Der Reiseblog der Gebrüder Borkert

Autor: Lukas Seite 12 von 14

Ein erster Bericht aus Mexiko (endlich)!

Liebe Leserinnen und Leser,

es wird ja nun wirklich mal Zeit, dass ich etwas von mir hören lasse. Sicherlich fragen sich manche, ob ich im gefährlichen Mexiko noch am Leben bin. Und die Antwort ist ja. Hier auf der Yucatan-Halbinsel muss man sich um dieses Thema überhaupt keine Sorgen machen. Zumindest meistens…

Ich bin vor ein paar Tagen in Mérida angekommen, wo Montag meine Sprachschule begann. Ich muss sagen, dass ich mich richtig darauf freue, Spanisch zu lernen, denn sehr viele Mexikaner sprechen überhaupt kein Englisch. Die meisten Leute hier sind sehr freundlich und wollen sich auch gerne mit einem unterhalten. Und so nervt es mich jedes Mal mehr wenn ich ihnen erklären muss, dass ich ihrer Sprache leider (noch) nicht mächtig bin.

Ich werde meine bisherigen Erlebnisse auf zwei Einträge aufteilen. In den nächsten 4 Wochen wird es ja nicht sooo viel spannendes zu berichten geben und so habt ihr dann wenigstens nochmal was zu lesen 😉

Also beginnen wir in Cancún: ich kam am frühen Abend in der Stadt an und wurde zunächst von Regen begrüßt. Oktober ist das Ende der Regenzeit und deshalb durfte das auch so sein.

Im ersten (wohl gemerkt sehr schönen Hostel) traf ich gleich zwei nette Landsleute und so machten wir uns am nächsten Morgen auf den Weg in die Stadt. Das Frühstück im Hostel bestand aus Tortillas mit Gemüse gefüllt und war sehr sehr lecker. Und natürlich ein guter Einstieg in die mexikanische Esskultur 🙂

Cancún ist für die USA das, was Mallorca für Deutschland ist. Es gibt dort sehr sehr viele Hotels und es ist teils schwer, an den Strand zu gelangen. Aber das Wasser ist tatsächlich so blau und der Strand so fein, wie man sich das in der Karibik vorstellt. Da wir ohnehin noch ein bisschen den Jetlag spürten, verbrachten wir den Tag am Strand. Der erste Sonnenbrand war mir sicher.

Den nächsten Tag ließen wir entspannt angehen. Im Wesentlichen war ich vom Walmart begeistert. So einen gigantischen Supermarkt gibt es bei uns einfach nicht… Man kann dort wirklich alles kaufen, von Matratzen über Kleidung bis zu Sportartikeln und Motorrädern ist alles dabei. Und Lebensmittel gibt es übrigens auch noch.

Damit hatten wir Cancún zufriedenstellend erkundet und machten uns auf den Weg nach Valladolid. Diese Stadt ist eine recht kleine Kolonialstadt und vor allem als Ausgangspunkt für Touren nach Chichen Itza bekannt. Chicen Itza ist eine der größten erhaltenen Maya-Ruinenstädte und Weltkulturerbe. Das kann man sich als Mexiko-Besucher natürlich nicht entgehen lassen!

Aber auch die Stadt selbst hat einiges zu bieten: neben der Kolonialarchitektur gibt es in der Stadt sogar einen Cenoten! Baden in Cenoten ist auf jeden Fall ein Erlebnis. Bei meiner Radtour am nächsten Tag besuchte ich ein weiteres dieser für Yucatan so typischen Wasserlöcher. Es ist von einer Hacienda umgeben, die heute als Hotel und Bar genutzt wird. Ich konnte mir gut vorstellen, wie Leute hier früher gelebt haben. Das hätte mir glaube ich auch gefallen.

An einem Abend spielte auf dem Hauptplatz, der in jeder Stadt hier das Zentrum des Lebens ist, eine Band mit mindestens 14 oder 15 Mitgliedern Salsamusik. Und es dauerte nicht lange, bis Mitten auf der Straße über 100 Leute tanzten. Bisher ist das auf jeden Fall eines meiner tollsten Erlebnisse, auch wenn ich leider nicht mitmachen konnte. Salsa lernen muss ich noch auf meiner Reise! Oder notfalls danach.

Was mich nach auf meiner nächsten Station in Tulum erwartete, werdet ihr im nächsten Blog lesen. Mal sehen, wie lange es dieses Mal dauert. Im Moment liegt mein Fokus darauf, Spanisch zu lernen. Ich hoffe, dass das als Entschuldigung akzeptiert wird.

Ab diesem Blogeintrag habe ich mir wieder eine Co-Autorin organisiert: Wie schon bei unserem Segelabenteuer im Sommer wird Clara meine Berichte verbessern und verschönern. Vielen vielen Dank, dass du dir die Zeit dafür nimmst 😉

Bis bald!

Es geht (wieder) los!

Kaum ist der eine zurückgekehrt und beginnt zu studieren, fährt der andere los. Sicherlich haben es die meisten, die diesen Blog lesen, in den letzten Monaten schon mitbekommen: Ich werde morgen meine Reise starten und ab Cancún zunächst Mexiko erkunden, währenddessen einen Monat Sprachschule in Mérida absolvieren und danach schauen, wohin es mich zieht. Wie ihr es schon von Clemens gewohnt seid, werde auch ich meine Reise niemals zu weit planen. Fest steht neben der Sprachschule, dass ich spätestens Mitte März zurück sein muss, um mein Studium fortsetzen zu können.

Es fiel mir wirklich nicht leicht, meine Heimat zu verlassen. Vor allem meine Abschiedsfeier in Rostock hat mir noch einmal gezeigt, wie viele wundertolle Menschen ich mittlerweile dort kenne. Danke an alle, die dabei waren! Ich freue mich schon auf die Rückkehrparty. 😀

Warum ich ausgerechnet nach Mexiko fliege, weiß ich ehrlich gesagt auch nicht zu 100%. Ziel meiner Reise ist es, Spanisch zu lernen. Es gibt Länder, in denen gutes Spanisch gesprochen wird und andere mit gewöhnungsbedürftigen Akzenten. Zumindest habe ich mir das sagen lassen. Und irgendwie war ich schon länger von Mexiko fasziniert. Das Bild Mexikos in den Medien ist momentan ja vor allem von der Flüchtlingskrise gigantischen Ausmaßes geprägt. Vorher hörte man hingegen eher von Drogenkrieg, Morden, Korruption u.s.w.

Das einzig Positive, das den meisten (und auch mir bis vor kurzem) einfällt, sind wohl das gute Essen und Tequila. Ich denke es wird interessant, die andere Seite Mexikos kennenzulernen. Ich hoffe, dass ihr mich dabei begleiten werdet und wir so „gemeinsam“ dieses Land kennenlernen.

Zum Abschluss noch eine Bitte: beim Reisen verbringt man viel Zeit damit, auf Busse zu warten, im Bus zu sitzen und gelegentlich auch am Flughafen oder anderen Orten Zeit zu haben. Podcasts sind neben dem Beobachten von Menschen eine gute Möglichkeit, die Zeit sinnvoll zu nutzen. Wenn ihr also einen guten Podcast kennt, der es wert ist angehört zu werden, schreibt mir. Und auch so freue ich mich natürlich immer über WhatsApp-Nachrichten und dergleichen aus Deutschland. 😉

Das soll es für meinen ersten eigenen Eintrag erstmal gewesen sein. An dieser Stelle möchte ich Clemens danken, dass ich seinen Blog übernehmen kann. Natürlich bleiben seine vielen Einträge auch weiterhin auf der Seite. Vielleicht kommt eines Tages ja sogar noch der angekündigte Abschlussbericht seiner Reise…
Danke für euer Interesse und bis bald!

Lukas

Die letzten Tage in Indien: Amritsar 2.0, Dharamsala, Delhi und ein Fazit

Hallo an Alle!

Dieses Mal schreibe ich aus Deutschland. Wie die Meisten sicher wissen, haben wir beide Indien inzwischen wieder verlassen. Dieser letzte Blogeintrag für Indien ließ etwas auf sich warten, aber ich hatte schon wieder gut zu tun. Dafür ist er recht lang geworden. Ich hoffe, das genügt als Entschädigung.

Ich werde zunächst über unsere letzten Stationen berichten und danach darf natürlich ein kleines Fazit über dieses beeindruckende Land nicht fehlen.

Also: Wer sich noch an den letzten Eintrag erinnert, weiß, dass wir eine ziemlich lange Reise von Jaisalmer nach Amritsar erlebt haben. Es hat aber alles geklappt und auch die Verspätungen hielten sich in Grenzen…

In Amritsar gibt es ein paar Attraktionen, aber langsam neigte sich unsere Zeit dem Ende entgegen. Also machten wir einen Plan, wie wir in kurzer Zeit schnell viel erleben konnten.
Ein Highlight, dass wir uns nicht entgehen lassen konnten, war die Grenze zu Pakistan. Das bedarf wohl einer kleinen Erklärung: Schon seit Gründung der beiden Staaten gibt es Streit um ein Gebiet namens Kaschmir und deswegen sind die Beziehungen schlecht bis sehr schlecht. In letzter Zeit jedoch sehr sehr schlecht. Wer die Nachrichten verfolgt, hat ja den Abschuss der Kampfjets usw. mitbekommen.
Jedenfalls gibt es an einigen Grenzübergängen abends Zeremonien, die von beiden Ländern gemeinsam abgehalten werden. Dabei werden die Grenzen für die Nacht geschlossen und die Flaggen niedergeholt.
An dem Grenzübergang, der nur etwa 20 km von Amritsar entfernt ist (Wagah Border) hat dieses „Schauspiel“ mit der Zeit immer mehr Touristen angezogen und so kann man heute ein bizarres Spektakel erleben, das seinesgleichen sucht.

Es beginnt damit, dass man eine Straße entlang fährt, die kein Ende zu nehmen scheint (das lag aber wohl auch daran, dass der Bus sehr sehr alt war und quälend langsam fuhr). Kurz vor der Grenze muss man aussteigen und ist sofort von hunderten Souvenirhändlern umringt, die höchst aggressiv Indien-Fähnachen und Hüte mit der Aufschrift „I love my India!“ verkaufen wollen und Leuten Indienfahnen überall auf die Haut malen.
Dann kommt man in ein zur Grenze offenes Stadion für etwa 10-15 Tausend Menschen. Auf pakistanischer Seite gibt es das Gleiche, nur etwas kleiner. (Die genauen Zahlen kann ich leider nicht recherchieren, da Wikipedia heute aus Protest gegen Artikel 13 nicht erreichbar ist) In der Mitte eine kleine Aufmarschfläche und dann das Tor, das die eigentliche Grenze zu Pakistan markiert. Innerhalb des Stations wird von den Sicherheitskräften fein säuberlich zwischen Indern und Ausländern getrennt.

Eine halbe Stunde vor Beginn der Zeremonie kommt aus den Lautsprechern Bollywood-Musik in Club-Lautstärke (für die Älteren: Disco) und die Menschen werden ermutigt, mit großen Fahnen Richtung Grenze zu rennen und zu tanzen. Es ist eine richtige kleine Bollywood-Party, nur dass sie von Soldaten überwacht wird.
Irgendwann beginnt dann die Zeremonie, bei der Soldaten beider Länder immer wieder auf die Grenze zu laufen und dabei versuchen, die Beine möglichst hoch zu werfen, da dies früher den Gegner einschüchtern sollte. Man könnte sagen, dass das recht lustig aussieht. Teil der Zeremonie sind auch immer wieder Drohgesten Richtung Pakistan und das Richten der Schnurrbärte.
Die ganze Zeit ist ein Soldat dabei, der wie ein Cheerleader die Menschenmenge immer wieder antreibt, lauter zu schreien und zu jubeln, damit man nichts von Pakistan hört. Man konnte sehen, dass er seinen Job sehr liebt.

Irgendwann sind dann die Fahnen eingeholt und die Zeremonie ist vorbei. Die ganze Zeit über kommen übrigens Eis- und Süßigkeitenverkäufer vorbei. Es ist ein wenig wie im Kino.

Ich muss sagen, dass das Ganze eigentlich sehr sehr lustig wäre, wenn es nicht so einen ernsten Hintergrund hätte. Die Drohgesten und alles wirkt so gestellt, als entstamme es einem schlechten Kinofilm. Und ungefähr so habe ich mich dann auch gefühlt.

Natürlich gibt es bei YouTube einige Videos dazu, aber die Stimmung kann man einfach nicht einfangen. Es fällt mir auch schwer, das ganze hier so in Worte zu fassen, dass ihr das nachvollziehen könnt.

Am nächsten Morgen (oder besser gesagt mitten in der Nacht) ging es dann auch für mich zum Goldenen Tempel. Clemens hatte diesen ja bereits besucht und deshalb will ich an dieser Stelle nicht allzu viel darüber schreiben. Aber ich muss sagen, dass auch ich sehr beeindruckt war. Vor allem auch von den Werten, die die Sikh vertreten und leben.
Dass Sie ihre Gotteshäuser für alle öffnen und glauben, dass jeder darin seine Götter anbeten kann, finde ich sehr toll. Alle anderen Religionen sollten sich meiner Meinung nach davon eine Scheibe von abschneiden!

Noch am gleichen Tag machten wir uns auf den Weg nach Dharamsala, denn wir wollten noch ein bisschen Natur genießen und vor allem den Städten entfliehen. Diese Stadt liegt sozusagen an den ersten Ausläufern des Himalaya, aber die Berge sind trotzdem schon sehr einschüchternd.
Und so machten wir uns mit den Lokalbussen auf den Weg. Diese sind immer sehr alt, klapprig, voll und langsam. Clemens pflegt jedoch zu sagen: „Irgendwann kommt man immer an“ und so auch dieses Mal. Jedoch dauerte es dieses Mal wirklich ewig. Das lag auch daran, dass diese Busse nicht immer zu dem Ort fahren, der am Schild dran steht. Und so muss man manchmal an irgendeiner Kreuzung aussteigen und in den nächsten Bus wechseln. Haltestellen oder sonstige Hinweise gibt es dabei oft leider nicht, das Handy mit GPS macht einem das Leben da sehr viel einfacher und ist absolut essenziell!

Gegen 23 Uhr hatten wir es dann schließlich geschafft. Tatsächlich waren wir nicht in Dharamsala selbst, da diese Stadt ebenfalls nicht besonders schön ist. Ausgangspunkt für die meisten Wandertouren sind nahe Orte wie McLeod Ganj, in dem auch unser Hostel war. Hier hat der Dalai Lama und viele Tibeter Exil gefunden, nachdem sie aus Tibet geflohen waren. Während unseres Aufenthaltes war das 60. Jubiläum des Aufstandes gegen die chinesische Besatzung Tibets, sodass man viele Mönche sehen konnte. Es fühlte sich tatsächlich nicht mehr so an, als sei man in Indien.

Es war ziemlich kalt, was bei der Höhe nicht besonders verwunderlich ist. Allerdings war der Winter dieses Jahr besonders lang und bis vor etwa zwei Wochen hatte es geschneit. Isolierte Häuser gibt es hier nicht und die Fenster sind so dünn, dass man ständig denkt, sie wären offen. Gott sei Dank hatte unser Hostel genug Decken, sodass man Nachts nicht frieren musste.

Am ersten Tag unternahmen wir eine kleine Wanderung, zunächst zu einem Wasserfall in der Nähe und dann zu einem See. Anschließend marschierten wir ins Dorf und besichtigten den Haupttempel des Dalai Lama. Wir waren am Ende trotzdem wieder viele viele Stunden gelaufen und fühlten uns bereit für den Triund Trek, den wir am nächsten Tag in Angriff nehmen wollten.

Wir starteten am Morgen und es ging sehr schnell sehr viele Höhenmeter hinauf. Die Sicht war mittelmäßig, aber man konnte erahnen, wie weit man gucken können würde, wenn das Wetter besser wäre. Schließlich erreichten wir die Schneegrenze und an dieser Stelle drehten wir um, da es doch sehr rutschig wurde und wir nicht die besten Schuhe zum Bergsteigen hatten. (Der einzige richtige Nachteil beim Reisen nur mit Handgepäck ist, dass man nur ein Paar Schuhe mitnehmen kann)
Aber mit der Schneegrenze hatten wir unser erklärtes Ziel erreicht und wir hatten es geschafft, innerhalb einer Woche sowohl 30 °c als auch Schnee zu sehen!

Nach drei Nächten in Dharamsala nahmen wir den Nachtbus nach Delhi. Entgegen aller bisherigen Erfahrungen war dieser sogar überpünktlich am Ziel, sodass unsere Nacht recht kurz und nicht sehr erholsam war. Den Tag nutzten wir, um noch ein paar letzte Punkte von unseren Shoppinglisten zu erledigen. Außerdem besuchten Davis und ich auch noch das Regierungsviertel. Die Bauwerke dort sind architektonisch sehr interessant und der größten Demokratie der Welt auf jeden Fall angemessen. Später genossen Clemens und ich noch ein letztes gemeinsames Abendessen. Erst in ein paar Monaten (so genau weiß das ja keiner) wird es das wieder geben…

Der Triumphbogen für tote indische Soldaten aus diversen Krigen. Er ist dem in Paris nachempfunden, aber wenige Meter niedriger.
Das Gebiet zwischen Regierungsviertel und Triumphbogen ist eine der wenigen grünen Oasen in Delhi. Der allgegenwärtige Smog findet sich aber auch hier.
Imposante Regierungsgebäude. Die leeren Straßen erinnern mich ein wenig an Pjöngjang und stehen im krassen Gegensatz zum Rest Delhis.
Gewürze…

Gegen um 10 Uhr abends machte ich mich auf den Weg zum Flughafen. Kurz vorher hatte ich eine E-Mail bekommen, dass mein Flug nun über Amsterdam nach Frankfurt und erst dann nach Berlin gehen würde, da der pakistanische Luftraum für internationale Flüge gesperrt war. Und das sorgte für Spaß, denn obwohl ich mehr als drei Stunden vor dem Flug am Flughafen war, musste ich schließlich zum Flugzeug sprinten.
Wir hatten schon mehrfach die Erfahrung gemacht, dass man oft einfach irgendeine Antwort bekommt, wenn man um Auskunft fragt. Anscheinend ist es unüblich zuzugeben, dass man von etwas keine Ahnung hat. Jedenfalls wurde ich von Schalter zu Schalter geschickt und so verging die Zeit und die Startzeit kam immer näher. Aber ich schaffte es noch rechtzeitig zum Flugzeug, dass dann jedoch noch etwa eine Stunde auf dem Rollfeld stand, ohne abzuheben und dann schließlich einen riesengroßen Umweg um ganz Pakistan fliegen musste.
In Amsterdam sprintete ich wieder durch den Flughafen und schaffte auch den nächsten und übernächsten Flieger. Tatsächlich hatte ich am nächsten Tag vom Flugzeugfliegen Muskelkater, wer hätte das gedacht!
In Berlin angekommen war alles wie immer und die Busfahrer streikten. Trotz allem schaffte ich es irgendwann nach Rostock, wo ich todmüde ins Bett fiel. Die nächsten drei Tage verbrachte ich damit, für eine Klausur zu lernen. Das Ergebnis dafür steht noch aus, man darf also die Daumen drücken!

Dass dieser Blog so lange gedauert hat, hat auf jeden Fall den Vorteil, dass ich nun schon etwas Abstand habe und die Reise etwas „verarbeiten“ konnte. Wenn mich jemand fragt wie es so war sage ich meistens: „Laut, es stinkt und die Leute sind recht unfreundlich“. (Und natürlich, dass die Leute den BLOG lesen sollen!)
Dennoch war es auf jeden Fall eine exrem interessante Erfahrung, die ich keinesfalls bereue. Und das liegt nicht nur an der schönen Zeit mit Clemens… Auf jeden Fall weiß ich noch mehr zu schätzen, dass wir in einem solch privilegierten und (meist) gut organisierten Staat leben. Ich finde, man sollte dieses Land, dass in ein paar Jahren wohl die meisten Einwohner auf der Welt haben wir, auf jeden Fall einmal besuchen. Man kann dann auch die Denk- und Handlungsweisen der Inder viel besser verstehen. Aber dass Reisen den Horizont erweitert, ist ja eigentlich nichts neues…

Ich war ehrlich gesagt trotzdem auch ganz froh, wieder zu Hause zu sein. Man merkt einfach, dass man nicht so wirklich nach Indien passt.

Mit diesen Worten endet meine Autorenschaft in diesem Blog wohl, dieses Mal endgültig. Wer hätte vor Beginn von Clemens Reise, damals im Juli 2017, gedacht, dass ich noch ein zweites Mal die Chance haben würde, hier etwas zu schreiben…
Ich danke allen Leserinnen und Lesern ganz ganz herzlich fürs Lesen dieser Beiträge, die interessierten Rückfragen und die positiven Kommentare.
Obwohl so ein Beitrag sehr sehr viel Arbeit macht, haben wir uns immer wieder gerne für euch (und natürlich auch ein bisschen für uns) hingesetzt und in die Tastatur gehackt, bei schlechtem Internet versucht, Bilder hochzuladen, den Text umformuliert usw.

Ich wünsche allen weiterhin viel Spaß, die nächsten Stationen auf Clemens Reise sind auf jeden Fall nicht weniger interessant, aber sehr anders.

Lukas

Die goldene Stadt: Jaisalmer

Im Hintergrund sieht man das Jaisalmer Fort.

Ich möchte zu Beginn dieses Beitrages kurz die aktuelle Situation (zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Blogs) schildern: Es ist jetzt gegen 13 Uhr und wir sind vor ein paar Stunden in Amritsar angekommen. Hinter uns liegt eine recht lange Reise von Jaisalmer: Vorgestern Abend stiegen wir in den Nachtzug nach Jaipur, dort kamen wir dann gegen 13 Uhr an und erkundeten ein paar Stunden die Stadt. Am gleichen Abend dann bestiegen wir den Nachtbus mit Ziel Amritsar, wo wir nach weiteren 14 Stunden Fahrt ankamen. Zwar ließ es sich im Bus relativ gut schlafen, dennoch fordern die letzten Tage ihren Tribut. Ich bin zwar motiviert zum Schreiben, aber falls es an manchen Stellen etwas komisch wird, wisst ihr warum… 😀

Wie man an der Reisedauer erahnen kann, ist Jaisalmer relativ am A**** der Welt. Wenn man es etwas genauer formulieren will: in der Mitte der Wüste Thar. Die pakistanische Grenze ist etwa 60 km entfernt. Jaisalmer ist von der Atmosphäre her anders als die Städte, die wir bisher besucht haben: nur etwa 65 Tausend Einwohner und erbaut aus den Steinen der umgebenden Thar, sieht es hier einfach anders aus. Während des Sonnenuntergangs kann man die Bezeichnung „Goldene Stadt“ tatsächlich nachvollziehen.

Für die Wüste und diese Jahreszeit sehr untypisch, war es bei unserer Ankunft zunächst kalt und nass. Insgesamt nicht sehr einladend. Da die Busfahrt an diesem Tag auch wieder 6 Stunden gedauert hatte, ließen wir es gut sein. Am nächsten Tag erwartete uns nämlich das aus meiner Sicht bisherige Highlight der Reise: eine Kamelsafari in der Wüste mit anschließender Übernachtung unter freiem Himmel.

Zunächst ging es mit einem Jeep etwa 50 km in die Wüste. Unterwegs besuchten wir ein Geisterdorf und eines, dass nach wie vor bewohnt ist. Sofort waren wir von zahlreichen Kindern umringt, die sich über den Besuch zu freuen schienen.



Es ist schwer sich vorzustellen, hier zu leben: Zwar gibt es laut Aussage unseres Guides in einigen Dörfern Schulen, dennoch ist die Analphabetenrate in und um Jaisalmer sehr hoch. Da die Menschen hier überwiegend Subsistenzwirtschaft betreiben, ist es für sie sehr schwer, das Schulgeld zu finanzieren. Durch die hohe Konkurrenz im Bereich der Kamelsafaris ist es für die lokale Bevölkerung schwer, vom Tourismus zu profitieren.

Schließlich trafen wir, mitten in der Wüste, auf unseren Kamelführer. Es ist ein besonderes Gefühl, auf dem Rücken dieser Tiere zu sitzen: beim Aufstehen muss man sich sehr gut festhalten und dann sitzt man auf einmal sehr weit oben. Die Bezeichnung Wüstenschiff erschloss sich mir auch schnell: recht langsam ging es durch die Wüste. An diesem Tag lief der Guide voran, sodass es besonders langsam vorwärts ging. Das bringt aber den Vorteil, dass der Ritt wesentlich angenehmer ist. Auf dem Rückweg am nächsten Tag ohne „Bremse“ schaukelte es doch recht stark und Menschen mit Rückenproblemen hätten sicherlich länger etwas davon…

Pünktlich vor dem Sonnenuntergang erreichten wir die Dünen. Es war ein wahrlich erinnerungswürdiger Sonnenuntergang! Die Wüste ist schon ein besonderer Ort.
Übrigens gibt es tatsächlich recht viel Leben in der Wüste: Vögel, Antilopen sowie Käfer und andere Insekten. Auch ein Wüstenfuchs besucht das Camp wohl regelmäßig, leider konnten wir ihn nicht selbst sehen.

In Jaisalmer selbst ist das Fort der Anziehungspunkt. Innerhalb der Fortmauer befindet sich ein Labyrinth aus Häusern mit vielen Shops für Touristen. Aber es gibt auch unzählige Punkte, von denen aus man einen wunderbaren Blick auf die Stadt hat. Ein Abendessen beim Sonnenuntergang sollte man sich nicht entgehen lassen!

An unserem letzten Tag spazierten wir zu einem kleinen See, auf dem man Tret- und Ruderboote ausleihen kann. Das konnte ich mir als begeisterter Wassersportler natürlich nicht entgehen lassen. Allerdings ist der See aufgrund der Trockenzeit momentan noch kleiner als sonst, sodass wir nach einer halben Stunde genug hatten. Wir gingen zum Hostel zurück und ruhten uns ein wenig für die bevorstehende Reise, die an diesem Abend beginnen würde, aus.

In Indien herrscht zwar meistens Chaos, aber die Tretboote haben Nummernschilder…

Damit sind wir nun quasi wieder am Beginn dieses Blogeintrags angekommen und ich kann guten Gewissens enden.

Ich möchte mich wieder bei allen fleißigen Leserinnen und Lesern für das Feedback und die Aufmerksamkeit bedanken.

Amritsar wird vermutlich unsere vorletzte Station (abgesehen von Delhi) sein. Am 14. geht es für mich wieder nach Rostock (wo eine Klausur auf mich wartet) und für Clemens nach Amman in Jordanien (wo sicherlich weitere tolle Erlebnisse warten).

Liebe Grüße!

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