Frohe Weihnachten!
Die nächste Station war also die Hauptstadt. Sie wird oft (auch hier im Blog) einfach nur CDMX genannt, weil das praktischer ist.
Ich hatte ursprünglich nicht geplant, sie zu besuchen. Man hört einfach zu viel negatives: Drogenkrieg, Taschendiebstahl, Smog, Erdbeben- und Vulkangefahr, generelle Unsicherheit, zu viele Menschen, Verkehrsinfarkt… Man könnte bei einem Blick in die Medien meinen, dass Mexiko-City ein Kriegsgebiet ist.
Sicherlich gibt es all das. Vor allem der Smog und der Verkehrsinfarkt sind tatsächlich allgegenwärtig. Mitunter tränten meine Augen und auch die Schleimhäute waren manchmal gereizt. Aber seit ich in Mexiko angekommen war, hörte ich sehr viele positive Geschichten und hatte mich deshalb schon bald entschlossen, mir meine eigene Meinung zu bilden. Ich habe irgendwo gelesen, dass CDMX die meistunterschätzte Stadt der Welt sei. Ich würde dem absolut zustimmen. Ich habe eine Woche dort verbracht und es gibt einfach so viel zu tun und zu entdecken, dass man in dieser Zeit nur einen Bruchteil sehen kann. Um es mal vorweg zu nehmen: natürlich gibt es bestimmte Stadtteile, in die man als Tourist einfach nicht geht. Aber wenn man sich in den „normalen“ Teilen aufhält, muss man keine Angst haben. Natürlich ist es nicht ausgeschlossen, beklaut zu werden. Aber damit kann man leben. Der absolut größte Teil der Gewalt findet zwischen Drogenbanden statt und als Tourist muss man schon sehr großes Pech haben (oder sich sehr dumm anstellen) um davon betroffen zu sein.
CDMX ist eine der größten Städte der Welt und hat dementsprechend viele Facetten. Ich werde nicht über jeden Stadtteil, den ich besucht habe, berichten. Das würde einfach den Rahmen sprengen. Aber ich möchte einen generellen Eindruck vermitteln. Das ist das Ziel dieses Eintrags und für alles weitere gilt wie immer: selbst hinfahren und selbst erleben.
Natürlich gibt es Wolkenkratzer. Diese sind aber nicht so zahlreich wie in anderen Millionenstädten. Einer ist aber erwähnenswert: der Torre Latinoamerika. Er war lange Zeit das höchste Gebäude Lateinamerikas und ist noch heute eine Landmarke, die man von fast überall sehen kann. Er befindet sich im historischen Zentrum und hat eine Aussichtsplattform.
Ich mag es, mir zunächst einen Überblick über eine neue Stadt zu verschaffen. Kurz vor Sonnenuntegang machte ich mich also auf den Weg und es war eines der beeindruckendsten Erlebnisse meiner Reise bisher. Die Stadt ist einfach sehr sehr groß und die umgebenden Berge machen den Eindruck, als würden sie die Stadt einengen. Leider fühlten sich alle Pärchen während des Sonnenuntergangs berufen, möglichst viel zu küssen. Das hat die Stimmung etwas zerstört, aber ansonsten war es wirklich sehr sehr schön.
Generell fühlt sich CDMX meist nicht wie eine Millionenmetropole an, eher wie eine Kleinstadt. Die Häuser sind meist drei- oder vierstöckig und es gibt relativ viele Parks.
Besonders interessant ist, dass viele ältere Häuser sehr schief sind. Die Stadt wurde auf einem ehemaligen See errichtet und deshalb ist der Untergrund sehr weich. Die älteren Gebäude versinken deshalb Stück für Stück. Die Hauptkathedrale zum Beispiel 12 cm pro Jahr. Teilweise hat sich die Stadt in den letzten 100 Jahren um mehr als 8 Meter abgesenkt. Das dieser Prozess Probleme verursacht, kann man sich leicht vorstellen. Gebäude werden so schief, das man es mit bloßem Auge sehen kann oder das Gefühl hat, in der Kirche einen Berg hinauf zu laufen.
Außerdem brechen durch den Prozess Trink- und Abwasserleitungen. 40 Prozent des produzierten Trinkwasser versickern einfach. Und aus den Abwasserleitungen läuft das dreckige Wasser in die Trinkwasserleitungen…
Das wohl größte Problem des weichen Untergrundes ist aber, dass er die Schockwellen bei Erdbeben verstärkt. Die Stadt liegt in einer seismisch sehr aktiven Zone und es kommt regelmäßig zu schweren Erdbeben, deren Folgen man auch sieht. Einige Häuser wurden seit dem letzten schweren Beben 2017 noch nicht wieder aufgebaut.
Jedes Haus ist an ein Erdbebenwarnsystem angeschlossen und es gibt Tafeln, die die verschiedenen Signale erklären. Außerdem sind überall Fluchtwege und sichere Zonen markiert. Man stellt sich lieber nicht vor, was bei einem Erdbeben passiert.
Wo Erdbeben sind, gibt es ja meist auch Vulkane. Die zwei „Hausvulkane“ sind zwar einerseits sehr schön und beeindruckend anzuschauen, aber auch bei ihnen stellt man sich lieber nicht vor, was passiert, wenn sie erwachen. Außerdem ist die Luft in der Stadt sehr schlecht, weil sie an drei Seiten von Bergen umgeben ist und die Zirkulation so beeinträchtigt wird.
Ich denke, wir haben jetzt die größten Probleme abgedeckt. 😀
Ich möchte noch, dass ihr wisst, dass die Stadt auf mehr als 2200 Metern Höhe liegt. Man merkt das beim Treppensteigen auf jeden Fall.
Mexiko-City ist angeblich die Stadt mit den meisten Museen auf der Welt. Ich schaute mir aus Zeitgründen nur das allseits hoch gelobte Anthropologie-Museum an. Es beschäftigt sich neben der Menschwerdung vor allem mit den verschiedenen Kulturen Zentralamerikas. Ich verbrachte einen vollen Tag dort und konnte trotzdem nicht alles sehen. Mal abgesehen davon, dass der Kopf irgendwann voll ist, reicht die Zeit einfach nicht.
Neben Museen gibt es auch Unmengen an anderer Kultur: Streetart (Straßenkunst), Konzerte aller Stilrichtungen, Tanzaufführungen, Oper, Theater, … Es ist wirklich schwierig, sich zu langweilen.
Natürlich ist die Architektur in CDMX auch sehr interessant. Wenn man durch die Straßen geht, wird man allerlei Interessantes erblicken. Viele Häuser haben ihren kolonialen Stil bewahrt. Für so eine große Stadt irgendwie bewundernswert.
Einen Tagesausflug machte ich in die nahegelegene Ruinenstadt Teotihuacan. Man kann dort unter anderem die drittgrößte Pyramide der Welt besteigen. (die zweitgrößte ist in Ägypten und die größte bestieg ich einige Tage später) Insgesamt ist diese Ruinenstadt für mich die bisher spannendste gewesen.
Ich hoffe, dass euch Text und Bilder einen guten Überblick geben. Ich empfehle den Wikipedia-Artikel über CDMX, er ist recht interessant und ich habe sicher nicht alles, was darin steht, hier geschrieben.
Das war es für dieses Mal. Bis bald und herzlichste Grüße. 😉