Der Reiseblog der Gebrüder Borkert

Monat: Februar 2020

Die Besteigung des Tajamulco

Ohne einen Tag Pause ging es früh am nächsten Morgen (wieder Treffpunkt 6:00 Uhr) wieder los. Das Ziel dieser Wanderung war, am nächsten Morgen den Sonnenaufgang vom höchsten Berg Zentralamerikas zu beobachten.
Aufgrund der Sicherheitslage ist es größtenteils nicht ratsam, alleine zu wandern. Aus diesem Grund schlossen wir uns einer geführten Wanderung an. Und im Nachhinein bin ich froh, dass wir das so gemacht haben. Ich denke, das Geld war gut investiert.

Den Vormittag verbrachten wir im Bus und erreichten schließlich unseren Startpunkt der Wanderung. Natürlich nahmen wir die Chicken-Busse; wer sich an den letzten Eintrag erinnert weiß, dass das sehr interessant (und voll) war.
Die Wanderung führte uns am ersten Tag von knapp 3000 m auf etwas weniger als 4000m Höhe. Die Sicht war gut und es war schön, mal wieder etwas in der Natur zu sein. Man konnte mit zunehmender Höhe deutlich die Veränderung der Vegetation wahrnehmen.

Gegen 4 Uhr erreichten wir schließlich das Basecamp. Wir bauten die Zelte auf (die wir übrigens mit hochgetragen haben) und suchten Feuerholz zusammen. Auch wenn es insgesamt deutlich wärmer ist als momentan in Deutschland, wird es in dieser Höhe nachts knackig kalt; etwa 5 Grad. Ich habe in der Nacht tatsächlich ordentlich gefroren und wenig geschlafen. Ein guter Vorgeschmack auf den Beginn der Segelsaison in Deutschland Ende April… 🙂

Aber wie alles hat auch das sein Gutes: ich war am nächsten Morgen (4 Uhr früh) froh, als endlich der Wecker klingelte und wir uns im Dunkeln auf den Weg zum Gipfel machten. Wir brauchten noch etwa eine Stunde für die restlichen ca. 250 Höhenmeter, aber der Weg war schlecht und wir bemerkten definitiv die Höhe. Es ist alles viel anstrengender und auch der Kopf tat mir ein bisschen weh.

Aber der Sonnenaufgang war die Mühen auf jeden Fall wert! Die meisten Menschen finden ja, dass Sonnenaufgänge nicht die Mühe wert sind und bis vor kurzem gehörte ich auch eher zu dieser Fraktion. Aber ich habe in den Wochen danach noch einige mehr gesehen und so langsam verstehe ich die Faszination.
Aber zurück zum Thema: Man konnte vom Gipfel nur sehr wenige menschengemachte Lichter sehen und so war es umso schöner, als die Sonne endlich hinter dem Horizont auftauchte. Aber schon vorher leuchtete der Himmel kräftig rot und ich konnte die Gedanken abschweifen lassen. Woran ich wohl alles gedacht habe…? 😛
Aber nochmal zurück zum Thema: Man konnte in der Ferne einige andere Berge und Vulkane sehen, unter anderem sogar die Rauchwolke des rund 200 km entfernten Acatenango, der beständig ausbricht und den wir einige Wochen später bestiegen. Ein guter Vorgeschmack, auch wenn er von nahem dann viel viel beeindruckender war, als man sich aus der Entferung vorstellen konnte.

Beim Abstieg konnten wir einen Blick in den Krater des Tajamulco werfen. Er ist mittlerweile erloschen und es ist schwer sich vorzustellen, welche Kraft und Energie einmal hier aus dem Inneren der Erde zutage trat.
Wieder im Basecamp angekommen gab es endlich Frühstück und dann machten wir uns auf den Weg zum Ausgangspunkt. Meiner Erfahrung nach gibt es zwei Typen von Wanderern: die einen bevorzugen bergauf zu gehen, die anderen bergab. Ich gehöre eindeutig zur ersten Gruppe. Bergauf ist zwar anstrengend und man braucht Luft, dafür werden aber die Muskeln nicht so stark beansprucht und die Füße tun weniger weh.
Aber ich war nicht der langsamste in der Gruppe beim Abstieg und so hatte ich genug Zeit die Aussichten zu genießen. Das ist für mich die wahre Motivation beim Wandern. Ich lernte allerdings bald, dass man nur entweder gucken oder laufen kann. Wenn ihr euch das auch merkt, bin ich schon zufrieden. Außerdem habe ich noch gelernt, dass es im Schlafsack wärmer ohne Kleidung ist und es beim Hinuntergehen hilft, die Schuhe fest zuzubinden.

Damit ist dieser Blog nun fast schon ein Ratgeber und ich erwarte, dass sich in Kürze Sponsoren bei mir melden.


Zu welchem Wandertyp gehört ihr? Hoch oder runter? Schreibt es in die Kommentare und lasst mir ein Like da. (für alle nicht Eingeweihten: das macht man als Influencer so)
(Ach ja, ein Influencer ist jemand, der über die sozialen Medien viele Leute erreicht und dadurch irgendwie wichtig ist. Und natürlich Geld verdient, indem er Produkte verkauft oder Firmen Werbung auf seinem Kanal machen.)

Bis bald!

Die erste Wanderung in Guatemala

Von Mexiko ging es also der Geografie folgend als nächstes nach Guatemala. Mein Wissen kurz vorher über dieses Land war bescheiden, doch ich hatte viel Gutes gehört und gelesen und so war ich sehr gespannt auf die Unterschiede.
Im Bus lernte ich eine Niederländerin kennen und wir bereisten Guatemala gemeinsam.
Was mir direkt an der Grenze auffiel ist, dass Guatemala sehr viel ärmer ist als Mexiko. Man sieht es einfach an den Gebäuden, den Menschen, den Märkten und den Straßen. Es war interessant, die ganzen Frauen in traditioneller Maya-Kleidung zu sehen. Interessanterweise tragen sehr viele Frauen diese, die Männer jedoch fast nie. In den ländlichen Gebieten kann man manchmal auch Männer damit sehen, aber in den Städten eigentlich nie.


Die erste Stadt, die ich besuchte, war Xela. Eigentlich heißt sie Quetzaltenango, aber das ist auch für die Einheimischen zu kompliziert und deswegen heißt sie eigentlich nur Xela. Xela ist als Ort für Sprachschulen bekannt und wie der ganze Westen Guatemalas als Wanderziel. In der Stadt selbst gibt es auch ein paar besuchenswerte Orte, aber nach einem Tag hat man eigentlich alles gesehen.


Die erste Wanderung führte uns zur Laguna Chicabal. Es wird aufgrund der Sicherheitslage meist nicht empfohlen, ohne Guide zu gehen, aber diese recht einfache Wanderung kann man guten Gewissens angehen. Um 6 machten wir uns auf den Weg zum Busbahnhof, fragten etwa 20 Leute und fanden schließlich den richtigen.
Das Bussystem in Guatemala ist definitiv interessant. Die Chicken-Busse sind alte amerikanische Schulbusse, die bunt angemalt, etwas getunt und mit kräftigen Musikanlagen versehen werden. Sie stoßen Unmengen schwarzen Rauchs aus und sind extrem laut. Gepäck wird in der Regel auf das Dach verladen und es ist erstaunlich, dass dabei nur selten etwas abhanden kommt. Zumindest habe ich meinen Rucksack immer wieder bekommen. Die Busse wurden für Kinder gebaut und haben dementsprechend schmale Sitze. Das stört allerdings keinen und so sitzen immer 3 Personen (Kinder nicht mitgezählt) auf einem Sitz, der reichlich 2 Personen bequem Platz bietet. Berührungsängste wird man nach einer Weile definitiv nicht mehr haben… Neben dem Fahrer hat jeder Bus einen Assistenten, der ständig das Ziel des Busses herumschreit, kassiert und das Gepäck auf dem Dach verlädt. Das geht übrigens auch während der Fahrt und wie Spiderman kommt er dann durch die hintere Notausgangstür des Busses wieder in den Innenraum zurück. Arbeitssicherheit stellt man sich als Europäer auf jeden Fall anders vor. Eine Reise im Chickenbus ist immer ein Erlebnis und man wird selten auf die Idee kommen, seine Kopfhörer heraus zu holen und einen Film zu gucken.


Aber zurück zur Wanderung: Die Wanderung selbst ist nicht besonders spannend oder anspruchsvoll, aber als Training ganz gut. Den größeren Teil legten wir allerdings aus Zeitgründen auf der Ladefläche eines Pickups zurück. Ziel ist es nämlich oben anzukommen, bevor die Wolken aufziehen, was ziemlich genau um 9 der Fall ist. Wir schafften es tatsächlich und konnten den Blick über die Lagune genießen. Allerdings nicht sehr lange, denn bald kamen tatsächlich die Wolken und versperrten die Sicht. Wir wanderten zur Lagune herunter und es war mal wieder atemberaubend: die Wolken zogen vom einen Rand des Kraters hinunter zum See und auf der anderen Seite wieder nach oben und aus dem Krater hinaus. Ich konnte mir gut nachvollziehen, warum der Ort den Maya heilich ist. Deswegen darf man auch keines Falls baden.
Wir hatten sogar Glück und konnten einer Maya-Zeremonie beiwohnen. Es war interessant und eine definitiv einmalige Stimmung. Am Ende wurde ein Hühnchen geschlachtet und geopfert. Ich hatte an diesem Morgen beim Aufstehen auf jeden Fall nicht damit gerechnet, einer Hühnchenschlachtung beizuwohnen.

Das war auch schon die erste Wanderung. Die nächste startete aber gleich am nächsten Tag. Es hieß also früh schlafen gehen, um in einer zweitägigen Wanderung den höchsten Gipfel Zentralamerikas zu erklimmen. Dazu dann mehr im nächsten Eintrag.

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