Es gibt zwei Corn-Islands, die der Einfachheit halber als große und kleine Insel bezeichnet werden. Sie liegen etwa 70 km vor der Küste von Bluefields und sind recht unterschiedlich. Sie werden übrigens tatsächlich meist bei ihrem englischen Namen genannt, oft dann in spanischer Aussprache (was sehr komisch klingt), manchmal aber auch Islas de Máiz, was Spanisch ist und ebenfalls Mais-Insel bedeutet.
Die Fähre bringt einen zur großen Insel, die überwiegend von Einheimischen bewohnt wird. Haupteinnahmequelle der Einwohner ist nach wie vor der Fisch- und Hummerfang. Auch ein wenig Tourismus gibt es mittlerweile, dieser ist jedoch im Wesentlichen auf Backpacker beschränkt. Die große Insel verfügt über einen kleinen Flughafen, auf dem täglich etwa zwei Maschinen landen. Interessant fand ich, dass man quer über die Startbahn spazieren kann, wenn gerade kein Flugzeug kommt. Ein paar Minuten bevor ein Flugzeug kommt, werden dann die Tore geschlossen und kurz danach wieder geöffnet. Ganz einfach.
Ansonsten nutzen die meisten Touristen die große Insel eigentlich nur als Durchgangsstation auf dem Weg zur kleinen. Ich blieb drei Nächte und spazierte etwas über die Insel. Den Hauptort hat man in etwa einer Viertelstunde durchlaufen und er besteht auch nur aus einer Straße. Entsprechend wenig ist hier los, aber man findet etwas zu essen und kann den Sonnenuntergang betrachten. Es ist nicht schwer, auf der Insel einen kleinen Strand für sich selbst zu finden.
Nach ein paar Tagen setzte auch ich auf die kleine Insel über. Man fährt in einem offenen Boot in rasantem Tempo hinüber. Die Überfahrt ist jedoch nur bei ruhiger See zu empfehlen, da man sonst komplett nass wird.
Die kleine Insel macht ihrem Namen alle Ehre. Es ist sehr idyllisch, denn es gibt keine Autos, dafür aber viel Strand. An der „Promenade“ gibt es einige Restaurants und zwei Tauchcenter. Tauchen kann man hier nämlich ziemlich gut, denn man ist ja in der Karibik. Ich habe mir sagen lassen, dass man zum Beispiel regelmäßig Hammerhaie sehen kann.
Meine Unterkunft war auf der Ostseite der Insel direkt am Strand. Das Hostel bestand aus einigen selbst gebauten Holzhütten. Strom gab es nur Vormittags und Abends, was aber niemanden besonders störte. Das WLAN funktionierte mit Solarstrom, der direkt vor Ort erzeugt wurde. Wenn am Morgen die Sonne hoch genug stand, erwachte es zum Leben und am späten Abend war dann wieder Schluss. Ich habe fast jeden Tag Sonnenauf- und Untergang angeschaut und nutzte natürlich die verschiedenen Strände der Insel. Außerdem werkelte ich an meinem Blog und schrieb so einige Einträge. Die wunderschöne Aussicht war sehr inspirierend!
Ansonsten tat ich aber nicht viel berichtenswertes. Ich glaube ihr könnt euch ganz gut vorstellen, dass die Tage trotzdem recht zügig vergingen. Nach 10 Nächten machte ich mich auf den langen Rückweg. Zuerst ging es mit dem kleinen Boot wieder auf die große Insel. Am nächsten Tag dann früh mit der Fähre nach Bluefields, wo wir am Nachmittag ankamen und ich noch am selben Abend den Nachtbus zurück nach Managua bestieg. Von dort ging es dann noch ein paar Stunden weiter nach Grananda. Es war eine lange Reise, aber ich kam gut an und ging erstmal schlafen.
Das Schreiben dieses Eintrags lässt die Sehnsucht nach Ferne ein wenig zu mir zurückkehren. Die Corn-Islands waren für mich zwei Wochen der absoluten Entspannung! Das war leicht, denn es gibt dort nicht so viel zu tun. Aber genau das wollte ich ja. Der Weg zu den Inseln ist allerdings weit und braucht Zeit. Glücklicherweise hatte ich noch Zeit bis mein Visum ablief.
Von Managua ging es fast einen ganzen Tag quer durch Nicaragua auf die Karibikseite des Landes, genauergesagt nach Bluefields. Bluefields ist eine kleine Stadt ohne viele Sehenswürdigkeiten, aber seit jeher bekannt als Ausgangspunkt für die Reise zu den Corn-Islands. Ich kam abends an und lief zu meinem Hostel, einer sehr kleinen Unterkunft in einer privaten Wohnung. Erst seit November letzten Jahres gibt es eine Straße, über die man Bluefields vom Westen des Landes erreichen kann. Bis dahin musste irgendwo in der Mitte auf eine Fähre umsteigen, die dann auf dem Fluss dorthin fuhr. So war es schon deutlich bequemer.
Ich hatte geplant, ein paar Orte entlang der Küste anzugucken. Leider wurde daraus nichts, denn auch dort existierten einige Hostels nicht mehr. Da die Fähre auf die Inseln aber nur zweimal pro Woche fährt und der Fahrplan im Internet sehr widersprüchlich ist, hatte ich nun sehr viel Zeit hier.
Kulturell ist die Karibikseite Nicaraguas ganz anders als der Rest des Landes. Bis heute sind beide Teile nicht so richtig zusammen gewachsen. Eigentlich alles ist in Bluefields anders als auf den bisherigen Stationen meiner Reise: die Häuser sind karibisch-bunt, man sieht viele dunkelhäutige Menschen und die wichtigsten Sprachen sind Englisch und Kreol. Die Abwechslung tat mir ehrlich gesagt gut. Obwohl es (außer einem Museum, das noch unaufschlussreicher war als das in Léon) nicht so viel zu tun gibt, wurde mir nicht langweilig. Ich schaute den Fischern ein wenig bei der Arbeit zu (leider gab es auch Schildkrötenfleisch), las ein bisschen und genoss das natürliche Flair der Stadt. Das ganze alltägliche Treiben ist hier entspannter als im Westen, was wohl auch am Gras liegt.
An einen Tag fuhr ich quer über die Lagune und machte einen Strandspaziergang. Der Strand ging bis zum Horizont und war völlig menschenleer. Das war schon cool und ein guter Vorgeschmack auf das, was mich noch erwartete.
Mittlerweile waren im Hostel auch ein paar andere Gäste angekommen und so wurde es nicht zu langweilig. Da von hier jeder zu den Inseln fährt und diese sehr klein sind wussten wir, dass wir uns in nächster Zeit öfter sehen würden. Gut, dass wir uns ganz gut verstanden.
So, das war es für heute, von Überfahrt und zwei Wochen absoluter Faulheit berichte ich euch dann beim nächsten Mal.
Von vielen Reisenden ganz ignoriert, zog mich die Hauptstadt Managua geradezu magisch an. Ich musste ohnehin dort vorbei fahren, um zu meinem nächsten Ziel zu gelangen und deshalb plante ich einen Tag ein, um einen Eindruck zu gewinnen.
Kleiner Spoiler: viel zu sehen gibt es nicht. Dennoch werde ich mich an Managua erinnern, denn es war eine ganz andere Stimmung.
Größtenteils besteht Managua aus (ärmlichen) Wohnsiedlungen. Auch das Stadtzentrum ist nicht mehr sehenswert, da es durch einige Erdbeben zerstört und dann im Sozialismus größtenteils sich selbst überlassen wurde.
Den ersten Teil des Tages nutzte ich, um meinen Bus für den nächsten Tag zu finden. Ich wollte nämlich eine neue Verbindung benutzen und es gab sehr viele widersprüchliche Informationen im Internet.
Mit den öffentlichen Bussen kommt man sehr gut durch die Stadt. Eine Fahrt kostet 2,5 Cordobas, was 6,5 Cent entspricht. Und so fuhr ich am Vormittag quer durch die Stadt und fand schließlich das richtige Terminal und kaufte schonmal mein Ticket. Ich war sehr glücklich, dass ich mir die Zeit dafür genommen hatte, denn ich hätte am nächsten Tag niemals alles rechtzeitig gefunden.
Mit diesem Erfolgsgefühl machte ich auf den Weg ins Zentrum. Es wird seit einigen Jahren zwar versucht, dieses wiederzubeleben. Noch ist das allerdings nicht so wirklich gelungen.
Der Platz der Revolution (historisch durchaus bedeutend) ist zwar relativ neu und sehr ordentlich, aber man sieht kaum Menschen. Ich fühlte mich ein bisschen an Pjöngjang erinnert. Der Platz wird von der Kathedrale Managuas begrenzt, die sehr besonders ist. Sie wurde bei einem Erdbeben zerstört und seitdem nicht wieder repariert. Sie steht also relativ verfallen, wie ein Mahnmal, dort. Außerdem kann man einige Einschusslöcher sehen. Normalerweise sieht man den Kirchen ja ihr Alter nicht unbedingt an, aber bei dieser ist das anders. Und so kann man sich leichter vorstellen, was sie wohl schon alles erlebt hat und erzählen könnte, wenn sie sprechen könnte.
Auch die Uferpromenade wurde saniert, ist aber ebenfalls leer. Ich bin gespannt, wie es sich in den nächsten Jahren entwickeln wird. Vielleicht lockt Managua in ein paar Jahren doch ein paar mehr Touristen an. Aber ich bin mir nicht sicher, denn die Zahl historischer Sehenswürdigkeiten ist nahe null. Außerdem befindet sich die Stadt im Einflussbereich einiger Vulkane.
Am nächsten Tag hatte ich eine lange Busfahrt vor mir, also ging ich bald ins Bett, denn Busfahrten sind meist alles andere als entspannend…
Nach einer langen und nicht sehr schönen Fahrt im Shuttle war ich endlich im letzten „richtigen“ Land meiner Reise. Ich war wirklich froh, heil angekommen zu sein!
Nach den wunderbaren letzten Tagen in El Salvador war meine Stimmung erstmal so mittelgut. Irgendwie hatte ich keine richtige Lust auf Stadt, das Hostel war doof und überhaupt war es viel zu heiß! León ist eine der heißesten Städte des Landes…
Ich guckte mir ein wenig die Stadt an, nahm an einer kostenlosen Stadtführung teil und reiste erstmal weiter. Eigentlich reiste ich aber eher wieder zurück, denn es ging nach Norden zum Somoto-Canyon in der Nähe der Stadt Estelí.
Dieser wurde erst vor weniger als 20 Jahren „entdeckt“. Natürlich wussten die Locals schon immer von seiner Existenz, aber als zwei polnische (?) Geologen auf ihn aufmerksam wurden, begann seine Erschließung für den Tourismus.
Der Massentourismus ist hier aber noch nicht angekommen. Nach dem Komplettzusammenbruch des Tourismus in ganz Nicaragua 2018 erholt sich diese Gegend aufgrund ihrer Abgeschiedenheit besonders langsam. (kurze Hintergrundinformation: 2018 gab es in Nicaragua Proteste gegen die seit vielen Jahren regierende Partei des Sozialisten Daniel Ortega. Sie mündeten schnell in Gewalt und der Tourismus kam dadurch nahezu komplett zum Erliegen. 2021 sind die nächsten Wahlen angesetzt und es bleibt zu hoffen, dass sich die Ereignisse nicht wiederholen. Viele Hostelbesitzer und anderweitig in der Branche arbeitende leb(t)en von ihren Ersparnissen und können ein weiteres Jahr ohne Einkommen nicht verkraften.)
Ich übernachtete im Dorf neben dem Canyon. Es ist eine Kooperative, die einige Hütten zum Übernachten errichtet hat und die Touren im Canyon organisiert. Das Geld bleibt also in der Community, da auch die Guides aus der Nähe stammen. Ich denke man kann dies als nachhaltigen Tourismus bezeichnen!
Zu dritt brachen wir mit einem Guide auf. Wir fuhren zunächst zum Anfang des Canyons. Von dort wanderten und schwammen wir einige Stunden lang den Canyon entlang. Es war ein tolles Erlebnis, wenn auch recht kalt. Aus irgendeinem Grund war es an diesem Tag bewölkt und das Wasser außerdem recht kühl. Unterwegs konnten Mutige (unvernünftige) Sprünge verschiedener Höhen absolvieren. Einer der Guides einer anderen Gruppe sprang von etwa 15m Höhe in einen recht engen Pool, den der Canyon geformt hatte. Sehr beeindruckend, aber ich verzichtete gerne darauf.
Neben den natürlichen Sehenswürdigkeiten war es auch witzig, die nicaraguanischen Touristen zu beobachten. Da die meisten nicht schwimmen können, bewegten sie sich unbeholfen durchs Wasser oder ließen sich auf Schwimmreifen umherschieben. Ein Hund begleitete uns ein längeres Stück der Tour. Er schwamm immer möglichst schnell von einer Stelle zur nächsten und wartete dann auf uns. Sehr süß!
Am nächsten Tag fuhr ich nach Estelí, einer Kleinstatdt, die vor allem vom Kaffee-Anbau und der Tabakindustrie lebt. Überraschenderweise hatte es im Camp am Canyon kein Internet gegeben und ich somit kein Hostel gebucht. Im Reiseführer sind einige aufgelistet und ich begab mich auf die Suche. Das erste empfohlene existierte leider nicht mehr. Es hat die Krise letztes Jahr nicht überlebt. Auch das Hostel, in dem ich schließlich übernachtete, hatte vorübergehend geschlossen und erst eine Woche vor meinem Besuch wieder zwei Leute angestellt. Es geht also aufwärts, aber langsam.
Im Hostel traf ich auch einige Leute aus dem Hostel am Strand in El Salvador wieder. Das passierte mir auf meiner Reise übrigens des Öfteren; eine Engländerin zum Beispiel traf ich zwischen Anfang Dezember und Februar insgesamt dreimal.
In Estelí wanderte ich zu einem Wasserfall und ließ mir erklären und zeigen, wie aus Tabakblättern Zigarren gemacht werden. Auch wenn ich mich persönlich nicht so sehr für diese Lungenverschandelung interessiere, war der Prozess interessant und meine Bildung wurde verbessert. Am schlimmsten fand ich den Gestank des Tabaks in der Manufaktur. Er reizt Augen und Nase ziemlich stark.
Die Zigarren werden komplett in Handarbeit hergestellt. Wenn sie zu dünn oder zu dicht gerollt wurden, werden sie auch von Hand wieder auseinandergerollt und es beginnt noch einmal von vorn. Einige Damen packen jeden Tag die fertigen Zigarren in 20er Päckchen Klarsichtfolie ein. Es erinnterte mich ein bisschen ans Geschenke einpacken. In einige Päckchen hatte eine Arbeiterin allerdings 25 statt 20 gepackt, also wurden die Pakete wieder aufgemacht, die Folie neu zugeschnitten und dann wieder verpackt. Es tat fast ein bisschen weh zu sehen, wie langsam und unefektiv das Ganze vonstatten ging. Aber ich akzeptiere, dass da der Deutsche in mir durchkommt. Und ich beschloss, mich einfach zu freuen, dass auf diese Weise mehr Menschen Arbeit haben.
Danach ging es wieder zurück nach León. León und Granada waren seit jeher die wichtigsten Städte Nicaraguas und standen immer in starker Konkurrenz. Schließlich bekriegten sie sich sogar! Irgendwann wurde dann Managua zur Hauptstadt erklärt und dann war Ruhe. (Kurzfassung der Geschichte)
Leoń ist die Stadt der Intelektuellen und von den beiden die eher progressiv eingestellte. In León gibt es einige Universitäten und die Stadt ist deshalb auch für ihre Partyszene berühmt. Architektonisch ist sie allerdings nicht so spannend, viele Häuser sind verfallen und in schlechtem Zustand. Natürlich hat auch das seinen Charme, aber verfallene Häuser hatte ich in letzter Zeit öfter gesehen…
León als Stadt der sozialistischen Revolution hat auch ein Revolutionsmuseum. Ich würde sagen, es ist das schlechteste Museum, das ich jemals besucht habe. Zumindest bis dahin, denn ein paar Wochen später wurde es noch übertroffen! Trotzdem wird es mir in Erinnerung bleiben. Das Museum in León befindet sich in einem wirklich stark verfallenen Haus. Auf den Bildern kommt das gar nicht so rüber… Und dann gibt es ein paar extrem verblichene und vergilbte Fotos und ein paar Daten über Sandino. Im Preis inklusive ist eine kleine Führung. Mein Guide sprach allerdings ein mir sehr unverständliches Englisch und betete im Wesentlichen auch nur ein paar Daten und Fakten herunter. Am Ende der Führung geht man aufs Dach des Gebäudes. Das Wellblech wackelt und ist stark verrostet und hat sehr sehr große Löcher. Weit fallen kann man allerdings nicht, da unter dem Wellblechdach noch eine Betondecke kommt. Man könnte sich höchstens das Bein aufschlitzen, es ist also sicher. Nur zu nah an die Kante sollte man nicht gehen, ein Geländer gibt es nämlich nicht…
„Museum“
2. Etage
Soso, genug der Ironie und des Sarkasmus. Ich sitze zum Zeitpunkt der Erschaffung dieses Eintrags in San José (Costa Rica) auf dem Flughafen. Ich werde die Nacht hier verbringen und gegen 7 Uhr Richtung Miami starten. Irgendwie bin ich müde…
Liebe Leser, ein weiteres Mal vielen Dank fürs Lesen. Bis bald!