Der Reiseblog der Gebrüder Borkert

Autor: Lukas Seite 9 von 14

Acatenango – ein echt aktiver Vulkan von ganz nah

Wenn man einen Reisenden fragt, was ihm in Guatemala am besten gefallen hat, wird man meist die Antwort Acatenango zu hören bekommen. Es ist fast schon obligatorisch, diese Wanderung zu unternehmen und ich kann das mittlerweile auch absolut verstehen. Die Idee, auf einen alten Vulkan zu steigen, um einen anderen direkt nebenan beim Ausbrechen zu beobachten, klingt ja schon irgendwie verlockend. Meine Erwartungen wurde dann allerdings noch übertroffen.

Aber zurück zum Anfang: für eine Wanderung recht spät und angenehm wurden wir gegen halb acht vom Hostel abgeholt und fuhren ein Stück im Auto zum Beginn der Wanderung. Wir bekamen ein paar warme (und nur etwas zu kleine) Sachen und schon konnte es losgehen. Dieses Mal ohne Zelt, Isomatte und Schlafsack, also war der Rucksack schön leicht.


Die Wanderung war aufgrund unseres mittlerweile recht guten Trainignszustandes recht einfach. Teilweise war es rutschig, aber das war eher beim Abstieg ein Problem. Da wie gesagt fast jeder Tourist in Guatemala diese Wanderung unternimmt, war es auch recht voll. Aber man kann eben nicht immer die schönsten Ecken für sich alleine haben… Wir waren eine große Gruppe und ich war froh, dass wir bei den anderen Wanderungen immer nur 4 oder 5 Leute gewesen waren. Denn da einige leider überhaupt keine Kondition hatten, verbrachten wir etwa die Hälfte der Zeit mit Warten oder Pause (keine Übertreibung)

Es ging zuerst durch Felder, dann durch etwas Regenwaldartiges und dann wurde es immer kahler und schließlich hatten wir das Zeltlager erreicht. Zunächst waren noch die Wolken im Weg und man konnte den Feuer speienden Fuego noch nicht sehen. Aber dafür hören und das war mindestens ebenso interessant und außerdem etwas mysthisch: von Knallen bis Rauschen bis hin zu Zischen und Fauchen war alles dabei. Irgendwann wurden die Wolken dann netterweise aber weniger und ich war überrascht, wie nah wir dran waren. Circa alle 5 Minuten gibt es eine Eruption, man kann die Lava fliegen sehen und natürlich Rauch und dann hört man, wie die frisch geborenen Steine den steilen Hang herunterrollen. Schon spannend und es war schwer, irgendwo anders hinzugucken und wir freuten uns immer besonders über die größeren Explosionen, die die gesamte Spitze des Berges in Staub und Rauch hüllten.

Nach Sonnenuntergang wurde es allerdings noch spannender, da man dann die Lava leuchten sieht, wenn sie aus dem Krater herausgeschleudert und in die Luft katapultiert wird. Manchmal war dann der ganze Gipfel in Lava-Lametta getaucht und da es ja kurz vor Weihnachten war, fand ich es besonders passend. Wir saßen bis lange in die Nacht um das Feuer und schauten dem Spektakel zu; ich hatte wirklich kein großes Bedürfnis zu schlafen. Jede Explosion war irgendwie anders und genauso spannend wie die vorherige, es war einfach eine zauberhafte Stimmung. Auch die Guides meinten, dass sie jedes Mal begeistert sind. Und sie sehen das Ganze ja mindestens jede Woche einmal.

Irgendwann ging dann aber doch jeder schlafen, denn am nächsten Morgen hieß es wieder mal zeitig aufstehen, um noch vor Sonnenaufgang zum Gipfel zu wandern. Auch im Zelt spürte man die Druckwellen, irgendwie ein erhebendes Gefühl.


Am nächsten Morgen ging es dann durch die Schotter- und Gerölllandschaft, die dieser Vulkan bei seinen letzten Ausbrüchen hinterlassen hatte, zum Gipfel. Ohne Frühstück ganz schön anstrengend, zumal es bei jedem Schritt mindestens einen halben wieder zurück ging, da das Geröll nachgab.

Oben war es kalt und windig und schön. Man konnte den Vulkan betrachten, der sich wirklich Mühe gab und 90 Grad weiter östlich die Sonne aufgehen sehen. Leider war meine Kamera von der ganzen Szenerie etwas zu beeindruckt und machte in diesem Moment ihre vorerst letzten Bilder… 🙁

Damit waren wieder einmal ein paar schöne Erinnerungen fabriziert worden und leicht geflasht ging es zurück nach Antigua. Es war Weihanchten.
(Ja, ich hänge mit dem Blog tatsächlich etwas hinterher und bin, wenn dieser erscheint wohl schon fast wieder zu Hause. Aber während der gesamten Zeit in Guatemala und auch danach in El Salvador konnte ich nicht auf meinen Blog zugreifen und außerdem war das Internet meist eher bescheiden. Irgendwann lud dann Clemens die Beiträge für mich hoch, dafür vielen Dank an dieser Stelle. Bis ich auf diese Idee gekommen war, hatte es allerdings ein paar Wochen gedauert. Und so habt ihr länger was zu lesen.)

Bis nächste Woche 😉

3 Tage wandern… :D

Wie versprochen geht es Schlag auf Schlag mit den Wanderungen.

Nach dem letzten Trip waren wir doch recht kaputt und schliefen zeitig. Wir gönnten uns einen Tag Pause und dann ging es mehr oder weniger frisch erholt auf die nächste Tour.
Sobald man sich mit dem Reisen in Guatemala beschäftigt, wird man auf diese Tour stoßen. Sie wird praktisch überall empfohlen und ich hatte schon einige andere Reisende getroffen, die ebenfalls begeistert waren. Und da wir ja jetzt erfahrene und begeisterte Wanderer waren, hatten wir eigentlich gar keine andere Wahl, als die Isomatte und den Schlafsack wieder auf den Rucksack zu binden und ein weiteres Mal los zu ziehen.

In kleiner Gruppe (4 plus Guide) machten wir uns also auf zur bisher längsten Wanderung meines Lebens! Der erste Tag war der härteste. Wir querten im Laufe des Tages einige Berge und Täler auf größtenteils sehr schlechten (oder nicht zu erkennenden) Pfaden. Ich hatte wirklich das Gefühl, sehr weit abseits der Zivilisation zu sein und sicherlich stimmte das auch. Aber die Natur war wieder einmal umwerfend! Ich merkte am Abend aber definitiv meine Beine.

In vielen abgelegenen Regionen Guatemalas sprechen die Einwohner noch ihre Maya-Sprachen und nur manche können auch Spanisch. So verschieben sich die Maßstäbe; in Mexiko war ich noch verwundert wie wenig Menschen Englisch sprechen, in Guatemala war ich froh, wenn sie Spanisch konnten. Da mein Spanisch auf jeden Fall besser ist als zu Beginn der Reise, kann ich immerhin ein sehr grundlegendes Gespräch führen und wenigstens etwas mit den Menschen interagieren.


Auch unsere Reiseführerin konnte nur Spanisch und war in einem abgelegenen Dorf aufgewachsen. Praktischerweise war ein Spanier in der Gruppe, der für uns bei Bedarf übersetzen konnte. So erfuhren wir, dass viele Einwohner ihr Dorf nie im Leben verlassen, nur wenn sie ins Krankenhaus müssen. Und dort gibt es dann natürlich eine Sprachbarriere, weil nur wenige die Maya-Sprachen sprechen und es unendlich viele verschiedene davon gibt. Auch unsere Führerin hat bis zum 23. Lebensjahr nur ihr Dorf gekannt und beginnt jetzt seit etwa 2 Jahren durch ihre Arbeit als Guide, mehr von der Welt zu erfahren. Sie fragte unseren spanischen Mitwanderer intensiv über das Leben in Europa aus und ich war wieder einmal überrascht, wie wenig andere über unser „normales“ Leben wissen. Vor allem, weil heute jeder ein Smartphone mit Internet hat und ja eigentlich alle Informationen ständig abrufbar sind. Handy-Empfang gab es übrigens während aller Wanderungen ständig und immer, selbst im letzten Dorf. Grüße nach Deutschland an dieser Stelle 😉

Nach ca. 9 Stunden erreichten wir unser Domizil für die Nacht. In einem abgelgenen Kaffepflücker-Dorf ohne Straßenanbindung, aber mit Strom vom Dieselgenerator breiteten wir auf dem extra frisch gefegten Betonboden unsere Isomatten aus und kochten auf dem mitgebrachten Spirituskocher Nudeln mit etwas Gemüse. Alle waren supermüde und schliefen zeitig.
Natürlich war es insgesamt nicht wirklich kompfortabel, aber ich mag solche Erlebnisse sehr. Es war eine einmalige Erfahrung, da man solche Orte sonst ja eher nicht besucht.
Schlafen konnten wir aber nicht, ohne vorher Temazcal auszuprobieren. Temazcal ist die traditionelle Maya-Sauna. Zunächst wir in einem großen Ofen Feuer gemacht. Unter dem Feuer befinden sich Steine und wenn das Feuer aus ist, können die Menschen in den Ofen steigen. Die Steine spenden weiter Wärme. Es fühlt sich ein bisschen an, als wäre man eine Pizza. Mit abwechselnd warmem und kaltem Wasser bringt man dann den Kreislauf in Schwung. Sehr interessant, ich habe mich allerdings gefragt wie viele Menschen dabei schon an einer CO-Vergiftung gestorben sind…


Am nächsten Tag wurden wir zeitig von den Hühnern geweckt und dann ging es los zur zweiten Etappe. Dieser Tag war nicht annähernd so anstrengend, aber dafür landschaflich auch nicht so schön. Ob die Gruppe allerdings bei einem genauso anstrengenden Tag als Ganzes angekommen war, wage ich zu bezweifeln.
Wir übernachteten wieder bei einer Familie, dieses Mal aber in einer kleinen Stadt. Sie kochten für uns ein ausgesprochen leckeres Essen. Gegrilltes Hähnchen mit Reis, Bohnen und natürlich Tortillas.

Am dritten Tag machten wir uns wieder ganz früh auf den Weg um den Sonnenaufgang über dem Lago Atitlan, dem Ziel unserer Wanderung, zu sehen. Der Rauch des bereits im letzten Artikel erwähnten Acatenango war schon bedeutend näher gekommen und man konnte sogar die Lava leuchten sehen.

Leider sieht die Tour einen bei vielen Menschen beliebten Platz vor, um den Sonnenaufgang zu betrachten. Es war schrecklich voll und manche Menschen können einfach nicht mal für eine Stunde den Mund halten. So erreichte dieser Sonnenaufgang lediglich 5 von 10 Punkten auf der von mir entwickelten Niceigkeits-Skala. Obwohl der Sonnenaufgang selbst ja gar nichts dafür kann. :/

Es war aber trotz des verkorksten Sonnenaufgangs eine unfassbar schöne Tour. Es ist auch irgendwie ein gutes Gefühl, 3 Tage lang von Punkt A zu Punkt B gewandert zu sein und nicht einmal hin und dann wieder zurück.

Wir blieben ein paar Tage am See und erkundeten ein wenig die Orte rundherum. Man fährt mit kleinen Schnellbooten von einer Stadt zur anderen quer über den See, da die Straßen unkomfortabel sind und außerdem mitunter Banditen ihr Unwesen treiben. Das Boot fahren macht definitiv Spaß, wenn nicht zu viel Welle ist und man keine Rückenprobleme hat.

Ein Ort (San Marcos la Laguna) ist als Hippie-Mekka weit über Zentralamerika hinaus bekannt. Das konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Es war ganz interessant, die verschiedenen Menschen zu beobachten, aber nach einer Weile hatten wir auch genug gesehen. Es ist umwerfend, wie viele esoterische und spirituelle Workshops in dieser kleinen Stadt pro Tag angeboten werden. Von ekstatischem Tanzen über spezielle Malkurse bis zu Meditation ist alles dabei. Leider haben die ganzen Expats die lokale Bevölkerung aber vom Wasser in die Berge vertrieben. Das gilt mehr oder weniger auch für die anderen Orte am See, ist aber dort besonders signifikant. Wie immer hat Tourismus gute und schlechte Seiten…


Vom Lago Atitlan machten wir uns nach ein paar Tagen auf den Weg nach Antigua um unsere letzte gemeinsame Wanderung zu unternehmen. Und auf diesen Bericht könnt ihr besonders gespannt sein; ich denke es ist auf meiner Reise das größte Einzelhighlight, das ich erleben durfte.

Bis dahin,

Lukas

Die Besteigung des Tajamulco

Ohne einen Tag Pause ging es früh am nächsten Morgen (wieder Treffpunkt 6:00 Uhr) wieder los. Das Ziel dieser Wanderung war, am nächsten Morgen den Sonnenaufgang vom höchsten Berg Zentralamerikas zu beobachten.
Aufgrund der Sicherheitslage ist es größtenteils nicht ratsam, alleine zu wandern. Aus diesem Grund schlossen wir uns einer geführten Wanderung an. Und im Nachhinein bin ich froh, dass wir das so gemacht haben. Ich denke, das Geld war gut investiert.

Den Vormittag verbrachten wir im Bus und erreichten schließlich unseren Startpunkt der Wanderung. Natürlich nahmen wir die Chicken-Busse; wer sich an den letzten Eintrag erinnert weiß, dass das sehr interessant (und voll) war.
Die Wanderung führte uns am ersten Tag von knapp 3000 m auf etwas weniger als 4000m Höhe. Die Sicht war gut und es war schön, mal wieder etwas in der Natur zu sein. Man konnte mit zunehmender Höhe deutlich die Veränderung der Vegetation wahrnehmen.

Gegen 4 Uhr erreichten wir schließlich das Basecamp. Wir bauten die Zelte auf (die wir übrigens mit hochgetragen haben) und suchten Feuerholz zusammen. Auch wenn es insgesamt deutlich wärmer ist als momentan in Deutschland, wird es in dieser Höhe nachts knackig kalt; etwa 5 Grad. Ich habe in der Nacht tatsächlich ordentlich gefroren und wenig geschlafen. Ein guter Vorgeschmack auf den Beginn der Segelsaison in Deutschland Ende April… 🙂

Aber wie alles hat auch das sein Gutes: ich war am nächsten Morgen (4 Uhr früh) froh, als endlich der Wecker klingelte und wir uns im Dunkeln auf den Weg zum Gipfel machten. Wir brauchten noch etwa eine Stunde für die restlichen ca. 250 Höhenmeter, aber der Weg war schlecht und wir bemerkten definitiv die Höhe. Es ist alles viel anstrengender und auch der Kopf tat mir ein bisschen weh.

Aber der Sonnenaufgang war die Mühen auf jeden Fall wert! Die meisten Menschen finden ja, dass Sonnenaufgänge nicht die Mühe wert sind und bis vor kurzem gehörte ich auch eher zu dieser Fraktion. Aber ich habe in den Wochen danach noch einige mehr gesehen und so langsam verstehe ich die Faszination.
Aber zurück zum Thema: Man konnte vom Gipfel nur sehr wenige menschengemachte Lichter sehen und so war es umso schöner, als die Sonne endlich hinter dem Horizont auftauchte. Aber schon vorher leuchtete der Himmel kräftig rot und ich konnte die Gedanken abschweifen lassen. Woran ich wohl alles gedacht habe…? 😛
Aber nochmal zurück zum Thema: Man konnte in der Ferne einige andere Berge und Vulkane sehen, unter anderem sogar die Rauchwolke des rund 200 km entfernten Acatenango, der beständig ausbricht und den wir einige Wochen später bestiegen. Ein guter Vorgeschmack, auch wenn er von nahem dann viel viel beeindruckender war, als man sich aus der Entferung vorstellen konnte.

Beim Abstieg konnten wir einen Blick in den Krater des Tajamulco werfen. Er ist mittlerweile erloschen und es ist schwer sich vorzustellen, welche Kraft und Energie einmal hier aus dem Inneren der Erde zutage trat.
Wieder im Basecamp angekommen gab es endlich Frühstück und dann machten wir uns auf den Weg zum Ausgangspunkt. Meiner Erfahrung nach gibt es zwei Typen von Wanderern: die einen bevorzugen bergauf zu gehen, die anderen bergab. Ich gehöre eindeutig zur ersten Gruppe. Bergauf ist zwar anstrengend und man braucht Luft, dafür werden aber die Muskeln nicht so stark beansprucht und die Füße tun weniger weh.
Aber ich war nicht der langsamste in der Gruppe beim Abstieg und so hatte ich genug Zeit die Aussichten zu genießen. Das ist für mich die wahre Motivation beim Wandern. Ich lernte allerdings bald, dass man nur entweder gucken oder laufen kann. Wenn ihr euch das auch merkt, bin ich schon zufrieden. Außerdem habe ich noch gelernt, dass es im Schlafsack wärmer ohne Kleidung ist und es beim Hinuntergehen hilft, die Schuhe fest zuzubinden.

Damit ist dieser Blog nun fast schon ein Ratgeber und ich erwarte, dass sich in Kürze Sponsoren bei mir melden.


Zu welchem Wandertyp gehört ihr? Hoch oder runter? Schreibt es in die Kommentare und lasst mir ein Like da. (für alle nicht Eingeweihten: das macht man als Influencer so)
(Ach ja, ein Influencer ist jemand, der über die sozialen Medien viele Leute erreicht und dadurch irgendwie wichtig ist. Und natürlich Geld verdient, indem er Produkte verkauft oder Firmen Werbung auf seinem Kanal machen.)

Bis bald!

Die erste Wanderung in Guatemala

Von Mexiko ging es also der Geografie folgend als nächstes nach Guatemala. Mein Wissen kurz vorher über dieses Land war bescheiden, doch ich hatte viel Gutes gehört und gelesen und so war ich sehr gespannt auf die Unterschiede.
Im Bus lernte ich eine Niederländerin kennen und wir bereisten Guatemala gemeinsam.
Was mir direkt an der Grenze auffiel ist, dass Guatemala sehr viel ärmer ist als Mexiko. Man sieht es einfach an den Gebäuden, den Menschen, den Märkten und den Straßen. Es war interessant, die ganzen Frauen in traditioneller Maya-Kleidung zu sehen. Interessanterweise tragen sehr viele Frauen diese, die Männer jedoch fast nie. In den ländlichen Gebieten kann man manchmal auch Männer damit sehen, aber in den Städten eigentlich nie.


Die erste Stadt, die ich besuchte, war Xela. Eigentlich heißt sie Quetzaltenango, aber das ist auch für die Einheimischen zu kompliziert und deswegen heißt sie eigentlich nur Xela. Xela ist als Ort für Sprachschulen bekannt und wie der ganze Westen Guatemalas als Wanderziel. In der Stadt selbst gibt es auch ein paar besuchenswerte Orte, aber nach einem Tag hat man eigentlich alles gesehen.


Die erste Wanderung führte uns zur Laguna Chicabal. Es wird aufgrund der Sicherheitslage meist nicht empfohlen, ohne Guide zu gehen, aber diese recht einfache Wanderung kann man guten Gewissens angehen. Um 6 machten wir uns auf den Weg zum Busbahnhof, fragten etwa 20 Leute und fanden schließlich den richtigen.
Das Bussystem in Guatemala ist definitiv interessant. Die Chicken-Busse sind alte amerikanische Schulbusse, die bunt angemalt, etwas getunt und mit kräftigen Musikanlagen versehen werden. Sie stoßen Unmengen schwarzen Rauchs aus und sind extrem laut. Gepäck wird in der Regel auf das Dach verladen und es ist erstaunlich, dass dabei nur selten etwas abhanden kommt. Zumindest habe ich meinen Rucksack immer wieder bekommen. Die Busse wurden für Kinder gebaut und haben dementsprechend schmale Sitze. Das stört allerdings keinen und so sitzen immer 3 Personen (Kinder nicht mitgezählt) auf einem Sitz, der reichlich 2 Personen bequem Platz bietet. Berührungsängste wird man nach einer Weile definitiv nicht mehr haben… Neben dem Fahrer hat jeder Bus einen Assistenten, der ständig das Ziel des Busses herumschreit, kassiert und das Gepäck auf dem Dach verlädt. Das geht übrigens auch während der Fahrt und wie Spiderman kommt er dann durch die hintere Notausgangstür des Busses wieder in den Innenraum zurück. Arbeitssicherheit stellt man sich als Europäer auf jeden Fall anders vor. Eine Reise im Chickenbus ist immer ein Erlebnis und man wird selten auf die Idee kommen, seine Kopfhörer heraus zu holen und einen Film zu gucken.


Aber zurück zur Wanderung: Die Wanderung selbst ist nicht besonders spannend oder anspruchsvoll, aber als Training ganz gut. Den größeren Teil legten wir allerdings aus Zeitgründen auf der Ladefläche eines Pickups zurück. Ziel ist es nämlich oben anzukommen, bevor die Wolken aufziehen, was ziemlich genau um 9 der Fall ist. Wir schafften es tatsächlich und konnten den Blick über die Lagune genießen. Allerdings nicht sehr lange, denn bald kamen tatsächlich die Wolken und versperrten die Sicht. Wir wanderten zur Lagune herunter und es war mal wieder atemberaubend: die Wolken zogen vom einen Rand des Kraters hinunter zum See und auf der anderen Seite wieder nach oben und aus dem Krater hinaus. Ich konnte mir gut nachvollziehen, warum der Ort den Maya heilich ist. Deswegen darf man auch keines Falls baden.
Wir hatten sogar Glück und konnten einer Maya-Zeremonie beiwohnen. Es war interessant und eine definitiv einmalige Stimmung. Am Ende wurde ein Hühnchen geschlachtet und geopfert. Ich hatte an diesem Morgen beim Aufstehen auf jeden Fall nicht damit gerechnet, einer Hühnchenschlachtung beizuwohnen.

Das war auch schon die erste Wanderung. Die nächste startete aber gleich am nächsten Tag. Es hieß also früh schlafen gehen, um in einer zweitägigen Wanderung den höchsten Gipfel Zentralamerikas zu erklimmen. Dazu dann mehr im nächsten Eintrag.

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