Ich möchte euch heute mit einem Beitrag der etwas anderen Art erfreuen. Es ist quasi ein bisschen behind-the-scenes-material.

Da es keine offiziellen Buspläne gibt, ist es etwas schwer, eine passende Busverbindung herauszusuchen. Aber Gott sei Dank gibt es ja das Internet und man ist nie der erste Reisende, der von Punkt A zu Punkt B gelangen möchte. Und deshalb funktionierte es bisher immer ganz gut einfach zu googlen. Und mit der Suche „from Antigua to Santa Ana by bus“ findet man einen Erfahrungsbericht von vor einigen Jahren und wenn noch alles so ist wie damals, wird man ankommen. Aber da die Busse wirklich überall hinfahren, kommt man immer irgendwie an.


Ich hatte also einen Plan für den Tag und wusste, dass es eine recht lange Reise werden würde mit 4 oder 5 verschiedenen Bussen. Da die Busse aber nicht im Dunkeln fahren, hieß es rechtzeitig starten: nach einem guten Frühstück verließ ich kurz nach halb sieben mein Hostel und lief etwa 20 Minuten zum Busbahnhof von Antigua. Dort angekommen hieß es, den richtigen Bus zu finden. Das ist nicht so leicht, da der Busbahnhof eher ein paar Straßen in der Nähe des Marktes ist als ein richtiger Bahnhof mit Bussteigen oder Schildern zur Orientierung. Aber ich fragte einfach 5 oder 6 Leute, die kompetent aussahen. Ich bekam 4 verschiedene Antworten, wie immer.
Aber einer meinte: „Dort drüben kommt eine Esmeraldita“ und da er den Namen des Busses kannte, vertraute ich ihm. (Ja tatsächlich, Busse haben hier Namen. Frauennamen und meistens in der Niedlichkeitsform.)
Nach weniger als zehn Minuten Warten kam tatsächlich die Esmeraldita und außerdem stand auch Esquintla drauf und da wollte ich hin.


Wenn man bis zur letzten Station des Busses fährt ist das superpraktisch: das Ziel steht dran und außerdem kann man den Ausstieg nicht verpassen. Mal abgesehen davon, dass man nicht weiß wo man ist, ist es immer so voll, dass Aussteigen mit dem Rucksack eine Herausforderung wird. Was mir auf meiner Reise aufgefallen ist: egal wie voll es ist, der Fahrer wird niemals Fahrgästen den Einstieg verweigern und außerdem wird niemals ein böses Wort gesprochen. Keiner beschwert sich, keiner meckert. Alle akzeptieren die Situation und finden es wahrscheinlich einfach normal.


In gewohnt zügigem Tempo ging es nach Esquintla. Manchmal trifft man im Bus auf andere Touristen und kann sich zusammentun, aber an diesem Tag war das nicht der Fall. Aber wenn man ein kleines bisschen Spanisch kann, wird man überleben und es ist dann auch irgendwie ein gutes Gefühl wenn man ankommt und sich alleine durchgekämpft hat.
Nach etwa einer Stunde mit wunderbaren Ausblicken auf die Landschaft Guatemalas kam ich in Esquintla an. Dort musste nicht lange nach einem Anschluss suchen, denn der Bus mit dem Ziel Frontera (also Grenze) wartete schon direkt vor unserem. Hier war die Information aus dem Internet nicht ganz eindeutig gewesen: manchmal muss man um zur Grenze gelangen noch ein weiteres Mal umsteigen. Ich war natürlich dankbar, den direkten Bus zu nehmen und so etwas Zeit zu sparen.


Etwa zweieinhalb Stunden ging es dann Richtung Grenze. Ich nutzte die Zeit für ein bisschen Schlaf und um meine letzte Zimtschnecke aus Antigua zu essen. Schade.

Noch vor dem Mittag war ich an der Grenze zu El Salvador. Der Bus hielt etwa 200 Meter vor der Grenze. Ich war dankbar für den kleinen Spaziergang, da der Rucksack dieses Mal nicht auf dem Dach war und ich ihn deshalb die ganze Zeit auf dem Schoß hatte.

Dann hieß es eine ganze Weile warten an der Grenze, um aus Guatemala auszureisen. Die Grenzbeamten arbeiten recht langsam, aber immerhin professionell und verlangen keine fiktiven Gebühren. Mein Pass wurde besonders genau begutachtet, der Beamte wollte ihn mir dann schon fast zurück geben, entschied sich allerdings nochmal um. Nach noch weiteren 20 Durchgängen durch das Kartenlesegerät des Computers wünschte er mir eine gute Reise und ich war offiziell nicht mehr in Guatemala.
In El Salvador war ich allerdings auch noch nicht, denn jetzt hieß es erstmal 20 Minuten laufen durchs Niemandsland. Natürlich kann man sich auch mit dem Rad transportieren lassen und die Fahrer behaupten, es sei viel zu weit zum Laufen. Aber für mich und meinen leichten Rucksack sind 20 Minuten nicht zu weit und ich investiere das Geld lieber in Essen.


An jeder Grenze gibt es Geldwechsler, die höchst professionell mit einem riesigen Geldstapel durch die Gegend laufen und jeden ansprechen, ob er denn nicht Dollars benötigt. (Die Währung in El Salvador ist der US-Dollar) Da ich etwas Geld brauchte, um die Busse in El Salvador zu bezahlen, es aber keine Geldautomaten in der Nähe gab, tauschte ich meine letzten 100 Quetzales in 13 US-Dollar um. Das waren sogar mehr, als der offizielle Wechselkurs von Google angezeigt hatte. Aber man kann ja auch mal positiv überrascht werden, wenn es ums Geld geht. Meist ist es ja eher andersherum.

Die Einreise nach El Salvador war einfach: Für die vier Länder Guatemala, El Salvador, Honduras und Nicaragua gibt es ein Visum, das für 90 Tage gültig ist.
Man bekommt in EL Salvador leider nichtmal einen Stempel in den Pass, obwohl diese als Souvenirs immer begehrt sind. Ein paar salvadorianische Beamte liefen auf der Straße umher und hießen mich im Land Willkommen, fragten wohin ich möchte und schauten in meinen Pass. Sie erklärten mir noch einmal die Sache mit dem Visum und bis wann ich die Länder verlassen haben muss und wünschten mir eine gute Weiterreise. Sehr nett!

„Busbahnhof“ auf der anderen Seite

Die Busstation auf der anderen Seite war zwar in meiner Karte eingezeichnet, aber ungenau. Ich fragte also mal wieder ein paar Leute und hinter einem kleinen Hügel war sie dann auch. Es war ein staubiger Parkplatz mit ein paar Bussen drauf. Da es nur einen Bus von diesem Ort gibt war es einfach, den Richtigen zu finden. Allerdings hatten sie in El Sal irgendwann mal eine richtig schlaue Idee: alle Busse haben Nummern und so erspart man es sich, jeden Busfahrer zu fragen, wo er hinfährt. Macht das Leben deutlich einfacher.
Ich wartete etwa 20 Minuten und dann ging es nach Sonsonate, auch wieder die letzte Haltestelle des Busses. Der Busfahrer war allerdings gemein und verwehrte mir meine 10 Cent Wechselgeld. So ein Schlingel!
Was mir direkt auffiel war, dass die Busfahrer keinen Assistenten haben, der die Destination herumschreit und das Geld kassiert. Die Länder Zentralamerikas sind eben nicht alle gleich.

Nach einer weiteren Stunde kam ich dann in Sonsonate an. Es war ein richtiges großes Busterminal und die nummerierten Busse machten es einfach, den nächsten nach Santa Ana, meinem Tagesziel, zu finden. Ich brauchte nochmal etwas mehr als eine Stunde und stieg dann etwas erschöpft in Santa Ana aus. Es war noch hell und ich lief etwa 30 Minuten zum Hostel.

Sonsonate Terminal

Insgesamt war ich ungefähr 10 Stunden unterwegs. Es war überraschend einfach und ich freute mich natürlich über das gesparte Geld und die guten Erlebnisse. Insgesamt kostete mich die Fahrt etwa 10 Euro, mit den privaten Touristenshuttles ist es mindestens das Dreifache. Im Hostel traf ich zwei Niederländer, die den Shuttle genommen hatten. Sie hatten eine wahre Odyssee erlebt und wurden schließlich irgendwo auf der Landstraße ausgesetzt. Auch sie hatten ihr Ziel erreicht, allerdings schlussendlich mit dem Chickenbus.

Nächstes Mal geht es dann wieder mit regulären Berichten über die einzelnen Orte, die ich besuchte, weiter.


Bis bald!