Der Reiseblog der Gebrüder Borkert

Monat: März 2019 Seite 1 von 2

Jerusalem: Die heilige Stadt

Guten Abend Liebe Leser,

wieder einmal schreibe ich aus einem neuen Land, diesmal bin ich in Israel. Nach einer Woche in Jordanien hatte ich alles gesehen, was ich geplant hatte. Und so machte ich mich über die Grenze und nach Israel.

Das war allerdings leichter gesagt als getan. Die Sicherheitsvorkehrungen an den Grenzen Israels sind nämlich riesig. Nachdem ich alle Kontrollen auf Jordanischer Seite passiert hatte ging es zu Fuß über die Grenze. Am ersten Checkpoint wurde ich direkt herausgezogen, denn die zahlreichen Stempel und Visa in meinem Pass erweckten direkt misstrauen. Ich hatte das ganze allerdings erwartet, so wird man wohl fast immer befragt, wenn man in muslimischen Ländern war. Da ich ja Malaysia und Indonesien bereist hatte, war diese Voraussetzung natürlich erfüllt.

Also wurde ich etwa 15 Minuten befragt, hauptsächlich über meinen Reiseverlauf und meine Pläne in Israel. Nach einer Weile wurde ich dann durchgelassen und nach einer ausgiebigen Gepäckkontrolle und einem weiterem Gespräch mit der Grenzbeamtin war ich dann offiziell in Israel.

Die Grenze liegt mitten im Nirgendwo in der Wüste und so ging es mit dem Taxi in etwa 15 Minuten nach Eilat. Dieser Ort ist der einzige auf israelischer Seite am Roten Meer. Trotz perfektem Wetters plante ich nicht sonderlich lange dort zu verbleiben. Da ich an einem Freitag eingereist war, blieb nicht viel Zeit um noch von dort mit dem ÖPNV wegzukommen. Aufgrund des Sabbats steht im Land alles Still zwischen Freitag Mittag/Abend und Sonntag Morgen.

Also genoss ich noch ein wenig die Sonne und setzte mich dann in den Bus mit dem Ziel Jerusalem. Israel ist kein sonderlich großes Land, und obwohl ich fast die Hälfte des Landes durchquerte, dauerte die Fahrt nur knapp fünf Stunden.

Es ging hauptsächlich durch die Negev, die Wüste im Süden des Landes. Vorbei an kleinen Farmdörfern und dem Toten Meer ging es Richtung Norden. Man fährt auf dem letzten Stück vor Jerusalem dann auch durch das Westjordanland, einem Teil der Welt, den man ja oft in den Nachrichten hört.

Aus dem Bus heraus war es aber relativ unscheinbar, erst als man in Jerusalem einfährt sieht man die Zeichen des Konflikts. Durch Jerusalem zieht sich ja eine hohe Grenzmauer, die die jüdischen Stadtteile von den arabischen Vierteln trennt.

Fast alle Hotels befinden sich natürlich im jüdischen Westjerusalem. Der Teil der Stadt ist bedeutend mehr entwickelt und sicherer für Touristen.

Ich mietete mich in einem sehr schönen aber leider auch sehr teurem Hostel ein und begann am nächsten Morgen mit der Erkundung. Am Bekanntesten ist natürlich die Altstadt, in der man die zahlreichen heiligen Orte findet.

Bekanntermaßen finden sich ja Heiligtümer dreier Religionen dort: Der Felsendom, die Grabeskirche und die Klagemauer. Das alles in nächster Umgebung.

Die Altstadt besteht hauptsächlich aus kleinen, engen Gassen mit einer Unmenge an Lädchen, die allerlei Souvenirs und ähnlichen Kram verkaufen. Je nachdem in welchem Viertel man sich befindet, ist das Publikum aber schon sehr anders. Die Touristen halten sich natürlich überall auf (außer im muslimischen Viertel, da dürfen nämlich ausschließlich Muslime rein).

Die Klagemauer sowie die Grabeskirche schaute ich mir auch an, allerdings fand ich beide jetzt nicht herausragend spannend. Sie sind sehr überlaufen. Wahrscheinlich muss man dafür der jeweiligen Religion angehören, damit man davon beeindruckt ist.

Nach einigen Nächten im Hostel zog ich dort aus und auf die Couch einer in Jerusalem lebenden Studentin. Der Kontakt kam über eine Reisebekanntschaft zustande, die ich damals in Neuseeland kennengelernt hatte. Es war sehr interessant für mich, einmal das normale Leben dort kennen zu lernen (Fazit: Ist nicht sehr anders als in den meisten Ländern).

Ich erkundete weiterhin andere Teile der Stadt. Es gibt sehr schöne Märkte zu entdecken beispielsweise. Durch die zahlreichen Hügel in der Stadt lassen sich auch zahlreiche gute Aussichtspunkte finden.

Einen Tag verbrachte ich auch im Holocaust Museum, ein natürlich sehr bedrückender Ort. Das Museum an sich ist sehr gut gemacht meiner Meinung nach und auch architektonisch beeindruckend.

So verbrachte ich insgesamt sechs Tage in Jerusalem. Ich denke ich habe einen guten Eindruck von der Stadt bekommen. Dafür, dass sie die vielleicht umstrittenste Stadt der Welt ist, ist sie eigentlich ziemlich normal.

Gerade bin ich in Mitzpe Ramon, wieder zurück in der Wüste. Darüber schreibe ich dann nächstes Mal.

Bis dahin.

Clemens

Eine Woche in Jordanien

Guten Tag Liebe Leser,

nach zahlreichen sehr schönen Beiträgen meines Bruders ist es mal wieder an der Zeit: Ich schreibe ab jetzt wieder regelmäßig über meine bunten Reiseerlebnisse. Und passend zu diesem Wechsel habe ich auch wieder ein neues Land erkundet.

Wie schon aus der Überschrift erkenntlich ist, hat es mich in einen komplett neuen (für mich) Teil der Welt verschlagen. Die Zeit in Indien war auf jeden Fall sehr beeindruckend, allerdings muss ich auch sagen, dass ich mich auch gefreut habe, es hinter mir zu lassen. Es ist ein Land der Kontraste, neben dem vielem Guten gibt es doch auch viele Dinge, die mich sehr nervten. Aber das hier soll ja kein Eintrag über Indien werden, deshalb komme ich zurück zu Jordanien.

Nach zwei relativ kurzen Flügen landete ich in der Hauptstadt Amman, oder besser gesagt 30 Kilometer außerhalb. Aufgrund der späten Stunde musste ich ein sehr teures Taxi in die Innenstadt nehmen, was ein ziemlicher Preisschock war. Am nächsten Tag erkundete ich erstmal die Umgebung und gewann einen Eindruck von der Stadt.

Amman ist sehr hügelig, was das Vorankommen nicht so leicht macht. So viele Sehenswürdigkeiten gibt es dort auch nicht. Es gibt einige römische Hinterlassenschaften, beispielsweise ein großes Amphitheater. Außerdem macht es Spaß, abends durch die belebten Straßen und vorbei an den zahlreichen kleinen Geschäften zu laufen. Regelmäßig hört man auch den Muezzin zum Gebet rufen (per Megaphone).

Das Essen ist natürlich auch etwas Neues. In Indien habe ich ja komplett vegetarisch gelebt für zwei Monate, dies kann man aber getrost vergessen hier. Fast alles an Gerichten hat Fleisch, und meist in rauen Mengen. Bekannt ist natürlich außerdem der Hummus und Pita. Vom Stuhl gehauen hat mich hier noch nichts von dem Essen, aber schlecht ist es auf jeden Fall auch nicht.

Am nächsten Morgen nahm ich an einer Tour zum Toten Meer teil. An diesem Highlight der Region war ich besonders interessiert. Es ist der niedrigste Punkt der Erde (die Wasseroberfläche ist bei circa -430 Metern). Bekannt ist der See aber natürlich für den hohen Salzgehalt, der es unmöglich macht, abzutauchen. Das musste ich trotz des nicht sehr einladenden Wetters natürlich ausprobieren. Und es ist wirklich eine coole Erfahrung. Man legt sich einfach auf den Rücken und lässt sich treiben.

Man muss sehr aufpassen, dass man kein Wasser in den Mund bekommt. Nach einer halben Stunde Badespaß war es dann aber auch genug und es begann der Prozess der Reinigung. Es benötigt äußerst lange Duschen, um die klebrige Schicht abzubekommen. Doch es war den Spaß auf jeden Fall wert.

Nach einem Bürotag in Amman (die müssen auch manchmal sein) machte ich mich auf zur zweiten Station in Jordanien. Nachdem mich ein äußerst netter Fahrer zum Busbahnhof gebracht hatte, stieg ich in den passenden Minibus. In Jordanien gibt es keinen Zeitplan, man wartet einfach so lange, bis der Bus voll ist. Leider dauerte es diesmal etwa 1.5 Stunden. Da ich ja aber zum Glück keine Termine einzuhalten hatte, war das kein großes Problem. Nach etwa vier Stunden Fahrt erreichte ich mein Ziel: Petra.

Petra ist die bei weitem bekannteste Sehenswürdigkeit Jordaniens. Es sind die Ruinen einer antiken Stadt, mitten in der Wüste. Es ist ein UNESCO Weltkulturerbe.

Ich stand also am nächsten Morgen früh auf und begab mich Richtung Eingang. Es wurde ein Tag des vielen Laufens, doch es war auf jeden die Mühe wert. Vom Eingang aus schlängelt man sich bald durch einen engen Canyon mit beidruckenden Gesteinsformationen, und bald erhascht man den ersten Blick auf die Schatzkammer, dass bekannteste der Gebäude.

Es war entgegen des Namens nie eine Schatzkammer, sondern ist der Eingang einer Gruft. Es befindet sich in einer Öffnung des Canyons, wodurch eine schöne Atmosphäre erzeugt wird.

Den Rest des Tages verbrachte ich hauptsächlich damit, durch das umliegende Gebiet zu wandern und es zu erkunden. Überall findet man kleine Nischen und Grüfte, welche von lange vergangenen Zeiten zeugen. Das Wetter war auch sehr angenehm sonnig, sodass man den Blick über die Umgebung schweifen lassen konnte.

Es gibt noch einige weitere Ruinen zu erkundet, beispielsweise ein Amphitheater und zahlreiche Tempel. Am Ende meiner Entdeckungstour war ich bestimmt an die 20 Kilometer gewandert. Gut erschöpft kehrte ich zurück ins Hostel und genoss das Abendessen sehr.

Am nächsten Morgen ging es wieder in einen Minibus, diesmal aber fast ohne Wartezeit. Die sehr schöne Fahrt durch die Berge und Wüste dauerte auch nur zwei Stunden, denn dann erreichte ich schon das Rote Meer. Ich hatte mir nämlich zwei Nächte in Akaba, der einzigen Küstenstadt Jordaniens, gebucht.

Das Wetter hier unten kommt mir doch sehr entgegen, angenehme 28 Grad am Tag und strahlende Sonne. Sonderlich viel gibt es nicht zu tun in dieser Stadt, aber da kann ich die Zeit produktiv zum Blogschreiben nutzen. Akaba wird meine letzte Station in Jordanien, denn ich werde von hier aus die Grenze
nach Israel überqueren.

Damit verabschiede ich mich erst einmal. Ich freue mich, dass ihr immer noch alle meine Erfahrungen mitlest.

Bis zum nächsten Mal.

Clemens

Die letzten Tage in Indien: Amritsar 2.0, Dharamsala, Delhi und ein Fazit

Hallo an Alle!

Dieses Mal schreibe ich aus Deutschland. Wie die Meisten sicher wissen, haben wir beide Indien inzwischen wieder verlassen. Dieser letzte Blogeintrag für Indien ließ etwas auf sich warten, aber ich hatte schon wieder gut zu tun. Dafür ist er recht lang geworden. Ich hoffe, das genügt als Entschädigung.

Ich werde zunächst über unsere letzten Stationen berichten und danach darf natürlich ein kleines Fazit über dieses beeindruckende Land nicht fehlen.

Also: Wer sich noch an den letzten Eintrag erinnert, weiß, dass wir eine ziemlich lange Reise von Jaisalmer nach Amritsar erlebt haben. Es hat aber alles geklappt und auch die Verspätungen hielten sich in Grenzen…

In Amritsar gibt es ein paar Attraktionen, aber langsam neigte sich unsere Zeit dem Ende entgegen. Also machten wir einen Plan, wie wir in kurzer Zeit schnell viel erleben konnten.
Ein Highlight, dass wir uns nicht entgehen lassen konnten, war die Grenze zu Pakistan. Das bedarf wohl einer kleinen Erklärung: Schon seit Gründung der beiden Staaten gibt es Streit um ein Gebiet namens Kaschmir und deswegen sind die Beziehungen schlecht bis sehr schlecht. In letzter Zeit jedoch sehr sehr schlecht. Wer die Nachrichten verfolgt, hat ja den Abschuss der Kampfjets usw. mitbekommen.
Jedenfalls gibt es an einigen Grenzübergängen abends Zeremonien, die von beiden Ländern gemeinsam abgehalten werden. Dabei werden die Grenzen für die Nacht geschlossen und die Flaggen niedergeholt.
An dem Grenzübergang, der nur etwa 20 km von Amritsar entfernt ist (Wagah Border) hat dieses „Schauspiel“ mit der Zeit immer mehr Touristen angezogen und so kann man heute ein bizarres Spektakel erleben, das seinesgleichen sucht.

Es beginnt damit, dass man eine Straße entlang fährt, die kein Ende zu nehmen scheint (das lag aber wohl auch daran, dass der Bus sehr sehr alt war und quälend langsam fuhr). Kurz vor der Grenze muss man aussteigen und ist sofort von hunderten Souvenirhändlern umringt, die höchst aggressiv Indien-Fähnachen und Hüte mit der Aufschrift „I love my India!“ verkaufen wollen und Leuten Indienfahnen überall auf die Haut malen.
Dann kommt man in ein zur Grenze offenes Stadion für etwa 10-15 Tausend Menschen. Auf pakistanischer Seite gibt es das Gleiche, nur etwas kleiner. (Die genauen Zahlen kann ich leider nicht recherchieren, da Wikipedia heute aus Protest gegen Artikel 13 nicht erreichbar ist) In der Mitte eine kleine Aufmarschfläche und dann das Tor, das die eigentliche Grenze zu Pakistan markiert. Innerhalb des Stations wird von den Sicherheitskräften fein säuberlich zwischen Indern und Ausländern getrennt.

Eine halbe Stunde vor Beginn der Zeremonie kommt aus den Lautsprechern Bollywood-Musik in Club-Lautstärke (für die Älteren: Disco) und die Menschen werden ermutigt, mit großen Fahnen Richtung Grenze zu rennen und zu tanzen. Es ist eine richtige kleine Bollywood-Party, nur dass sie von Soldaten überwacht wird.
Irgendwann beginnt dann die Zeremonie, bei der Soldaten beider Länder immer wieder auf die Grenze zu laufen und dabei versuchen, die Beine möglichst hoch zu werfen, da dies früher den Gegner einschüchtern sollte. Man könnte sagen, dass das recht lustig aussieht. Teil der Zeremonie sind auch immer wieder Drohgesten Richtung Pakistan und das Richten der Schnurrbärte.
Die ganze Zeit ist ein Soldat dabei, der wie ein Cheerleader die Menschenmenge immer wieder antreibt, lauter zu schreien und zu jubeln, damit man nichts von Pakistan hört. Man konnte sehen, dass er seinen Job sehr liebt.

Irgendwann sind dann die Fahnen eingeholt und die Zeremonie ist vorbei. Die ganze Zeit über kommen übrigens Eis- und Süßigkeitenverkäufer vorbei. Es ist ein wenig wie im Kino.

Ich muss sagen, dass das Ganze eigentlich sehr sehr lustig wäre, wenn es nicht so einen ernsten Hintergrund hätte. Die Drohgesten und alles wirkt so gestellt, als entstamme es einem schlechten Kinofilm. Und ungefähr so habe ich mich dann auch gefühlt.

Natürlich gibt es bei YouTube einige Videos dazu, aber die Stimmung kann man einfach nicht einfangen. Es fällt mir auch schwer, das ganze hier so in Worte zu fassen, dass ihr das nachvollziehen könnt.

Am nächsten Morgen (oder besser gesagt mitten in der Nacht) ging es dann auch für mich zum Goldenen Tempel. Clemens hatte diesen ja bereits besucht und deshalb will ich an dieser Stelle nicht allzu viel darüber schreiben. Aber ich muss sagen, dass auch ich sehr beeindruckt war. Vor allem auch von den Werten, die die Sikh vertreten und leben.
Dass Sie ihre Gotteshäuser für alle öffnen und glauben, dass jeder darin seine Götter anbeten kann, finde ich sehr toll. Alle anderen Religionen sollten sich meiner Meinung nach davon eine Scheibe von abschneiden!

Noch am gleichen Tag machten wir uns auf den Weg nach Dharamsala, denn wir wollten noch ein bisschen Natur genießen und vor allem den Städten entfliehen. Diese Stadt liegt sozusagen an den ersten Ausläufern des Himalaya, aber die Berge sind trotzdem schon sehr einschüchternd.
Und so machten wir uns mit den Lokalbussen auf den Weg. Diese sind immer sehr alt, klapprig, voll und langsam. Clemens pflegt jedoch zu sagen: „Irgendwann kommt man immer an“ und so auch dieses Mal. Jedoch dauerte es dieses Mal wirklich ewig. Das lag auch daran, dass diese Busse nicht immer zu dem Ort fahren, der am Schild dran steht. Und so muss man manchmal an irgendeiner Kreuzung aussteigen und in den nächsten Bus wechseln. Haltestellen oder sonstige Hinweise gibt es dabei oft leider nicht, das Handy mit GPS macht einem das Leben da sehr viel einfacher und ist absolut essenziell!

Gegen 23 Uhr hatten wir es dann schließlich geschafft. Tatsächlich waren wir nicht in Dharamsala selbst, da diese Stadt ebenfalls nicht besonders schön ist. Ausgangspunkt für die meisten Wandertouren sind nahe Orte wie McLeod Ganj, in dem auch unser Hostel war. Hier hat der Dalai Lama und viele Tibeter Exil gefunden, nachdem sie aus Tibet geflohen waren. Während unseres Aufenthaltes war das 60. Jubiläum des Aufstandes gegen die chinesische Besatzung Tibets, sodass man viele Mönche sehen konnte. Es fühlte sich tatsächlich nicht mehr so an, als sei man in Indien.

Es war ziemlich kalt, was bei der Höhe nicht besonders verwunderlich ist. Allerdings war der Winter dieses Jahr besonders lang und bis vor etwa zwei Wochen hatte es geschneit. Isolierte Häuser gibt es hier nicht und die Fenster sind so dünn, dass man ständig denkt, sie wären offen. Gott sei Dank hatte unser Hostel genug Decken, sodass man Nachts nicht frieren musste.

Am ersten Tag unternahmen wir eine kleine Wanderung, zunächst zu einem Wasserfall in der Nähe und dann zu einem See. Anschließend marschierten wir ins Dorf und besichtigten den Haupttempel des Dalai Lama. Wir waren am Ende trotzdem wieder viele viele Stunden gelaufen und fühlten uns bereit für den Triund Trek, den wir am nächsten Tag in Angriff nehmen wollten.

Wir starteten am Morgen und es ging sehr schnell sehr viele Höhenmeter hinauf. Die Sicht war mittelmäßig, aber man konnte erahnen, wie weit man gucken können würde, wenn das Wetter besser wäre. Schließlich erreichten wir die Schneegrenze und an dieser Stelle drehten wir um, da es doch sehr rutschig wurde und wir nicht die besten Schuhe zum Bergsteigen hatten. (Der einzige richtige Nachteil beim Reisen nur mit Handgepäck ist, dass man nur ein Paar Schuhe mitnehmen kann)
Aber mit der Schneegrenze hatten wir unser erklärtes Ziel erreicht und wir hatten es geschafft, innerhalb einer Woche sowohl 30 °c als auch Schnee zu sehen!

Nach drei Nächten in Dharamsala nahmen wir den Nachtbus nach Delhi. Entgegen aller bisherigen Erfahrungen war dieser sogar überpünktlich am Ziel, sodass unsere Nacht recht kurz und nicht sehr erholsam war. Den Tag nutzten wir, um noch ein paar letzte Punkte von unseren Shoppinglisten zu erledigen. Außerdem besuchten Davis und ich auch noch das Regierungsviertel. Die Bauwerke dort sind architektonisch sehr interessant und der größten Demokratie der Welt auf jeden Fall angemessen. Später genossen Clemens und ich noch ein letztes gemeinsames Abendessen. Erst in ein paar Monaten (so genau weiß das ja keiner) wird es das wieder geben…

Der Triumphbogen für tote indische Soldaten aus diversen Krigen. Er ist dem in Paris nachempfunden, aber wenige Meter niedriger.
Das Gebiet zwischen Regierungsviertel und Triumphbogen ist eine der wenigen grünen Oasen in Delhi. Der allgegenwärtige Smog findet sich aber auch hier.
Imposante Regierungsgebäude. Die leeren Straßen erinnern mich ein wenig an Pjöngjang und stehen im krassen Gegensatz zum Rest Delhis.
Gewürze…

Gegen um 10 Uhr abends machte ich mich auf den Weg zum Flughafen. Kurz vorher hatte ich eine E-Mail bekommen, dass mein Flug nun über Amsterdam nach Frankfurt und erst dann nach Berlin gehen würde, da der pakistanische Luftraum für internationale Flüge gesperrt war. Und das sorgte für Spaß, denn obwohl ich mehr als drei Stunden vor dem Flug am Flughafen war, musste ich schließlich zum Flugzeug sprinten.
Wir hatten schon mehrfach die Erfahrung gemacht, dass man oft einfach irgendeine Antwort bekommt, wenn man um Auskunft fragt. Anscheinend ist es unüblich zuzugeben, dass man von etwas keine Ahnung hat. Jedenfalls wurde ich von Schalter zu Schalter geschickt und so verging die Zeit und die Startzeit kam immer näher. Aber ich schaffte es noch rechtzeitig zum Flugzeug, dass dann jedoch noch etwa eine Stunde auf dem Rollfeld stand, ohne abzuheben und dann schließlich einen riesengroßen Umweg um ganz Pakistan fliegen musste.
In Amsterdam sprintete ich wieder durch den Flughafen und schaffte auch den nächsten und übernächsten Flieger. Tatsächlich hatte ich am nächsten Tag vom Flugzeugfliegen Muskelkater, wer hätte das gedacht!
In Berlin angekommen war alles wie immer und die Busfahrer streikten. Trotz allem schaffte ich es irgendwann nach Rostock, wo ich todmüde ins Bett fiel. Die nächsten drei Tage verbrachte ich damit, für eine Klausur zu lernen. Das Ergebnis dafür steht noch aus, man darf also die Daumen drücken!

Dass dieser Blog so lange gedauert hat, hat auf jeden Fall den Vorteil, dass ich nun schon etwas Abstand habe und die Reise etwas „verarbeiten“ konnte. Wenn mich jemand fragt wie es so war sage ich meistens: „Laut, es stinkt und die Leute sind recht unfreundlich“. (Und natürlich, dass die Leute den BLOG lesen sollen!)
Dennoch war es auf jeden Fall eine exrem interessante Erfahrung, die ich keinesfalls bereue. Und das liegt nicht nur an der schönen Zeit mit Clemens… Auf jeden Fall weiß ich noch mehr zu schätzen, dass wir in einem solch privilegierten und (meist) gut organisierten Staat leben. Ich finde, man sollte dieses Land, dass in ein paar Jahren wohl die meisten Einwohner auf der Welt haben wir, auf jeden Fall einmal besuchen. Man kann dann auch die Denk- und Handlungsweisen der Inder viel besser verstehen. Aber dass Reisen den Horizont erweitert, ist ja eigentlich nichts neues…

Ich war ehrlich gesagt trotzdem auch ganz froh, wieder zu Hause zu sein. Man merkt einfach, dass man nicht so wirklich nach Indien passt.

Mit diesen Worten endet meine Autorenschaft in diesem Blog wohl, dieses Mal endgültig. Wer hätte vor Beginn von Clemens Reise, damals im Juli 2017, gedacht, dass ich noch ein zweites Mal die Chance haben würde, hier etwas zu schreiben…
Ich danke allen Leserinnen und Lesern ganz ganz herzlich fürs Lesen dieser Beiträge, die interessierten Rückfragen und die positiven Kommentare.
Obwohl so ein Beitrag sehr sehr viel Arbeit macht, haben wir uns immer wieder gerne für euch (und natürlich auch ein bisschen für uns) hingesetzt und in die Tastatur gehackt, bei schlechtem Internet versucht, Bilder hochzuladen, den Text umformuliert usw.

Ich wünsche allen weiterhin viel Spaß, die nächsten Stationen auf Clemens Reise sind auf jeden Fall nicht weniger interessant, aber sehr anders.

Lukas

Die goldene Stadt: Jaisalmer

Im Hintergrund sieht man das Jaisalmer Fort.

Ich möchte zu Beginn dieses Beitrages kurz die aktuelle Situation (zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Blogs) schildern: Es ist jetzt gegen 13 Uhr und wir sind vor ein paar Stunden in Amritsar angekommen. Hinter uns liegt eine recht lange Reise von Jaisalmer: Vorgestern Abend stiegen wir in den Nachtzug nach Jaipur, dort kamen wir dann gegen 13 Uhr an und erkundeten ein paar Stunden die Stadt. Am gleichen Abend dann bestiegen wir den Nachtbus mit Ziel Amritsar, wo wir nach weiteren 14 Stunden Fahrt ankamen. Zwar ließ es sich im Bus relativ gut schlafen, dennoch fordern die letzten Tage ihren Tribut. Ich bin zwar motiviert zum Schreiben, aber falls es an manchen Stellen etwas komisch wird, wisst ihr warum… 😀

Wie man an der Reisedauer erahnen kann, ist Jaisalmer relativ am A**** der Welt. Wenn man es etwas genauer formulieren will: in der Mitte der Wüste Thar. Die pakistanische Grenze ist etwa 60 km entfernt. Jaisalmer ist von der Atmosphäre her anders als die Städte, die wir bisher besucht haben: nur etwa 65 Tausend Einwohner und erbaut aus den Steinen der umgebenden Thar, sieht es hier einfach anders aus. Während des Sonnenuntergangs kann man die Bezeichnung „Goldene Stadt“ tatsächlich nachvollziehen.

Für die Wüste und diese Jahreszeit sehr untypisch, war es bei unserer Ankunft zunächst kalt und nass. Insgesamt nicht sehr einladend. Da die Busfahrt an diesem Tag auch wieder 6 Stunden gedauert hatte, ließen wir es gut sein. Am nächsten Tag erwartete uns nämlich das aus meiner Sicht bisherige Highlight der Reise: eine Kamelsafari in der Wüste mit anschließender Übernachtung unter freiem Himmel.

Zunächst ging es mit einem Jeep etwa 50 km in die Wüste. Unterwegs besuchten wir ein Geisterdorf und eines, dass nach wie vor bewohnt ist. Sofort waren wir von zahlreichen Kindern umringt, die sich über den Besuch zu freuen schienen.



Es ist schwer sich vorzustellen, hier zu leben: Zwar gibt es laut Aussage unseres Guides in einigen Dörfern Schulen, dennoch ist die Analphabetenrate in und um Jaisalmer sehr hoch. Da die Menschen hier überwiegend Subsistenzwirtschaft betreiben, ist es für sie sehr schwer, das Schulgeld zu finanzieren. Durch die hohe Konkurrenz im Bereich der Kamelsafaris ist es für die lokale Bevölkerung schwer, vom Tourismus zu profitieren.

Schließlich trafen wir, mitten in der Wüste, auf unseren Kamelführer. Es ist ein besonderes Gefühl, auf dem Rücken dieser Tiere zu sitzen: beim Aufstehen muss man sich sehr gut festhalten und dann sitzt man auf einmal sehr weit oben. Die Bezeichnung Wüstenschiff erschloss sich mir auch schnell: recht langsam ging es durch die Wüste. An diesem Tag lief der Guide voran, sodass es besonders langsam vorwärts ging. Das bringt aber den Vorteil, dass der Ritt wesentlich angenehmer ist. Auf dem Rückweg am nächsten Tag ohne „Bremse“ schaukelte es doch recht stark und Menschen mit Rückenproblemen hätten sicherlich länger etwas davon…

Pünktlich vor dem Sonnenuntergang erreichten wir die Dünen. Es war ein wahrlich erinnerungswürdiger Sonnenuntergang! Die Wüste ist schon ein besonderer Ort.
Übrigens gibt es tatsächlich recht viel Leben in der Wüste: Vögel, Antilopen sowie Käfer und andere Insekten. Auch ein Wüstenfuchs besucht das Camp wohl regelmäßig, leider konnten wir ihn nicht selbst sehen.

In Jaisalmer selbst ist das Fort der Anziehungspunkt. Innerhalb der Fortmauer befindet sich ein Labyrinth aus Häusern mit vielen Shops für Touristen. Aber es gibt auch unzählige Punkte, von denen aus man einen wunderbaren Blick auf die Stadt hat. Ein Abendessen beim Sonnenuntergang sollte man sich nicht entgehen lassen!

An unserem letzten Tag spazierten wir zu einem kleinen See, auf dem man Tret- und Ruderboote ausleihen kann. Das konnte ich mir als begeisterter Wassersportler natürlich nicht entgehen lassen. Allerdings ist der See aufgrund der Trockenzeit momentan noch kleiner als sonst, sodass wir nach einer halben Stunde genug hatten. Wir gingen zum Hostel zurück und ruhten uns ein wenig für die bevorstehende Reise, die an diesem Abend beginnen würde, aus.

In Indien herrscht zwar meistens Chaos, aber die Tretboote haben Nummernschilder…

Damit sind wir nun quasi wieder am Beginn dieses Blogeintrags angekommen und ich kann guten Gewissens enden.

Ich möchte mich wieder bei allen fleißigen Leserinnen und Lesern für das Feedback und die Aufmerksamkeit bedanken.

Amritsar wird vermutlich unsere vorletzte Station (abgesehen von Delhi) sein. Am 14. geht es für mich wieder nach Rostock (wo eine Klausur auf mich wartet) und für Clemens nach Amman in Jordanien (wo sicherlich weitere tolle Erlebnisse warten).

Liebe Grüße!

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