Ich habe irgendwann bemerkt, dass ich in Mexiko ständig so viele tolle Dinge erlebe und sehe. Leider führen die vielen tollen Eindrücke in so kurzer Zeit auch dazu, dass man schnell vergisst. Deshalb habe ich begonnen, sie aufzuschrieben oder ein Foto zu machen. Diese Fotos sind zwar oft nicht schön, aber dienen mir als Gedankenstütze und Erinnerungshilfe. Und irgendwann bin ich auf die Idee gekommen, einen letzten Bericht über meine Zeit und Eindrücke in Mexiko zu schreiben. Ich habe darin manche der Dinge, die mir irgendwann selbstverständlich erschienen, noch einmal aufgegriffen. So habt ihr auch etwas davon und ich kann mich später darüber freuen. Es ist eine teils zusammenhanglose Aneinanderreihung von Gedanken geworden. Keiner kann mich für fehlende Strukturierung in diesem Bericht kritisieren…


Nummer 1:
Der erste Punkt viel mir direkt bei meiner ersten Busfahrt vom Flughafen ins Zentrum von Cancun auf: Warum bloß werden in den (wohl gemerkt sehr schicken und komfortablen) Bussen in hoher Lautstärke Filme gezeigt??? Ich bin wohl sehr europäisch was das betrifft, aber ich finde Ruhe (und meine eigene Musik) beim Busfahren eigentlich ganz toll. Wer denkt, es würden ruhige und entspannte Liebesfilme gezeigt, liegt übrigens falsch: meist sind es Action- und Kampffilme mit Schießereien, von denen man durch die Lautstärke auf jeden Fall was hat. Aber ich habe es überlebt…


Nummer 2:
Ich erinnere mich sehr gerne an die zahllosen Fiestas. Wo auch immer ich war, es gab stets irgendetwas zu feiern: oft waren es Festivals lokaler Kultur, oft auch moderne Kunst, sehr oft wurde der Tag irgendeines Heiligen gefeiert. Und immer gab es fröhliche Musik, gutes Essen und die Leute hatten einfach eine gute Zeit. Man konnte sehen, dass die Mexikaner stolz auf ihre Kultur sind und sie auch gerne den Touristen zeigen und präsentieren. Generell hat mich die Menge an Kultur, die überall geboten wird, fasziniert und ich bin des Öfteren einfach stehen geblieben und habe zum Beispiel einem Konzert gelauscht. Die Tage vergehen so natürlich schnell…


Nummer 3:
Den nächsten Punkt auf meiner Liste habe ich gerade schon kurz angeschnitten: das Essen. Mexiko ist ja berühmt für seine kulinarischen Kreationen. Viele kennen allerdings nur die TexMex-Küche, also im Prinzip die in den USA verunstaltete Version. Auch mir hat das mexikanische Essen in Mexiko (bis auf wenige Ausnahmen) sehr gemundet. Falls man etwas kritisieren will, dann den hohen Anteil an Fleisch. Wenn man etwas ohne Fleisch bestellen möchte, scheinen die Leute zu glauben, man habe eine seltsame Krankheit oder soetwas; man wird jedenfalls sehr seltsam angeguckt. Und vegetarisch bedeutet dann meist einfach, dass sie halt das Fleisch weglassen oder, wenn man ganz viel Glück hat, eine Avocado hinzufügen. Gegen Avocados ist ja nichts einzuwenden, aber naja.
Aber auch in Mexiko kommen mit den internationalen Gästen langsam deren Gewohnheiten an und so findet man zumindest in den etwas touristischeren Orten mittlerweile einige Alternativen. Besonders interessant fand ich die Chapulines: gebratenen Grashüpfer, die in Salz, Limette und Chili mariniert sind. Der Geschmack ist ganz gut (im Wesentlichen die Gewürze) aber die Konsistenz doch etwas geöhnungsbedürftig. Die Mexikaner snacken sie in Unmengen und man sieht sehr vielen Straßenverkäufer mit Chapulines, aber in Europa wird sich dies glaube ich in nächster Zeit nicht durchsetzen. Vielleicht wäre es allerdings was für meine Willkommens-Party, wenn ich wieder zurück in Deutschland bin ^^


Nummer 4:
Dieser Punkt wurde möglicherweise schon einmal im Blog erwähnt, aber er ist wichtig: ich fand es stets beeindruckend, mit welcher Energie die Spanier nach ihrer Ankunft die indigene Kultur zerstörten und versuchten, durch ihre eigene zu ersetzten. Und natürlich die Einheimischen töteten. Gefühlt hundertmal habe ich gehört/gelesen, dass die schöne koloniale Kirche, die wir heute bewundern, aus den Steinen der indigenen Heiligtümer erbaut wurde. Irgendwie finde ich es besonders bizarr, dass trotz allem die große Mehrheit der Mexikaner christlichen Glaubens ist.


Nummer 5:
Und nochmal zur Gastronomie zurück: Dieser Abschnitt ist den Micheladas gewidmet.
Meine erste Berührung mit diesem seltsamen Getränk war unfreiwilliger Natur: ich wollte ein paar Dosen Bier im Supermarkt kaufen und hatte versehentlich Micheladas erwischt. Micheladas ist im Prinzip Bier mit Salsa und Limettensaft. Eine kurze Erklärung: Salsa ist in Mexiko allgegenwärtig; die Soßen in verschiedenen Geschmacksrichtungen werden zum Verfeinern quasi jedes Gerichtes benutzt und reichen von süß bis scharf. Für mich schmeckte es allerdings wie Bier mit Tomatensaft. Und außerdem hatte ich mich ja auf normales Bier eingestellt. Naja, es war schrecklich.
Aber ich habe im Laufe der Zeit noch ein paar bessere Varianten in verschiedenen Bars probiert und finde es mittlerweile sogar einigermaßen lecker. Meiner Erfahrung nach sind 50% der Leute begeistert und die anderen hassen es von ganzem Herzen. Auf jeden Fall ist es etwas eigenwillig, aber auch lustig.


Nummer 6:
Damit kommen wir auch schon zum letzten Punkt auf der Liste: der Korruption. Ich hatte während der 2,5 Monate immer mal wieder davon gehört, war jedoch bis zum letzten Tag nicht selbst davon betroffen. Aber spätestens bei der Ausreise auf dem Landweg erwischt es dann fast jeden, denn die Beamten stempeln den Pass nur gegen Zahlung einer „Ausreisegebühr“ von etwa 25 Euro. Diese ist absolut fiktiv, aber natürlich kann man nichts dagegen tun. Der Beamte hat das Geld nicht einmal gezählt, sondern einfach in seine Schublade gesteckt. Immerhin war er gut gelaunt, was bei diesem Stundenlohn (vor allem für mexikanische Verhältnisse) allerdings auch nicht verwunderlich ist.
Irgendwie ist dieser letzte negative Eindruck besonders stark in meinem Gedächtnis geblieben, was schade ist. Denn wie eigentlich jeder Tourist habe ich Mexiko lieben gelernt und weiß, dass ich möglichst bald zurückkehren möchte um den Rest des Landes zu sehen. Natürlich wäre es noch besser, wenn ich bis dahin vernünftig Spanisch sprechen könnte. Die Qualität des Reisens, wenn man sich mit den Einheimischen unterhalten kann, ist doch wesentlich höher. Aber ich arbeite daran und werde das hoffentlich auch in Deutschland fortführen. Es ist jedenfalls einer meiner Neujahrsvorsätze.

Das war also der erste ganz große Abschnitt meiner Reise. Ich möchte jedem empfehlen, Mexiko eine Chance zu geben und einen Besuch abzustatten. Dieses riesige Land hat so viel zu bieten und wird so stark unterschätzt, ich kann es kaum glauben.
Ich habe manchmal darüber nachgedacht wie es wäre, auszuwandern. Obwohl es einige Vorteile hätte, ziehe ich es nicht ernsthaft in Betracht. Ich habe mit einigen Europäern gesprochen die seit einiger Zeit dort leben, meist wegen eines Lebenspartners. Kaum jemand wollte auf Dauer dort bleiben, allerdings mochte auch niemand die Zeit und Erfahrungen dort missen. Ich denke es wäre interessant, für einen begrenzten Zeitrum dort zu arbeiten. Aber wer weiß…


Weiter ging es für mich ja dann in Guatemala; etwa drei Wochen habe ich dort verbracht. Es waren etwas andere Erlebnisse, denn ich habe viel Zeit mit Wandern und in der Natur verbracht. Ihr werdet bald darüber lesen, (fast) versprochen.


Liebe Grüße!