerhalb einer Woche sowohl 30 °c als auch Schnee zu sehen!

Nach drei Nächten in Dharamsala nahmen wir den Nachtbus nach Delhi. Entgegen aller bisherigen Erfahrungen war dieser sogar überpünktlich am Ziel, sodass unsere Nacht recht kurz und nicht sehr erholsam war. Den Tag nutzten wir, um noch ein paar letzte Punkte von unseren Shoppinglisten zu erledigen. Außerdem besuchten Davis und ich auch noch das Regierungsviertel. Die Bauwerke dort sind architektonisch sehr interessant und der größten Demokratie der Welt auf jeden Fall angemessen. Später genossen Clemens und ich noch ein letztes gemeinsames Abendessen. Erst in ein paar Monaten (so genau weiß das ja keiner) wird es das wieder geben…

Der Triumphbogen für tote indische Soldaten aus diversen Krigen. Er ist dem in Paris nachempfunden, aber wenige Meter niedriger.
Das Gebiet zwischen Regierungsviertel und Triumphbogen ist eine der wenigen grünen Oasen in Delhi. Der allgegenwärtige Smog findet sich aber auch hier.
Imposante Regierungsgebäude. Die leeren Straßen erinnern mich ein wenig an Pjöngjang und stehen im krassen Gegensatz zum Rest Delhis.
Gewürze…

Gegen um 10 Uhr abends machte ich mich auf den Weg zum Flughafen. Kurz vorher hatte ich eine E-Mail bekommen, dass mein Flug nun über Amsterdam nach Frankfurt und erst dann nach Berlin gehen würde, da der pakistanische Luftraum für internationale Flüge gesperrt war. Und das sorgte für Spaß, denn obwohl ich mehr als drei Stunden vor dem Flug am Flughafen war, musste ich schließlich zum Flugzeug sprinten.
Wir hatten schon mehrfach die Erfahrung gemacht, dass man oft einfach irgendeine Antwort bekommt, wenn man um Auskunft fragt. Anscheinend ist es unüblich zuzugeben, dass man von etwas keine Ahnung hat. Jedenfalls wurde ich von Schalter zu Schalter geschickt und so verging die Zeit und die Startzeit kam immer näher. Aber ich schaffte es noch rechtzeitig zum Flugzeug, dass dann jedoch noch etwa eine Stunde auf dem Rollfeld stand, ohne abzuheben und dann schließlich einen riesengroßen Umweg um ganz Pakistan fliegen musste.
In Amsterdam sprintete ich wieder durch den Flughafen und schaffte auch den nächsten und übernächsten Flieger. Tatsächlich hatte ich am nächsten Tag vom Flugzeugfliegen Muskelkater, wer hätte das gedacht!
In Berlin angekommen war alles wie immer und die Busfahrer streikten. Trotz allem schaffte ich es irgendwann nach Rostock, wo ich todmüde ins Bett fiel. Die nächsten drei Tage verbrachte ich damit, für eine Klausur zu lernen. Das Ergebnis dafür steht noch aus, man darf also die Daumen drücken!

Dass dieser Blog so lange gedauert hat, hat auf jeden Fall den Vorteil, dass ich nun schon etwas Abstand habe und die Reise etwas „verarbeiten“ konnte. Wenn mich jemand fragt wie es so war sage ich meistens: „Laut, es stinkt und die Leute sind recht unfreundlich“. (Und natürlich, dass die Leute den BLOG lesen sollen!)
Dennoch war es auf jeden Fall eine exrem interessante Erfahrung, die ich keinesfalls bereue. Und das liegt nicht nur an der schönen Zeit mit Clemens… Auf jeden Fall weiß ich noch mehr zu schätzen, dass wir in einem solch privilegierten und (meist) gut organisierten Staat leben. Ich finde, man sollte dieses Land, dass in ein paar Jahren wohl die meisten Einwohner auf der Welt haben wir, auf jeden Fall einmal besuchen. Man kann dann auch die Denk- und Handlungsweisen der Inder viel besser verstehen. Aber dass Reisen den Horizont erweitert, ist ja eigentlich nichts neues…

Ich war ehrlich gesagt trotzdem auch ganz froh, wieder zu Hause zu sein. Man merkt einfach, dass man nicht so wirklich nach Indien passt.

Mit diesen Worten endet meine Autorenschaft in diesem Blog wohl, dieses Mal endgültig. Wer hätte vor Beginn von Clemens Reise, damals im Juli 2017, gedacht, dass ich noch ein zweites Mal die Chance haben würde, hier etwas zu schreiben…
Ich danke allen Leserinnen und Lesern ganz ganz herzlich fürs Lesen dieser Beiträge, die interessierten Rückfragen und die positiven Kommentare.
Obwohl so ein Beitrag sehr sehr viel Arbeit macht, haben wir uns immer wieder gerne für euch (und natürlich auch ein bisschen für uns) hingesetzt und in die Tastatur gehackt, bei schlechtem Internet versucht, Bilder hochzuladen, den Text umformuliert usw.

Ich wünsche allen weiterhin viel Spaß, die nächsten Stationen auf Clemens Reise sind auf jeden Fall nicht weniger interessant, aber sehr anders.

Lukas

Die goldene Stadt: Jaisalmer

Im Hintergrund sieht man das Jaisalmer Fort.

Ich möchte zu Beginn dieses Beitrages kurz die aktuelle Situation (zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Blogs) schildern: Es ist jetzt gegen 13 Uhr und wir sind vor ein paar Stunden in Amritsar angekommen. Hinter uns liegt eine recht lange Reise von Jaisalmer: Vorgestern Abend stiegen wir in den Nachtzug nach Jaipur, dort kamen wir dann gegen 13 Uhr an und erkundeten ein paar Stunden die Stadt. Am gleichen Abend dann bestiegen wir den Nachtbus mit Ziel Amritsar, wo wir nach weiteren 14 Stunden Fahrt ankamen. Zwar ließ es sich im Bus relativ gut schlafen, dennoch fordern die letzten Tage ihren Tribut. Ich bin zwar motiviert zum Schreiben, aber falls es an manchen Stellen etwas komisch wird, wisst ihr warum… 😀

Wie man an der Reisedauer erahnen kann, ist Jaisalmer relativ am A**** der Welt. Wenn man es etwas genauer formulieren will: in der Mitte der Wüste Thar. Die pakistanische Grenze ist etwa 60 km entfernt. Jaisalmer ist von der Atmosphäre her anders als die Städte, die wir bisher besucht haben: nur etwa 65 Tausend Einwohner und erbaut aus den Steinen der umgebenden Thar, sieht es hier einfach anders aus. Während des Sonnenuntergangs kann man die Bezeichnung „Goldene Stadt“ tatsächlich nachvollziehen.

Für die Wüste und diese Jahreszeit sehr untypisch, war es bei unserer Ankunft zunächst kalt und nass. Insgesamt nicht sehr einladend. Da die Busfahrt an diesem Tag auch wieder 6 Stunden gedauert hatte, ließen wir es gut sein. Am nächsten Tag erwartete uns nämlich das aus meiner Sicht bisherige Highlight der Reise: eine Kamelsafari in der Wüste mit anschließender Übernachtung unter freiem Himmel.

Zunächst ging es mit einem Jeep etwa 50 km in die Wüste. Unterwegs besuchten wir ein Geisterdorf und eines, dass nach wie vor bewohnt ist. Sofort waren wir von zahlreichen Kindern umringt, die sich über den Besuch zu freuen schienen.



Es ist schwer sich vorzustellen, hier zu leben: Zwar gibt es laut Aussage unseres Guides in einigen Dörfern Schulen, dennoch ist die Analphabetenrate in und um Jaisalmer sehr hoch. Da die Menschen hier überwiegend Subsistenzwirtschaft betreiben, ist es für sie sehr schwer, das Schulgeld zu finanzieren. Durch die hohe Konkurrenz im Bereich der Kamelsafaris ist es für die lokale Bevölkerung schwer, vom Tourismus zu profitieren.

Schließlich trafen wir, mitten in der Wüste, auf unseren Kamelführer. Es ist ein besonderes Gefühl, auf dem Rücken dieser Tiere zu sitzen: beim Aufstehen muss man sich sehr gut festhalten und dann sitzt man auf einmal sehr weit oben. Die Bezeichnung Wüstenschiff erschloss sich mir auch schnell: recht langsam ging es durch die Wüste. An diesem Tag lief der Guide voran, sodass es besonders langsam vorwärts ging. Das bringt aber den Vorteil, dass der Ritt wesentlich angenehmer ist. Auf dem Rückweg am nächsten Tag ohne „Bremse“ schaukelte es doch recht stark und Menschen mit Rückenproblemen hätten sicherlich länger etwas davon…

Pünktlich vor dem Sonnenuntergang erreichten wir die Dünen. Es war ein wahrlich erinnerungswürdiger Sonnenuntergang! Die Wüste ist schon ein besonderer Ort.
Übrigens gibt es tatsächlich recht viel Leben in der Wüste: Vögel, Antilopen sowie Käfer und andere Insekten. Auch ein Wüstenfuchs besucht das Camp wohl regelmäßig, leider konnten wir ihn nicht selbst sehen.

In Jaisalmer selbst ist das Fort der Anziehungspunkt. Innerhalb der Fortmauer befindet sich ein Labyrinth aus Häusern mit vielen Shops für Touristen. Aber es gibt auch unzählige Punkte, von denen aus man einen wunderbaren Blick auf die Stadt hat. Ein Abendessen beim Sonnenuntergang sollte man sich nicht entgehen lassen!

An unserem letzten Tag spazierten wir zu einem kleinen See, auf dem man Tret- und Ruderboote ausleihen kann. Das konnte ich mir als begeisterter Wassersportler natürlich nicht entgehen lassen. Allerdings ist der See aufgrund der Trockenzeit momentan noch kleiner als sonst, sodass wir nach einer halben Stunde genug hatten. Wir gingen zum Hostel zurück und ruhten uns ein wenig für die bevorstehende Reise, die an diesem Abend beginnen würde, aus.

In Indien herrscht zwar meistens Chaos, aber die Tretboote haben Nummernschilder…

Damit sind wir nun quasi wieder am Beginn dieses Blogeintrags angekommen und ich kann guten Gewissens enden.

Ich möchte mich wieder bei allen fleißigen Leserinnen und Lesern für das Feedback und die Aufmerksamkeit bedanken.

Amritsar wird vermutlich unsere vorletzte Station (abgesehen von Delhi) sein. Am 14. geht es für mich wieder nach Rostock (wo eine Klausur auf mich wartet) und für Clemens nach Amman in Jordanien (wo sicherlich weitere tolle Erlebnisse warten).

Liebe Grüße!

Die blaue Stadt: Jodhpur

Nach unseren Abenteuern in Udaipur ging es für uns per Bus nach Jodhpur. Für die circa 260 Kilometer benötigten wir etwa acht Stunden, sodass wir an diesem Tag nicht mehr allzu viel machten. Für den nächsten Tag hatten wir Büroarbeit geplant. Ob ihr es glaubt oder nicht, auch auf Reisen muss man manchmal Schreibkram erledigen. Die meiste Zeit nimmt dabei allerdings im Moment der Blog ein. Ich hoffe also, ihr wisst die regelmäßigen Updates zu schätzen 😉

Am Abend nahmen wir, quasi als Belohnung für die viele Arbeit, an einer kleinen Tour vom Hostel teil. Wir erkundeten zunächst ein paar Plätze, die wir sonst wohl nicht angeschaut hätten, zum Beispiel die berühmteste Instagram-Tür der Stadt. Ein paar historische Hintergrundinformationen gab es natürlich auch noch. Danach genossen wir den Sonnenuntergang über der Stadt. Man kann niemals zu viele Sonnenuntergänge in seinem Leben haben!

Nächster Tag: Viiiiiiel Laufen bei recht hohen Temperaturen. Insgesamt etwa sieben Stunden. Wir besuchten zunächst einen Step-Well. (Deutsch: Stufenbrunnen) Diese sind ein typisches architektonisches Merkmal Rajasthans. Durch die Stufen wird der einfache Zugang zum Wasser das ganze Jahr über ermöglicht. Die Dimensionen dieser Brunnen sind ziemlich beeindruckend!
Danach ging es zu einem botanischen Garten, der der Thar-Wüste nachempfunden ist. (Das ist die Wüste im Westen Rajasthans. Die Stadt Jaisalmer, die wir als nächstes besucht haben, liegt in der Mitte dieser Wüste.) Da die Thar eine Steinwüste ist, gibt es dort seeehr viele Steine.

Ein Step-Well. Auch gerne als Kulisse für Hochzeitsvideos benutzt…
Der botanische Garten mit Fort im Hintergrund

Nächster Programmpunkt war das Fort; ebenfalls ein sehr beeindruckendes Gebäude. Es wurde niemals mit Gewalt eingenommen. Natürlich bot es eine gute Aussicht über die gesamte Stadt und das damalige Königreich. Aber wir haben mittlerweile schon einige Forts besucht und langsam kommt eine gewisse Routine auf.

Damit hatten wir eigentlich alles gesehen und unsere Tage in Jodphur waren um. Die nächste Station, Jaisalmer, wartete auf uns. Sie ist DER Ausgangspunkt für Kamelsafaris durch die Wüste. Ihr dürft also weiterhin gespannt sein!

Liebe Grüße und bis bald!

Udaipur: Die weiße Stadt

Die wohl bekanntesten Wahrzeichen Udaipurs: City Palace (links) und Lake Palace (im Wasser)


Hallo nach Deutschland!

Zunächst einmal vielen Dank für die Rückmeldungen zum letzten Blog. Wir haben uns sehr gefreut und sind deshalb natürlich noch motivierter, den Blog regelmäßig fortzusetzen 🙂

Per Nachtzug ging es wie geplant nach Udaipur, etwa 600 km südwestlich von Agra gelegen. Udaipur hat etwas weniger als 500.000 Einwohner und ist vor allem wegen der drei künstlichen Seen, die sich im Stadtgebiet befinden, bekannt. Die Stadt wird deshalb oft als „Venedig des Ostens“ beworben. Unserer Meinung nach ist das zwar eine leichte Übertreibung, aber schön ist es dort allemal.

Wir kamen gegen um 7 Uhr am Bahnhof an. Nachdem wir zum Hostel gelaufen waren, genossen wir erst einmal ein Frühstück. Die Dachterrasse des Hostels bietet einen wunderbaren Blick über den Pichola-See und man kann City- und Lake-Palace sehen. Beide Orte sind durch zahlreiche Filme bekannt, unter anderem „James Bond: Octopussy“. Die ebenfalls im See befindliche Insel Jagmandir ist Ort zahlreicher Traumhochzeiten gewesen. Für die besonders Interessierten: neben einigen Bollywood-Stars auch Katy Perry oder Nick Jonas. Aber da das nicht so wirklich unser Interessensgebiet ist, verzichteten wir auf einen Besuch.

Während Sonnenuntergang und Nacht noch schöner: der Blick vom Dach des Hostels

Wir nutzten gleich den Tag und besichtigten den City-Palace. Er diente, wie der Name schon sagt, den örtlichen Herrschern als Palast und wurde über die Jahre immer wieder umgebaut und erweitert.

Auf dem Weg durch die Stadt hatten wir das „Deutsche Kaffee Edelweiss“ entdeckt. Obwohl das Heimweh momentan nicht zu groß ist, ließen wir uns die Gelegenheit, ein bisschen deutsche Kultur zu erleben, nicht entgehen. Bei Apfelkuchen und Sandwich mit richtigem Brötchen (sonst außerhalb Deutschlands fast gar nicht zubekommen) genossen wir die indische Vorstellung von Deutschland.

Am nächsten Tag unternahmen wir eine Wanderung auf einen nahen Berg, weil das bei diesen Temperaturen besonders viel Spaß macht. Wir hätten natürlich auch die Seilbahn nehmen können, aber das hoben wir uns für den Rückweg auf. Von oben genossen wir die Aussicht.

Dieses Bild wurde nicht am höchsten Punkt der Wanderung aufgenommen!

Im Internet hatten wir von einer Aufführung traditioneller Tänze am Abend gelesen. Wir konnten Karten ergattern und erlebten in tollem Ambiente eine Stunde lang Tänze aus den verschiedenen Regionen der heutigen Provinz Rajasthan. Neben den tollen, farbenprächtigen und mit vielen Glitzersteinen besetzten Outfits beeindruckte vor allem ein Puppenspieler mit seiner Fingerfertigkeit.

Wir verlängerten unseren Aufenthalt in Udaipur noch eine Nacht und mieteten am nächsten Tag Fahrräder, um die Umgebung zu erkunden. Mahatma Gandhi hat gesagt, dass das wahre Indien auf den Dörfern zu erleben wäre. Natürlich ist das für Rucksackreisende immer etwas schwierig, aber so konnten wir immerhin für ein paar Stunden die Stadt verlassen.

Da wir Fahrräder hatten, wurden wir auf einmal interessant. Ein Filmteam, dass mit einem zukünftigen Brautpaar ein sogenanntes Pre-Wedding-Video drehte, lieh sich unsere Räder und es wurde versucht, ein paar tolle Aufnahmen vom Brautpaar beim Radfahren zu bekommen. Es sah nicht so aus, als wären die beiden schon einmal Rad gefahren und ich hatte die Befürchtung, dass es bald einen Unfall geben würde. Aber bestimmt sieht das Ganze dann in Zeitlupe viel besser aus.
Einer der Regisseure zeigt uns eines seiner Werke. Typisch indisch: sehr kitschig, aber sehr professionell produziert. Das ganze Filmteam war sehr nett und wir hatten viel Spaß, auch wenn das mit der Kommunikation teilweise eine kleine Herausforderung war.

Leider werden wir das fertige Video wohl nicht zu sehen bekommen…

Wer Clemens auf Instagram folgt, hat allerdings bestimmt schon etwas bemerkt: Offenbar hat er die Angewohnheit, Fahrräder mit platten Reifen zu versehen. So auch dieses Mal. An der entferntesten Stelle unserer Tour war es wieder so weit.
Der Laden, bei dem wir die Räder gemietet hatten, erklärte sich schließlich bereit, uns zu helfen. Dank Google Maps konnten wir unsere Position mitteilen und nach etwa einer Stunde fand uns der Mitarbeiter sogar. Er baute den Schlauch aus.
Doch statt den Schlauch zu flicken oder einen neuen einzubauen, machte er sich mit dem Moped auf den Weg in das nächste Dorf. Dort wollte er ihn reparieren lassen, also warteten wir wieder. Natürlich fand er keinen Laden und so machten wir uns schließlich auf den Weg in die nächste Stadt:

Ich musste übrigens mit Muskelkraft hinterher fahren! Und dabei noch Fotos machen…
Clemens meinte, dass es eine Radtour nach seinem Geschmack war.

Irgendwann war das Rad dann repariert, aber der Tag dann auch fast vorbei. Trotzdem ein sehr interessanter Tag und ein bisschen was von der Umgebung haben wir trotzdem gesehen.

Über unsere Fahrt nach Jodhpur und was wir hier so erleben, werdet ihr dann im nächsten Blog lesen.

Liebe Grüße senden Clemens und Lukas


P.S. Wer sich bei der Überschrift gefragt hat, warum sie die weiße Stadt genannt wird: das liegt wohl an den weißen Marmor-Bauten. 4 historischen Städten in Rajasthan werden bestimmte Farben zugesprochen: Udaipur, Jodhpur, Jaisalmer und Jaipur (da waren wir nicht) haben angeblich jeweils ihre eigene farbliche Charakteristik. Wir werden sehen, ob wir das nachvollziehen können…
Und ja, die Namen sind manchmal schwer zu merken und auseinander zu halten.

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