Im Hintergrund sieht man das Jaisalmer Fort.

Ich möchte zu Beginn dieses Beitrages kurz die aktuelle Situation (zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Blogs) schildern: Es ist jetzt gegen 13 Uhr und wir sind vor ein paar Stunden in Amritsar angekommen. Hinter uns liegt eine recht lange Reise von Jaisalmer: Vorgestern Abend stiegen wir in den Nachtzug nach Jaipur, dort kamen wir dann gegen 13 Uhr an und erkundeten ein paar Stunden die Stadt. Am gleichen Abend dann bestiegen wir den Nachtbus mit Ziel Amritsar, wo wir nach weiteren 14 Stunden Fahrt ankamen. Zwar ließ es sich im Bus relativ gut schlafen, dennoch fordern die letzten Tage ihren Tribut. Ich bin zwar motiviert zum Schreiben, aber falls es an manchen Stellen etwas komisch wird, wisst ihr warum… 😀

Wie man an der Reisedauer erahnen kann, ist Jaisalmer relativ am A**** der Welt. Wenn man es etwas genauer formulieren will: in der Mitte der Wüste Thar. Die pakistanische Grenze ist etwa 60 km entfernt. Jaisalmer ist von der Atmosphäre her anders als die Städte, die wir bisher besucht haben: nur etwa 65 Tausend Einwohner und erbaut aus den Steinen der umgebenden Thar, sieht es hier einfach anders aus. Während des Sonnenuntergangs kann man die Bezeichnung „Goldene Stadt“ tatsächlich nachvollziehen.

Für die Wüste und diese Jahreszeit sehr untypisch, war es bei unserer Ankunft zunächst kalt und nass. Insgesamt nicht sehr einladend. Da die Busfahrt an diesem Tag auch wieder 6 Stunden gedauert hatte, ließen wir es gut sein. Am nächsten Tag erwartete uns nämlich das aus meiner Sicht bisherige Highlight der Reise: eine Kamelsafari in der Wüste mit anschließender Übernachtung unter freiem Himmel.

Zunächst ging es mit einem Jeep etwa 50 km in die Wüste. Unterwegs besuchten wir ein Geisterdorf und eines, dass nach wie vor bewohnt ist. Sofort waren wir von zahlreichen Kindern umringt, die sich über den Besuch zu freuen schienen.



Es ist schwer sich vorzustellen, hier zu leben: Zwar gibt es laut Aussage unseres Guides in einigen Dörfern Schulen, dennoch ist die Analphabetenrate in und um Jaisalmer sehr hoch. Da die Menschen hier überwiegend Subsistenzwirtschaft betreiben, ist es für sie sehr schwer, das Schulgeld zu finanzieren. Durch die hohe Konkurrenz im Bereich der Kamelsafaris ist es für die lokale Bevölkerung schwer, vom Tourismus zu profitieren.

Schließlich trafen wir, mitten in der Wüste, auf unseren Kamelführer. Es ist ein besonderes Gefühl, auf dem Rücken dieser Tiere zu sitzen: beim Aufstehen muss man sich sehr gut festhalten und dann sitzt man auf einmal sehr weit oben. Die Bezeichnung Wüstenschiff erschloss sich mir auch schnell: recht langsam ging es durch die Wüste. An diesem Tag lief der Guide voran, sodass es besonders langsam vorwärts ging. Das bringt aber den Vorteil, dass der Ritt wesentlich angenehmer ist. Auf dem Rückweg am nächsten Tag ohne „Bremse“ schaukelte es doch recht stark und Menschen mit Rückenproblemen hätten sicherlich länger etwas davon…

Pünktlich vor dem Sonnenuntergang erreichten wir die Dünen. Es war ein wahrlich erinnerungswürdiger Sonnenuntergang! Die Wüste ist schon ein besonderer Ort.
Übrigens gibt es tatsächlich recht viel Leben in der Wüste: Vögel, Antilopen sowie Käfer und andere Insekten. Auch ein Wüstenfuchs besucht das Camp wohl regelmäßig, leider konnten wir ihn nicht selbst sehen.

In Jaisalmer selbst ist das Fort der Anziehungspunkt. Innerhalb der Fortmauer befindet sich ein Labyrinth aus Häusern mit vielen Shops für Touristen. Aber es gibt auch unzählige Punkte, von denen aus man einen wunderbaren Blick auf die Stadt hat. Ein Abendessen beim Sonnenuntergang sollte man sich nicht entgehen lassen!

An unserem letzten Tag spazierten wir zu einem kleinen See, auf dem man Tret- und Ruderboote ausleihen kann. Das konnte ich mir als begeisterter Wassersportler natürlich nicht entgehen lassen. Allerdings ist der See aufgrund der Trockenzeit momentan noch kleiner als sonst, sodass wir nach einer halben Stunde genug hatten. Wir gingen zum Hostel zurück und ruhten uns ein wenig für die bevorstehende Reise, die an diesem Abend beginnen würde, aus.

In Indien herrscht zwar meistens Chaos, aber die Tretboote haben Nummernschilder…

Damit sind wir nun quasi wieder am Beginn dieses Blogeintrags angekommen und ich kann guten Gewissens enden.

Ich möchte mich wieder bei allen fleißigen Leserinnen und Lesern für das Feedback und die Aufmerksamkeit bedanken.

Amritsar wird vermutlich unsere vorletzte Station (abgesehen von Delhi) sein. Am 14. geht es für mich wieder nach Rostock (wo eine Klausur auf mich wartet) und für Clemens nach Amman in Jordanien (wo sicherlich weitere tolle Erlebnisse warten).

Liebe Grüße!