Von Mexiko ging es also der Geografie folgend als nächstes nach Guatemala. Mein Wissen kurz vorher über dieses Land war bescheiden, doch ich hatte viel Gutes gehört und gelesen und so war ich sehr gespannt auf die Unterschiede.
Im Bus lernte ich eine Niederländerin kennen und wir bereisten Guatemala gemeinsam.
Was mir direkt an der Grenze auffiel ist, dass Guatemala sehr viel ärmer ist als Mexiko. Man sieht es einfach an den Gebäuden, den Menschen, den Märkten und den Straßen. Es war interessant, die ganzen Frauen in traditioneller Maya-Kleidung zu sehen. Interessanterweise tragen sehr viele Frauen diese, die Männer jedoch fast nie. In den ländlichen Gebieten kann man manchmal auch Männer damit sehen, aber in den Städten eigentlich nie.


Die erste Stadt, die ich besuchte, war Xela. Eigentlich heißt sie Quetzaltenango, aber das ist auch für die Einheimischen zu kompliziert und deswegen heißt sie eigentlich nur Xela. Xela ist als Ort für Sprachschulen bekannt und wie der ganze Westen Guatemalas als Wanderziel. In der Stadt selbst gibt es auch ein paar besuchenswerte Orte, aber nach einem Tag hat man eigentlich alles gesehen.


Die erste Wanderung führte uns zur Laguna Chicabal. Es wird aufgrund der Sicherheitslage meist nicht empfohlen, ohne Guide zu gehen, aber diese recht einfache Wanderung kann man guten Gewissens angehen. Um 6 machten wir uns auf den Weg zum Busbahnhof, fragten etwa 20 Leute und fanden schließlich den richtigen.
Das Bussystem in Guatemala ist definitiv interessant. Die Chicken-Busse sind alte amerikanische Schulbusse, die bunt angemalt, etwas getunt und mit kräftigen Musikanlagen versehen werden. Sie stoßen Unmengen schwarzen Rauchs aus und sind extrem laut. Gepäck wird in der Regel auf das Dach verladen und es ist erstaunlich, dass dabei nur selten etwas abhanden kommt. Zumindest habe ich meinen Rucksack immer wieder bekommen. Die Busse wurden für Kinder gebaut und haben dementsprechend schmale Sitze. Das stört allerdings keinen und so sitzen immer 3 Personen (Kinder nicht mitgezählt) auf einem Sitz, der reichlich 2 Personen bequem Platz bietet. Berührungsängste wird man nach einer Weile definitiv nicht mehr haben… Neben dem Fahrer hat jeder Bus einen Assistenten, der ständig das Ziel des Busses herumschreit, kassiert und das Gepäck auf dem Dach verlädt. Das geht übrigens auch während der Fahrt und wie Spiderman kommt er dann durch die hintere Notausgangstür des Busses wieder in den Innenraum zurück. Arbeitssicherheit stellt man sich als Europäer auf jeden Fall anders vor. Eine Reise im Chickenbus ist immer ein Erlebnis und man wird selten auf die Idee kommen, seine Kopfhörer heraus zu holen und einen Film zu gucken.


Aber zurück zur Wanderung: Die Wanderung selbst ist nicht besonders spannend oder anspruchsvoll, aber als Training ganz gut. Den größeren Teil legten wir allerdings aus Zeitgründen auf der Ladefläche eines Pickups zurück. Ziel ist es nämlich oben anzukommen, bevor die Wolken aufziehen, was ziemlich genau um 9 der Fall ist. Wir schafften es tatsächlich und konnten den Blick über die Lagune genießen. Allerdings nicht sehr lange, denn bald kamen tatsächlich die Wolken und versperrten die Sicht. Wir wanderten zur Lagune herunter und es war mal wieder atemberaubend: die Wolken zogen vom einen Rand des Kraters hinunter zum See und auf der anderen Seite wieder nach oben und aus dem Krater hinaus. Ich konnte mir gut nachvollziehen, warum der Ort den Maya heilich ist. Deswegen darf man auch keines Falls baden.
Wir hatten sogar Glück und konnten einer Maya-Zeremonie beiwohnen. Es war interessant und eine definitiv einmalige Stimmung. Am Ende wurde ein Hühnchen geschlachtet und geopfert. Ich hatte an diesem Morgen beim Aufstehen auf jeden Fall nicht damit gerechnet, einer Hühnchenschlachtung beizuwohnen.

Das war auch schon die erste Wanderung. Die nächste startete aber gleich am nächsten Tag. Es hieß also früh schlafen gehen, um in einer zweitägigen Wanderung den höchsten Gipfel Zentralamerikas zu erklimmen. Dazu dann mehr im nächsten Eintrag.