Guajira ist ein seltsamer Teil Kolumbiens. Eine Wüste direkt an der Küste sorgt für eine sehr beeindruckende Szenerie. Leider ist es aufgrund fehlender Straßen und sonstiger Infrastruktur nicht wirklich möglich, diesen Teil allein zu bereisen. Deshalb schloss ich mich einer Tour an. Im Toyota LandCruiser würden wir vier Tage und 3 Nächte durch die Wüste fahren und unterwegs die Landschaft genießen sowie etwas über die Ureinwohner lernen. 

Los ging es also morgens von Riohacha gen Osten. Schon bald hörten die Straßen auf und es ging zunächst über Schotterpisten, dann auf Sandstraßen in Richtung Cabo de la Vela. 

Unser Fahrzeug war zwar nicht mehr das Neuste und bequemste, aber brachte uns (natürlich nur Dank eines guten Fahrers) sicher von A nach B. 

Zu essen gab es, was die Menschen in der Region so essen: entweder Fisch (im Ganzen gebraten und mit den üblichen Beilagen (siehe letzter Eintrag) serviert) oder Ziege in allen Varianten. Beides sehr lecker, wäre aber auf Dauer etwas wenig abwechslungsreich. 

Die Nächte verbrachten wir in Hängematten in traditionellen Behausungen der Einwohner: aus Kaktus gebaut und nur auf der dem Wind zugerichteten Seite geschlossen war das überraschend gemütlich. Ich hatte etwas Bedenken wegen der Hängematte, aber wenn man sich etwas schräg hineinlegt (damit man nicht zu sehr in der Mitte gefaltet wird) ist es doch überraschend erholsam. 

Beeindruckende Landschaften mit Worten zu beschreiben macht wenig Sinn, also sehr hier:

Wobei Fotografien die Athmosphäre natürlich nur schwer einfangen können…

Am vorletzten Tag unternahmen wir eine Bootsfahrt auf der Bahia Hondita. Es war ordentlich nass und leider versteckten sich die Flamingos auch an einem uns unbekannten Ort. 

Anschließend besuchten wir ein Dorf der Wayuu, also der Ureinwohner. Wir durften beim Ziegen eintreiben helfen und erfuhren einiges über ihre Lebensweise. Aber ich muss sagen, dass sich dieser Teil der Tour eher wie ein Zoo abgefühlt hat. 

Auf dem gesamten Weg durch die Wüste stießen wir auf hunderte „Straßensperren“, bestehend aus einem Ast, der in den Boden gerammt worden war und einem Seil oder Kette über den Weg. Gegen einen Wegzoll (i.d.R. ein Stück extrem unnahrhaftes Weißbrot oder eine Süßigkeit) ließen die Kinder die Autos passieren. 

In diesem Teil Kolumbiens ist es den Eltern freigestellt, ihre Kinder zur Schule zu schicken. Und so ziehen es viele Eltern vor, sie betteln zu schicken. Das ist natürlich sehr traurig und ich verstehe nicht, warum diese Praxis durch die Tourunternehmen unterstützt wird. Die Straßensperren sind kein wirkliches Hindernis und wir durchfuhren auch zahllose, ohne zu „bezahlen“. Auch berichtete unser Fahrer, der aus dem Gebiet stammt und einige der Kinder persönlich kannte, dass diese „Hilfe“ zum Überleben nicht wirklich notwendig sei. Zwar sind die Menschen arm, müssen aber i.d.R. keinen Hunger leiden. 

Insgesamt gibt es in Kolumbien, wie im Rest Lateinamerikas, kaum Bahnstrecken. Eine der wenigen davon ist hier, mitten in der Wüste. Mit ihrer Hilfe wird Kohle aus dem flächenmäßig größten Steinkohletagebau Lateinamerikas zum Hafen transportiert, von wo sie in alle Welt, vor allem aber nach Europa und insbesondere Deutschland, gebracht wird. Wobei in letzter Zeit China als Abnehmer immer wichtiger wird. Pro Tag werden 48.000 Tonnen Kohle gefördert. Die Züge sind dementsprechend lang und wir mussten am Bahnübergang ganz schön lange warten. 

Quasi als Gegensatz dazu besuchten wir am 2. Tag der Reise eine Windfarm. Was für uns nun wirklich nichts besonderes ist, war für die Kolumbianer in meiner Reisegruppe ein einmaliges Erlebnis und sie wussten zunächst nicht so richtig, wozu diese Maschinen dienen sollten. Nun traf das vielleicht nicht unbedingt ihr Interessengebiet (das eher bei Instagram zu liegen schien), dennoch fand ich es bemerkenswert, dass dies für sie völlig neu war. Aber ja, ich habe auf meiner restlichen Reise keine anderen Windräder mehr gesehen, also ist das vielleicht nicht so verwunderlich.  

Als wir am 4. Tag nach Riohacha zurückkehrten, hatte ich auf jeden Fall eine Dusche nötig. Durch die feucht-salzige Luft war ich insgesamt sehr klebrig. (Es gab unterwegs aber die Möglichkeit zur Eimerdusche, keine Sorge. Nur hielt der Effekt nicht sonderlich lange an)

Voller schöner Eindrücke in meinem Kopf, genauso schöner Bilder in der Kamera und etwas nachdenklich endete der Ausflug in die Wüste. Ich hatte das Glück, schon ein paar Wüsten dieser Erde besuchen zu dürfen. Jede ist anders, aber strahlt auf ihre Art eine gewisse Magie aus. Zumindest finde ich das und ich frage mich schon, welche Wüste ich als Nächstes besuchen darf. Zählt der Atlantik als Wasserwüste?

Danke für Eure Zeit und bis zum nächsten Mal 😉