Der Reiseblog der Gebrüder Borkert

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Von Cartagena nach Süden

Ihr lieben Lesenden,

wie man schon an der Anrede merkt, wird dieser Beitrag in etwas müdem Zustand geschrieben. Warum buche ich immer solche Flüge, bei denen man die Nacht am Flughafen verbringt? Den Grund kann man sich wohl denken…

Aber zurück zum Blog:

Mein nächster Stopp war Rincon del Mar. Ein wirklich kleines Fischerörtchen mit bebadbarem Strand und sonst nicht viel. Der Weg führte mich zunächst zwei oder drei Stunden mit dem Bus, bevor ich aufs Moped umstieg und mich die restlichen 15km damit fahren ließ. So langsam gewöhnte ich mich an dieses Transportmittel; mein Favorit wird es trotzdem niemals werden. Irgendwann hörte der Asphalt auf und es ging auf einem Stein/Sandweg weiter. In meinen Kopf kam der Gedanke, dass es meistens tolle Erlebnisse gibt, wenn man irgendwo auf einem Sandweg ankommt… 

Rincon del Mar ist vielleicht ein bisschen so, wie Palomino vor ein paar Jahren war. Zumindest stelle ich es mir so vor. 

Gleich am ersten Abend schloss ich mich einer Plankton-Tour an. Mit einem kleinen Boot (das mit 2x 75PS völlig übermotorisiert war) fuhren wir zunächst über das recht bewegte Meer zu einer Insel und konnten dort ein paar Vögel beobachten. Auf dem Weg wurden wir schonmal ordentlich nass. Aber da wir später eh baden gehen wollten, war das nicht zu tragisch. Und es war ja warm. 

Nachdem wir dann ein kleines Stück durch Mangroven gefahren waren, sprangen wir in einer Bucht ins badewannenwarme Wasser. Trotzdem kostete das etwas Überwindung, denn man konnte sich alle möglichen Tiere vorstellen, die dieses schöne Gewässer ihre Heimat nennen und den meisten davon wollte man sicherlich nicht begegnen. Zumindest nicht so. 

Das Ganze hieß ja Plankton-Tour. Und als es dann dunkel wurde, konnte man es tatsächlich fluoreszieren sehen. Wenn das Wasser bewegt wird, beginnt das Plankton zu leuchten, und zwar bläulich. Wenn man seinen Arm durchs Wasser bewegt, zieht er einen Leuchtschleier hinter sich her. Ein etwas seltsames Gefühl und definitiv beeindruckend. Zwar hatte ich beim Segeln in Nord- und Ostsee schon manchmal so etwas gesehen, aber so intensiv war es noch nie!

Auf dem Rückweg wurden wir dann noch nasser (fühlte sich zumindest so an) und da mehrere Boote diese Tour absolvierten und alle ohne Licht mit einer rasanten Geschwindigkeit über die Wellen brausten, hoffte ich auf heile Ankunft. 

Die restlichen Tage in Rincon lassen sich so zusammen fassen: Tag 1 Strandspaziergang nach links, Tag 2 nach rechts. Tag 3 Abfahrt. 

Während es in Rincon quasi nur Backpacker (sprich Ausländer) gibt, war dies in Tolú, meinem nächsten Ziel, genau umgekehrt. Es steht quasi auf keinem Backpackerreisezeitplan, ist aber von Kolumbianern durchaus frequentiert. 

Da ich mich dazu entschieden hatte, an den Darién Gap zu fahren, lag es aber ganz gut auf dem Weg und ich musste nicht zu lange am Stück im Bus sitzen. 

Ich sah an meinem ersten Tag keinen einzigen Menschen, der westlich aussah. Beim Frühstück am nächsten Tag jedoch hörte ich auf einmal unerwartet Deutsch. Wie sich herausstellte, war ich auf einen Hamburger getroffen, der genau an diesem Tag seine kolumbianische Freundin geheiratet hatte. Zumindest standesamtlich, was hier wohl der unwichtigere Teil ist. 

Wir fuhren gemeinsam an den Strand und machten uns einen schönen Tag. Unterwegs trafen wir noch einen anderen, älteren Deutschen, der hier schon einige Jahrzehnte lebte und das Leben in vollen Zügen genoss. Es war super interessant, diese Menschen kennenzulernen, auch wenn mein Lebensentwurf ziemlich anders aussieht. Aber für solche Erlebnisse liebe ich das Reisen!

Am nächsten Tag ging es aber schon weiter, nach Necoclí. Hier kommt man eigentlich nur als Zwischenstopp vorbei, wenn man nach Capurganá (dem letzten Ort vor dem Darién Gap) übersetzen möchte. Ich buchte trotzdem zwei Nächte, um noch einen Schlammvulkan zu besuchen. Wie sich aber herausstellte als ich dort ankam, war dieser aufgrund zu hoher Aktivität seit geraumer Zeit geschlossen. Informationen wie diese sind in diesem Teil des Landes manchmal schwer zu bekommen. Auch wie man mit dem Bus von A nach B kommt, ist nur durch Fragen herauszubekommen. Meist erzählt einem dann jeder etwas Anderes, aber das ist eine andere Geschichte…

Ich nutzte den Tag also zum Telefonieren und Blog schreiben. Gerade das mit dem Telefonieren ist wegen der Zeitverschiebung von 6 oder 7 Stunden nicht immer einfach. Und Kontakt in die Heimat zu halten, ist bei einer längeren Reise für mich mit der Zeit immer wichtiger geworden.

Am nächsten Tag nahm ich dann aber das Boot auf die andere Seite der Bucht und erreichte Capurganá. Dazu dann der nächste Eintrag.

Cartagena

Cartagena ist unbestritten das touristische Zentrum Kolumbiens. Selbst in den 80er und 90er Jahren gab es hier Touristen habe ich gelesen.
Die Stadt erhielt ihren Namen, weil die Bucht an die der Namensschwester in Spanien erinnert.
Zu Zeiten der Kolonialisierung war Cartagena der wichtigste Hafen der neuen Welt. Sklaven aus Afrika wurden hier her gebracht und Gold in Richtung Europa abtransportiert. Dementsprechend gab es alles an Architektur, was man sich damals vorstellen konnte und das Herz des modernen Kolonialisten begehrte.

Irgendwann geriet die Stadt etwas „in Vergessenheit“, bzw. nahm die Bedeutung ab. Der Vorteil daran aus heutiger Sicht ist, dass die alten Häuser nicht durch neue ersetzt wurden, sondern weitgehend erhalten blieben.
Und diese Architektur ist es, was heute Besucher aus aller Welt anzieht.

Ein langer Tag im Bus führte mich vom Tayrona-Park in die Stadt. Zum Sonnenuntergang konnte ich die ersten Eindrücke erhaschen.
Ich hatte nicht die größten Erwartungen, denn ich habe in meiner Backpackerlaufbahn schon die eine oder andere koloniale Stadt gesehen (Chapeau!) und naja, es ist eben sehr touristisch.
Die zahlreichen Straßenverkäufer gingen mir dann auch von der ersten Sekunde an auf die Nerven. Gefühlt alle 3 Sekunden wird man angesprochen, ob man denn nicht dieses oder jenes kaufen will. Wenn man verneint, bekommt man Koks und Gras angeboten. Zum Genervt-sein kommt aber auch etwas Mitleid dazu, weil viele dieser Menschen Migranten aus Venezuela sind, deren Situation sehr bedauernswert ist.

Dennoch fand ich Gelegenheit, die Gebäude der Stadt zu betrachten und mich an den schönen Fassaden zu erfreuen. Dass es sehr hübsch ist, kann man nicht verleugnen. Menschen, deren erster Ausflug in diese Welt nach Cartagena führt, werden sicherlich umgehauen.

Neben Stadterkundung nutze ich die Zeit auch, um den Hostelpool zu testen. Er wurde für gut befunden. Gerade kaum vorstellbar, aber es war vor allem Mittags so heiß, dass es kaum auszuhalten war…

Viele Reisende machen von Cartagena den Sprung nach Süden bis Medellín. Ich hatte aber über eine schöne und nicht so stark besuchte Region an der Grenze zu Panama gelesen und entschied, mich mit ein paar Zwischenstopps auf den Weg dorthin zu machen. Etwas Ruhe nach dem ganzen Gewandere, Stadtrundgängen, etc. schien mir ganz angebracht. Und ich sollte nicht enttäuscht werden. Mehr dazu dann aber wie immer beim nächsten Mal.

Parque Tayrona

Parque Nacional Natural Tayrona (kurz PNN Tayrona) ist der wohl bekannteste und meist besuchte Nationalpark des Landes. Die Bilder im Internet sehen jedenfalls auch sehr verlockend aus. Ich hatte vorher gemischte Berichte gehört.
Größter Minuspunkt ist, dass der Park sehr voll werden kann. Zwar gibt es eine Zutrittsbeschränkung, aber die ist sehr großzügig angesetzt.

An dem Wochenende, an dem ich ihn besuchte, fand jedoch der Karneval im nahen Barranquilla statt. Barranquilla ist nicht nur der Geburtsort Shakiras, sondern auch Heimat des zweitgrößten Karnevals der Welt (nach Rio de Janiero natürlich).
Deswegen war der Tayrona-Park bei meinem Besuch nicht ganz so voll und man konnte den einen oder anderen ruhigen Strandabschnitt finden.

Es ist möglich, im Park zu übernachten und aufgrund der recht hohen Preise und meiner positiven Hängematten-Erfahrung entschied ich mich für diese Option.
Die Nacht vorher verbrachte ich in einem Hostel ganz in der Nähe des Eingangs, das man früh dort sein sollte, wenn man nicht Ewigkeiten in der Schlange warten möchte.

Als alle „Einreiseformalitäten“ erledigt waren, ich meinen Pass kopieren, eine
obligatorische aber vermutlich nutzlose Notfallversicherung gekauft und natürlich den Eintritt bezahlt hatte, konnte es losgehen.

Die Wanderung zu meinem Tagesziel, dem Cabo San Juan, dauerte in gemütlichem Tempo etwa 5 Stunden. Da ich ziemlich viel Zeug dabei hatte (nachts wird es kalt) gönnte ich mir zwischendurch auch die eine oder andere Pause, badete im Meer oder genoss einfach die Aussicht. Allgegenwärtig waren aber natürlich auch die Gruppen von Menschen, die mit Bluetooth-Lautsprecher durch die Natur liefen. Alle Tiere, die bis dahin noch nicht das Weite gesucht hatten, taten dies dann mit Sicherheit. Nur ein paar Affen ließen sich nicht beeindrucken und hatten überhaupt keine Scheu. Sie waren schon niedlich zu beobachten!

Ich genoss den Sonnenuntergang mit malerischer Aussicht und begab mich nach der Lektüre eines Films in die Hängematte. Ich beschloss, dass sich das Aufstehen zum Sonnenaufgang lohnen könnte und das stimmte auch!

Für den zweiten Tag hatte ich mir eine anstrengende Wanderung vorgenommen. Wie sich allerdings bald herausstellte, war der Weg zwar schön menschenleer, aber auch extrem steil und rutschig. Und da sich auch die Schönheit der Aussicht in Grenzen hielt (zu viele Bäume) kehrte ich irgendwann um und genoss den Rest des Tages am Strand. Es gibt schlimmeres 😅

Die zweite Nacht verbrachte ich auf einem Campingplatz etwas abseits des Strandes, dafür im Dschungel. Die Geräusche und Stimmung aufzunehmen war ebenfalls sehr schön.

Am dritten Tag stand dann nur noch der Rückweg an. Ich machte noch einen kleinen Umweg über einen nicht mehr benutzen Rundweg innerhalb des Parks. Dies war wesentlich interessanter und ich sah sogar 2 Capybaras. (Zumindest bin ich mir recht sicher, dass es welche waren) Sie kamen allerdings zunächst auf mich zugerannt und wenn man nicht weiß, was sich da nähert, ist es ganz schön gruselig.

Insgesamt ist mein Fazit zum PNN Tayrona gemischt: zwar sind die Aussichten ganz schön, aber es ist einfach kein ruhiges Naturerlebnis in dem Sinne. Also meiner Meinung nach nicht unbedingt ein Must-Do.

Bis zum nächsten Mal 🙂

Palomino

Das Reisen entlang der Karibikküste ist äußerst einfach: die große Straße (Troncal Caribe) läuft immer entlang der Küste und so springt man einfach in den nächsten Bus (hoffentlich auf der richtigen Straßenseite) und kommt zu seinem nächsten Ziel.

In meinem Fall hieß dieses Palomino. Ein kleines Dorf, in dem es bis vor einigen Jahren nur ein paar Fischer und Farmer gab und das sich seitdem touristisch entwickelt hat. Aber Gott sei Dank nur Backpacker und keine großen Hotels.
Das hat wieder Vor- und Nachteile: das Hostel war schön (mit Volleyballplatz und Pool) und die Essensauswahl gut.
Wenn man nicht so auf spirituelle Erfahrungen steht, gibt es garnicht so viel zu tun hier.
Eine Attraktion ist das „Tuben“, also sich auf einem Reifen den Fluss hinunter treiben zu lassen. Da Trockenzeit war, war dies keine besonders adrenalingeladene Aktion, aber man konnte die Natur genießen.
Aufregend war vor allem der Weg zum Startpunkt: auf dem Rücksitz eines Mopeds inklusive viel zu großem Schwimmreifen steile Anstiege hochzufahren, war eine interessante Erfahrung.
Wir konnten Affen hören, aber leider nicht sehen…

Der Strand in Palomino ist seit einem Sturm nicht mehr besonders breit. Zudem sind die Gewässer entlang der gesamten Küste generell kaum zum Baden geeignet. Starke Strömungen und Wellen haben schon zahllosen Menschen das Leben gekostet. Allein in der Silvesternacht sind 7 Menschen ertrunken.

Aus diesem Grund beließ ich es beim Füße baden und genoss eine lange Strandwanderung.
Meine Volleyball-Fähigkeiten sind zwar genauso schlecht wie zu Schulzeiten, dennoch machten die Matches viel Spaß und es kam sogar manchmal ein richtiger Ballwechsel zustande.

Damit endet dieser etwas kürzere Eintrag, ich hoffe das Lesen hat trotzdem Spaß gemacht. Bis bald 🙂

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